Süddeutsche Zeitung

Eching:Mit Kilt, Kaftan und Dirndl

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Das internationale Begegnungsfest des Kulturforums auf dem Bürgerplatz spiegelt wider, wie vielfältig Eching ist. Viele Besucher tragen die Tracht ihres Heimatlandes - auch die Delegation der ungarischen Partnergemeinde Majs

Von Klaus Bachhuber, Eching

Die Ukraine liegt gleich neben den Philippinen und schräg westlich davon findet sich die Mongolei. Vielleicht nicht wirklich auf der Erde - ganz sicher aber, zumindest einen Tag lang, auf dem Echinger Bürgerplatz. 2342 Menschen mit anderer Staatsangehörigkeit leben aktenkundig gerade in Eching, sie kommen aus 90 Nationen. Aus diesem Schatz an Vielfalt und kulturellem Reichtum hat das junge Kulturforum nun erstmals ein internationales Begegnungsfest der Kulturen initiiert: Es war bunt, vielseitig und fantasievoll.

Den ganzen Tag über gab es am Samstag auf dem Bürgerplatz, im Bürgerhaus und im ASZ ein abwechslungsreiches Programm mit Vorführungen, Mitmachaktionen, Musik, Verpflegung und viel Information an über einem Dutzend Ständen - von der Ukraine bis zur Mongolei. Im Ortsbild war die Vielfalt an dem Tag durch Trachten aus aller Welt, vom Kaftan bis zum Kilt, unübersehbar - eindeutig dominiert freilich von Lederhose und Dirndl. Aus der ungarischen Partnergemeinde Majs war eigens eine Delegation in den ortsüblichen Trachten angereist.

Eching sei "von Natur aus multikulti", sagte Kulturforums-Vorsitzende Sybille Schmidtchen bei der Eröffnung und verwies auf die Historie, von der Völkervielfalt der Bajuwarenzeit bis, sehr viel später, zur Integration heimatvertriebener Ungarn- und Sudetendeutscher in dem kleinen Bauerndorf. Daher sei Eching "grundsätzlich ein Vielvölkergemisch", bilanzierte sie, "und diese Vielfalt tut gut". Da derzeit immer neue Grenzen errichtet würden, sei es "wichtig zu zeigen, dass Eching keine Grenzen kennt", rief Schmidtchen den weit über hundert Besuchern bei der Eröffnung zu. Wie der Ort zuletzt die Asylbewerber aufgenommen und betreut habe, das schaffe ein Heimatgefühl, sagte sie: "Es ist schön, in so einer Heimat zu leben!"

Schier unerschöpflich waren die Aktionen vom Malen wie die Aborigines über Origami oder dem Reinschnuppern in diverse Tänze der Welt bis zum afrikanischen Trommelworkshop, außergewöhnlich vielseitig die Veranstaltungen vom indischen Sitar-Spieler über zweisprachige Lesungen bis zur Echinger Hausmusik. Echinger Wirte kochten griechisch, italienisch, kroatisch und bayerisch. Schüler und Kindergartenkinder sangen in mehr Sprachen als beim Turmbau zu Babel protokolliert wurden.

Schöne Erinnerungen an den Tag waren blühende Kulturbausteine, die der Verein verkaufte, bunt geschmückte Leiterwägen, die versteigert wurden - und als zentrales Souvenir des Festes bleibt eine Mosaik-Stele, in die unter der Regie von Margret Lösch Besucher heimatliche Gegenstände einbringen konnten. Und wenn ein Bub in Lederhose und sein Spezi in rumänischer Sonntagstracht gemeinsam zu den Klängen eines mongolischen Kehlgesangs die Augen verziehen - dann heißt Völkerverständigung mitunter auch, andere Kulturen auszuhalten.

Über neun Stunden mit durchgängig gutem Besuch freute sich Organisatorin Schmidtchen zum Abschluss. "Die Leute waren gut gelaunt", bilanzierte sie, "alle Angebote wurden gut angenommen." Am späten Nachmittag vertrieben Regentropfen die Besucher der letzten Veranstaltungen dann in geschlossene Räume. Ein Konzert der Band Cara mit irischer Musik bildete zu Leberkäs und Weißbier den Abschluss des Festes.

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Quelle:
SZ vom 25.07.2016
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