Ehrung in Dorfen:Mehr als jeder erwarten darf

Ehrung in Dorfen: Gehobene Stimmung: Die Preisträger und ihre Laudatoren bei der Preisverleihung im Jakobmayer.

Gehobene Stimmung: Die Preisträger und ihre Laudatoren bei der Preisverleihung im Jakobmayer.

(Foto: Renate Schmidt)

Dorfen zeichnet besonders engagierte Bürger aus: Die Preise für Kultur, Umwelt und Soziales gehen an Franz Erl, den Bauernmarkt und die Flüchtlingshilfen. Und Benno Meindl bekommt die Bürgermedaille

Von Philipp Schmitt, Dorfen

Die Stadt Dorfen hat am Freitag im Jakobmayer-Saal die Sozial-, Umwelt-, Kulturpreisträger 2016 ausgezeichnet und den Kirchenmusiker Benno Meindl mit der Bürgermedaille für sein Lebenswerk geehrt. "Wir wollen damit Dank und Anerkennung für das Engagement aussprechen. Bürgersinn und Solidarität ist vor allem in Zeiten großer Umbrüche unverzichtbar", sagte Bürgermeister Heinz Grundner (CSU). Neben dem mit der höchsten Ehrung der Stadt gewürdigten 88-jährigen Meindl wurden der frühere Dorfener Stadtrat und Kulturreferent Franz Erl (Kulturpreis), der von Regina und Nikolaus Blasi vertretene Bauernmarkt Dorfen (Umweltpreis), sowie die von Elisabeth und Adalbert Wirtz repräsentierte Flüchtlingshilfe Dorfen und der von Martha Hanslmaier vertretene Flüchtlingshelferkreis Schwindkirchen (Sozialpreis) für ihre Arbeit mit Ehrenurkunden belohnt.

"Es war ein langes Leben mit Höhen und Tiefen", sagte Meindl, dem neben der Tätigkeit als Kirchenmusiker, Komponist und Chorleiter die musikalische Ausbildung von jungen Leuten in seiner beruflichen Arbeit "immer besonders wichtig war" und dessen Schüler, der zehnjährige Thomas Seidl aus Sankt Wolfgang, am Klavier sein Können unter den Augen des Mentors aufblitzen ließ. Meindl war 1957 auf Empfehlung seines Vorgängers, dem späteren Regensburger Domkapellmeister und Bruder des emeritierten Papst Benedikt, Georg Ratzinger, zum Kirchenmusiker der Pfarrei Maria Dorfen bestimmt worden, was für ihn "ein Glücksfall in meinem Leben war". Neben der Kirchenmusik und dem Unterricht hat sich der 1929 geborene Preisträger unter anderem als Chorleiter und Gründer der seit 1990 von Sohn Guido geleiteten Dorfner Bläserbuben und Mitgründer des Männerchors Dorfen engagiert. Für seine vielfältige Arbeit war Meindl bereits 1989 mit dem Kulturpreis des Landkreises ausgezeichnet worden. Als er 1994 in den Ruhestand trat, führte Ernst Bartmann, der 2008 den Kulturpreis des Landkreises bekommen hat, als Dorfner Kirchenmusiker seine vielfältige Arbeit weiter.

Darüber hinaus wurde Franz Erl mit dem Kulturpreis der Stadt geehrt. Die Festgäste durften dabei wie schon bei der Premiere des Open-Air-Belcanto-Opernabends 1990 in Dorfen einer 1904 aufgezeichneten Aufnahme des damaligen Startenors Enrico Caruso im Saal lauschen. Damit machte Erl den Besuchern Appetit auf den nächsten Sommer und den nächsten Opernabend. Der frühere Kulturreferent Erl ist vielseitig kulturell engagiert, wie Stadtrat Ludwig Rudolf sagte. Erl hat 1995 in Dorfen ein Theaterstück von Bert Brecht inszeniert und blieb auch nach seiner Zeit als Kulturreferent aktiv. "Ich habe mich sehr über die Auszeichnung gefreut", sagte Erl. Ebenfalls positiv überrascht zeigte sich Nikolaus Blasi, der als Vertreter des Bauernmarktes den Umweltpreis entgegen nahm. "Wir freuen uns über die Anerkennung." Vor mehr als 22 Jahren startete der Markt am 18. März 1994 mit in der Region erzeugten Produkten von 30 Bauernfamilien in einem ehemaligen Heustadl. In seiner Laudatio sagte Umweltreferent Gerald Forstmaier, dass der Einkauf auf dem Bauernmarkt "etwas Besonderes" sei und dass dort frische Lebensmittel und bayerische Spezialitäten zu finden seien. "Der Bauernmarkt ist ein voller Erfolg." Die Zahl der Angebote und der beteiligten Bauern sei seit der Gründung deutlich gestiegen. Am Grundsatz, nur saisonales Obst und Gemüse zu verkaufen, wird festgehalten, Bananen, Orangen und Zitronen sucht man dort vergebens.

Der Sozialpreis 2016 ging an die Flüchtlingshilfe Dorfen und den Flüchtlingshelferkreis Schwindkirchen, vertreten durch Elisabeth und Adalbert Wirtz und Martha Hanslmaier. Der Referent der Stadt für Familien, Soziales und Schulen, Michael Oberhofer, sagte, das enorme Engagement sei nicht selbstverständlich und deshalb beeindruckend. Die Dorfgemeinschaft habe den Hilfe suchenden Menschen ländliche Willkommenskultur vermittelt. Martha Hanslmaier sagte, dass "ein Lächeln der Flüchtlinge mehr als genug" als Feedback sei. Sie bedankte sich auch bei der Pfarrei und Landjugend Schwindkirchen und der Stadt für die gute Zusammenarbeit. Adalbert Wirtz von der Flüchtlingshilfe Dorfen bezeichnete die kritische Haltung vieler Bürger gegenüber Flüchtlingen als "Versagen der Gesellschaft, das aber nur von kurzer Dauer sein wird". Anfang Januar 2015 kamen erste Flüchtlinge nach Schwindkirchen und dann nach Dorfen, wo sie von den "Motoren der Flüchtlingshilfe", so Grundner, um Adalbert Wirtz und Georg Wiesmaier betreut wurden. Die Feier klang mit dem Eintrag der Geehrten ins Goldene Buch der Stadt Dorfen aus.

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