Eching:Absonderlicher Eiertanz

Eching: Auch die Variante eines möglichst naturbelassenen Hollerner Sees findet im Echinger Gemeinderat durchaus ihre Verfechter.

Auch die Variante eines möglichst naturbelassenen Hollerner Sees findet im Echinger Gemeinderat durchaus ihre Verfechter.

(Foto: Marco Einfeldt)

Die Diskussion um die Zukunft des Hollerner Sees treibt immer neue Blüten. Nun muss offenbar nach elf Jahren Debatte um eine kommerzielle Nutzung auf dem Gelände erst mal der kommerzielle Nutzen geklärt werden

Von Klaus Bachhuber, Eching

Einmal mehr hat der Echinger Gemeinderat eine Entscheidung über die zukünftige Gestaltung des Hollerner Sees verweigert. Der Eiertanz um die Ausrichtung des Erholungsgebiets treibt dabei immer absonderlichere Blüten. Jetzt ist dem Gemeinderat nach fast elf Jahren Debatte um die kommerzielle Nutzung am See aufgefallen, dass noch nie geklärt wurde, was hier überhaupt der kommerzielle Nutzen wäre. Und das aufwendige Plangutachten scheint den Echingern wider Erwarten nur limitierte Gestaltungsfreiräume zu ermöglichen.

Von einer Therme am Nordostufer über die aktuell debattierte Seesauna bis hin zum möglichen Caravan-Stellplatz in der Südwestecke des Geländes war es das Mantra jeder Auseinandersetzung, dass diese kommerziellen Nutzungen helfen müssten, den Unterhalt der gigantischen Erholungslandschaft zu finanzieren. Nun ließ Bürgermeister Sebastian Thaler in einem Nebensatz anklingen, er habe in Gesprächen mit potenziellen Investoren "nicht den Eindruck gewinnen können, dass wir hier ausreichend positive Einnahmen generieren könnten".

Kommerzielle Nutzung ohne kommerziellen Ertrag? Nachdem die finanzielle Bilanz elf Jahre lang ohne Zahlen diskutiert worden war, forderte der Gemeinderat nun dringend eine Zahlengrundlage. Thaler hätte die Grundsatzfrage einer Ansiedlung von Sauna und Caravan-Stellplatz oder eine naturnahe Nutzung auch ohne diesen Zusatzaufwand für die Rathausverwaltung entscheidungsreif gefunden. "Haben wir nicht wichtigere Themen in der Gemeinde?", fragte er angesichts des Aufwands für derartige Kalkulationen, konnte sich aber nicht durchsetzen; das Gremium forderte Vergleichsberechnungen.

Die seit Jahren standardisierte Argumentation, dass sowohl Sauna als auch Caravan-Stellplatz den Ganzjahresbetrieb eines See-Restaurants unterstützen würden, gerät nun in Frage. Thaler berichtete, dass sowohl der potenzielle Sauna- als auch der Stellplatzbetreiber jeweils eigene Lokale in ihre Anlagen integrieren würden, so dass es damit statt der Belebung eines See-Restaurants dann drei Gaststätten am See gäbe.

Und beim Plangutachten zur Seegestaltung drohen eventuell juristische Probleme. Das Instrument des Plangutachtens war stets so dargestellt worden, dass der Gemeinderat alle drei Pläne ankaufe und dann folglich über alle Gestaltungselemente frei verfügen und sie nach Gusto kombinieren könne. So legte sich die Jury auf einen Entwurf fest, der den Auftrag zur Seegestaltung erhalten sollte; aus anderen Entwürfen, für die in Summe über 80 000 Euro ausgegeben wurden, wurden Ideen zur Übernahme empfohlen.

Jetzt hat aber eines der anderen Büros protestiert: Wenn aus dem eigenen Entwurf laut dem Protokoll des Jury-Entscheids gleich fünf zentrale Elemente umgesetzt werden sollen - warum soll dann ein anderes Büro den Auftrag erhalten? Auch zu dieser Frage herrschte in der Sitzung Ratlosigkeit. Einzig gegen die Stimme von Leon Eckert, der für eine sofortige Entscheidung gegen die als kommerziell geltende Nutzung plädierte, verständigte sich das Gremium einmütig auf eine Vertagung. Die Rathausverwaltung soll Kalkulationen für mögliche Erträge dieser Nutzungen einholen und ausrechnen.

Freilich hatte es in der zweistündigen Debatte zuvor nicht wirklich so geklungen, als ob irgend jemand im Saal noch nicht in seiner Meinung festgelegt wäre. Die CSU plädierte eindeutig für die Sauna, weil "es uns ja nichts nutzt, wenn wir dort nur Wasser haben", wie ihr Sprecher Georg Bartl über die Zukunft des Hollerner Sees sagte. Bei der FWG ließ Christoph Gürtner anklingen, dass angesichts der Größe des Sees "eine Vielfalt der Nutzungen durchaus machbar und möglich ist".

Für die SPD artikulierte Anette Martin deutliche Bedenken gegen Sauna und Stellplatz, für die Grünen forderte Eckert "einen See für alle Menschen" und folglich nicht eine Sauna für obere Gehaltsklassen und für die "Bürger für Eching" wie auch für die dort mittlerweile ausgetretene, fraktionslose Irena Hirschmann ist der Kampf für einen naturnahen Hollerner See ohnehin das Kerngeschäft.

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