Eching:Revolution im Land der Massivholzschränke

Ikea Eching

Für den ersten Werbeslogan und eine Werbekampagne wurde Eching, einem schwedischen Stereotyp aus der Tierwelt folgend, in "Elching" umgetauft.

(Foto: Lukas Barth)

Vor 45 Jahren hat das schwedische Möbelhaus seine erste Niederlassung in Deutschland in Eching gegründet. Erweiterungspläne sind dort vorerst storniert, weil der Ausbau des Standorts Berlin Vorrang hat

Von Klaus Bachhuber, Eching

Die Ansiedlung von Ikea gehört längst essenziell zum Mythenschatz der Echinger Ortsgeschichte. Wie der "lässige Schwede" im Wollpulli beim Bürgermeister aufkreuzte, wie der "Gori"-Bauer dem Ingvar Kamprad eine Halle ins Industriegebiet baute, wie das Blau im Logo anders aussehen musste als daheim in Schweden, wegen der Echinger Werbeanlagensatzung... Für welche Revolution im beschaulichen Eiche-massiv-Handel der Bundesrepublik Ikea Eching dann stand, als es 1974 eröffnete, ist heute nicht mehr zu ermessen.

Diese Saga wird nun immer häufiger aufgewärmt, weil Ikea offenbar im höheren Alter dazu übergeht, die Jubiläen zu feiern, wie sie fallen. Jetzt also: 45 Jahre Ikea in Deutschland, 45 Jahre Ikea Eching. Am 17. Oktober 1974 hat Ikea, damals an der Ohmstraße, aufgesperrt, vom 17. bis zum 19. Oktober gibt es nun Aktionstage zum Jubiläum. Beim 40. Geburtstag, als der damalige CEO des weltweiten Ikea-Konzerns in Eching vorbeischaute, schien für das nächste Jubiläum ein neues Umfeld ausgemalt: Ikea wollte mal wieder vergrößern, zum mittlerweile dritten Mal in Eching. Die Verkaufsfläche sollte nahezu verdoppelt werden, der neue Markt da aufgebaut, wo jetzt das Parkdeck steht; Baubeginn sollte 2018 sein, im Jahre 44.

Die Pläne wurden dann storniert - und heute liegen sie in der deutschen Konzernzentrale in Hofheim-Wallau nicht mal mehr auf Wiedervorlage. "Unsere kompletten Kapazitäten sind auf den Aufbau eines neuen Standorts in Berlin konzentriert", sagt Chantal Gilsdorf aus der Unternehmenskommunikation auf Anfrage. Dahinter sei eine Neuausrichtung des Großraums München in den Hintergrund getreten. 2017 war Ikea auch auf der Suche nach einem Standort in der Münchner Innenstadt. Der Markt in Eching sollte dann nur noch in Korrespondenz zu diesem neuen City-Store entwickelt werden, also genau das bieten und ermöglichen, was am räumlich limitierten Innenstadtstandort fehlen musste. Nicht mal diese Koppelung sei heute noch Planungsgrundlage, heißt es von Ikea, die Pläne für München und Eching stünden komplett bei Null. In München sei man aber wegen Berlin derzeit "nicht mehr konkret auf Standortsuche", versichert Gilsdorf, und ob Eching weiter nur in Abhängigkeit von München gesehen werde, müsse auch erst wieder neu entschieden werden. Aber all das sei intern noch ohne Terminierung.

Jetzt also 45. Geburtstag, in dem Markt, der in Nachfolge der 1974er Halle einige Meter nördlich an der Ohmstraße 1985 errichtet und 2001 auf 15 000 Quadratmeter Verkaufsfläche erweitert wurde. "Wer jung ist, hat mehr Geschmack als Geld" - das war der Titel des ersten Ikea-Katalogs 1974, "das unmögliche Möbelhaus aus Schweden" der erste Werbeslogan und für eine Werbekampagne wurde Eching, einem schwedischen Stereotyp aus der Tierwelt folgend, in "Elching" umgetauft.

Heute hat der Konzern, der mit der Ansiedlung in Eching 1974 von Schweden aus nach der Schweiz als dritte Nation Deutschland ansteuerte, weltweit über 300 Märkte in mehr als 30 Nationen auf allen fünf Kontinenten. In Deutschland betreibt Ikea 53 Einrichtungshäuser mit rund 15 000 Beschäftigten. In Eching starteten 1974 übrigens 63 Ikea-Mitarbeiter. Als Umsatz wurden in Deutschland 2018 mehr als fünf Milliarden Euro ausgewiesen, die Einrichtungshäuser sollen 100 Millionen Besuche verzeichnet haben.

Von Donnerstag, 17., bis Samstag, 19. Oktober, gibt es bei Ikea Eching zahlreiche Jubiläumsaktionen, unter anderem ein Bällebad für Erwachsene, Frühstück im Bett, Fotobox, Musikrätsel und noch weitere Überraschungen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: