Süddeutsche Zeitung

Ehrenamt:Zugewinn an Menschlichkeit

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Seit fünf Jahren gibt es Grüne Damen und Herren an der Klinik

Von Antonia Steiger, Erding

Wer als Patient in ein Krankenhaus komme, der fühle sich manchmal wie auf einem fremden Planeten. Dieses Gefühl sollen die Grünen Damen und Herren lindern, ehrenamtlich engagierte Frauen und Männer, die sich ans Bett setzen, zuhören, kleine Erledigungen übernehmen und eine Verknüpfung zur Außenwelt darstellen. Das Krankenhaus als unbekannter Planet, dieses Bild verwendete Lorenz Bott-Flügel, ärztlicher Direktor am Klinikum Erding, bei einer Feierstunde zum fünfjährigen Bestehen der Grünen Damen und Herren in Erding. Bereits 50 Jahre ist es her, als dieses Ehrenamt in Deutschland eingeführt. In dem Jahr, 1969, als die erste Mondlandung die Menschheit erschütterte. Auch dies ein bis dahin fremder Planet.

Insgesamt 19 Grüne Damen und einen Grünen Herrn gibt es derzeit am Klinikum Erding. Da ist noch viel Luft nach oben, findet Marlene Hohlbach, die als Einsatzleiterin fungiert und dieses Ehrenamt in Erding etabliert hat. Besonders in der Inneren Station am Klinikum Dorfen benötige man dringend ehrenamtlich Engagierte, sagte sie am Mittwoch während der Jubiläumsfeier im Foyer des Klinikums Erding. Bedarf für ehrenamtliche Unterstützung gebe es auch für die künftige Demenzstation. Die stellvertretende Pflegedirektorin Gudrun Leifried belegte anstelle der stimmlich indisponierten Pflegedirektorin Gertrud Friess-Ott mit einem Beispiel die Bedeutung dieses Ehrenamtes: Nur weil eine Grüne Dame da gewesen sei, habe man am Wochenende eine schwer an Demenz erkrankte Patientin gut betreuen können. Natürlich leisteten Ärztinnen und Ärzte, Krankenpflegerinnen und Krankenpfleger wertvolle Arbeit, sagte auch Landrat Martin Bayerstorfer (CSU), in dessen Verantwortungsbereich das Klinikum Erding seit heuer wieder liegt. Die ehrenamtlich engagierten Frauen und Männer böten jedoch ein zusätzliches Plus an Zuwendung für die Patienten dringend, sagte er und bedankte sich. Sie seien besonders wichtig, "damit die Atmosphäre stimmt". Auch wenn sie sich manchmal beiseite schieben lassen müssen, wie Bott-Flügel sagte. Er entschuldigte sich bei den fast komplett anwesenden Grünen Damen und Herren, dass sie manchmal ihren Besuch am Krankenbett verkürzen müssten, weil die Ärzte zur Visite kämen. Ihr Wirken sei jedoch unverzichtbar, denn die Patienten freuten sich immer wieder sehr, "wenn jemand ohne einen spitzen Gegenstand an ihr Bett tritt".

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Quelle:
SZ vom 07.11.2019
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