Ehe für alle:Zwei Frauen trauen sich als Erste

Am Standesamt Erding findet im Dezember die erste gleichgeschlechtliche Eheschließung statt. Die Umsetzung in der Praxis ist noch offen. Formulare und Computersysteme müssen erst angepasst werden

Von Regina Bluhme, Erding

Eine Premiere wird im Dezember am Standesamt in Erding gefeiert: Dann heiratet dort erstmals ein gleichgeschlechtliches Paar. Die beiden Frauen haben sich vor kurzem angemeldet. Seit gestern, 1. Oktober, gilt per Gesetz die Ehe für alle. In Berlin oder Hamburg hatten die Standesämter am Sonntag sogar ausnahmsweise geöffnet. Im Landkreis ist das Interesse noch sehr verhalten. Wie sich die Ehe für alle praktisch umsetzen lässt, das steht für die Standesämter derzeit allerdings noch in den Sternen. Formulare und Vordrucke müssen erst noch angepasst, die Software muss geändert werden. Antwort auf die Fragen erhoffen sich die Standesämter bei einer kreisweiten Schulung im November.

Wenn gleichgeschlechtliche Paare den Bund fürs Leben eingehen wollen, so hatten sie seit der Einführung 2009 nur die Möglichkeit einer eingetragenen Partnerschaft. In der Großen Kreisstadt Erding werden im Jahr durchschnittlich fünf Partnerschaften auf dem Standesamt gegründet, teilt Günter Pech, Sprecher der Stadt Erding, mit. Seit 1. Oktober könnten diese Partnerschaften auf den Standesämtern in eine Ehe umgewandelt werden. Ein entsprechender Antrag dafür liegt laut Pech aber noch nicht vor. Dafür will sich aber ein lesbisches Paar auf dem Standesamt Erding trauen lassen. Im Dezember werden sie heiraten.

In der Stadt Dorfen gibt es nach Auskunft von Sprecher Georg Seitz bisher weder Anträge, eine Partnerschaft in eine Ehe umzuwandeln, noch einen Antrag auf eine gleichgeschlechtliche Eheschließung. Im Bereich der Stadt Dorfen wurden bislang sechs Lebenspartnerschaften beurkundet, teilt Seitz mit. In Taufkirchen/Vils wiederum zählt Standesamtsleiter Anton Kreuzpointner bislang neun Lebenspartnerschaften. Auch hier sind weder eine Umwandlung noch eine Eheschließung beantragt.

Womöglich sind die Standesbeamten auch ganz froh, dass der große Ansturm bislang ausbleibt. Denn es sind noch einige Fragen offen. Zum Beispiel: Was wird aus "Ehefrau" und "Ehemann" auf dem Vordruck? Neugefasste Formulare "wurden noch nicht gesehen", schreibt Anton Kreuzpointner. "Uns liegt bisher noch kein Muster einer Urkunde vor", berichtet auch Georg Seitz aus Dorfen. Seiner Kenntnis nach "soll anstelle von ,Ehemann' und ,Ehefrau' der Leittext ,Ehegatten' erscheinen". In der Anmeldung laute es dann: "Name des Eheschließenden 1, Name des Eheschließenden 2".

Die künftigen Änderungen würden bei der nächsten kreisweiten Standesamtsschulung im November besprochen, informiert Kreuzpointner. Dort werde auch bekannt gegeben, wie zum Beispiel "die technische Umsetzung in den Personalstandsregistern aussieht". Denn auch die Computersysteme der Standesämter müssen umgestellt werden, folgerichtig auch die Systeme weiterer Behörde, wie zum Beispiel des Statistischen Bundesamts.

Wie Seitz mitteilt, haben die Ämter bisher folgende Information von Seiten des Bundes bekommen: "Technisch wird eine Anpassung der Leittexte im Eheregister voraussichtlich erst im Jahr 2018 möglich sein".

Das sei aber kein Hindernis für eine Heirat, betont Günter Pech. "Sie können jetzt schon heiraten, auch wenn die Anpassung erst später erfolgt."

Möglicherweise warten auch noch einige Paare ab, wie es mit dem Vorhaben Bayerns weitergeht, gegen das Gesetz vor dem Bundesverfassungsgericht zu klagen. Derzeit prüfen Sachverständige die Rechtslage.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: