Süddeutsche Zeitung

Ebersberg:Verstärkung im Landratsamt

Lesezeit: 3 min

Die Behörde stellt 15 weitere Mitarbeiter ein. Gründe dafür sind unter anderem der Brexit und das MVV-Sozialticket

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Es heißt, man wächst mit seinen Aufgaben - und das gilt ganz offenbar auch für Behörden. Weil es im Landratsamt Ebersberg immer mehr zu tun gibt, sollen die Mitarbeiter im kommenden Jahr 15 neue Kollegen bekommen. Dies hat der Kreis- und Strategieausschuss nun einstimmig beschlossen, die Personalkosten für den Landkreis steigen dadurch 2020 um voraussichtlich 396 760 Euro.

"Wir haben uns sehr intensiv mit dem Stellenplan auseinandergesetzt", sagte Landrat Robert Niedergesäß (CSU) im Ausschuss, und die neuen Stellen wirklich nur für die Bereiche beantragt, "wo dringend Bedarf ist". Grundsätzlich sei man bemüht zu "schauen, wo ist es noch leistbar, wo ist es möglich, die Arbeit zu strecken". Allerdings gebe es in den Bereichen, die nun mit neuen Stellen versorgt werden sollen, keinen Spielraum mehr. "Es sei denn, wir setzen manche Sachen nicht um, etwa das Sozialticket."

Dieses auch "Isar-Card S" genannte Angebot wird der MVV im Dezember einführen, Menschen mit geringem Einkommen können damit günstiger unterwegs sein. Um sich so ein Sozialticket aber kaufen zu können, wird der Landkreispass benötigt, darin wird die Bedürftigkeit bescheinigt. Um allen 1800 Berechtigten einen solchen Ausweis ausstellen zu können, braucht das Bürgerbüro eine zusätzliche Stelle.

Mehr zu tun gibt es auch in der Personalabteilung, hier ist ebenfalls eine weitere Stelle nötig - was daran liegt, dass auch in den vergangenen Jahren viele neue Kollegen dazukamen. Laut Verwaltung ist die Zahl der Landratsamtmitarbeiter in den vergangenen vier Jahren um gut 22 Prozent gestiegen. Aktuell hat die Behörde 560 Mitarbeiter, die entweder Angestellte oder Beamte des Landkreises sind. Außerdem gibt es 80 Staatsbeamte, die Aufgaben des Bezirkes übernehmen und auch von diesem bezahlt werden. Was allerdings laut der Chefin der Personalabteilung, Margrita Schwanke-Berger, nicht immer sofort passiert. Daher müsse der Landkreis gelegentlich Stellenmehrungen im staatlichen Landratsamt aus eigenen Mitteln überbrücken.

Auch die Digitalisierung, die ja eigentlich Arbeit vermeiden soll, macht erst einmal mehr davon. So braucht die Behörde einen Informationssicherheitsbeauftragten, und auch im Jugendamt wird ein Computerexperte benötigt, etwa um die Umstellung auf die E-Akte und andere Digitalisierungsaufgaben zu betreuen. Der neue maschinenlesbare Führerschein bedeutet ebenfalls mehr Arbeit.

Der Grund für eine weitere Stelle ist der Brexit. Denn dieser ist verantwortlich für eine gestiegene Zahl von Einbürgerungsanträgen, von 162 im vergangenen Jahr eingebürgerten Personen waren 33 Briten. Allerdings haben auch Nicht-Briten vermehrt einen solchen Antrag gestellt, so dass die Wartezeit auf einen Termin auf fünf, die Verfahrensdauer auf bis zu acht Monate gestiegen ist. Ein weiterer Vorgang auf EU-Ebene wird ebenfalls für den Landkreis arbeitsintensiv: die in zwei Jahren anstehende Volkszählung. Dafür muss eine landkreisweite Erhebungsstelle eingerichtet werden. Eine neue Stelle, allerdings aufgeteilt auf mehrere Bereiche, wird im Jobcenter nötig. So fällt dort immer mehr Arbeit im Bereich des Unterhalts an, genau wie im Außendienst. Diesen - konkret die Aufgabe "Ermittlungen" - sollen künftig immer zwei Mitarbeiter übernehmen. In der Vergabestelle wird ebenfalls ein zusätzlicher Mitarbeiter eingestellt.

Zwei weitere Stellen entstehen durch zwei Vorhaben, welche auf Initiativen aus dem Kreistag zurückgehen: Für eine bessere Förderung des Tourismus wird ein entsprechender Mitarbeiter eingestellt werden müssen, genau wie für die Einrichtung des ersten Pflegestützpunktes im Landkreis, was vermutlich im Frühjahr der Fall sein wird. Hier gibt es aber Fördergeld, die neue Stelle muss der Landkreis nur zu einem Sechstel bezahlen - allerdings könnte durch eine Veränderung des Betreuungsschlüssels in absehbarer Zeit eine zweite Stelle nötig werden.

Ansonsten gibt es neue Mitarbeiter im Bereich der Präventions- und Suchtberatung, diese Stelle wird ebenfalls gefördert, beim Jugendamt in der Abteilung Unterhaltsvorschuss - diesen leistet das Amt, wenn sich der unterhaltspflichtige Elternteil entzieht, was offenbar stark zugenommen hat - und beim Denkmalschutz, wo ebenfalls immer mehr Fälle zu bearbeiten sind. Des Weiteren braucht auch die Jugendgerichtshilfe mehr Personal, zunächst soll es eine neue Stelle geben, bei weiter steigendem Bedarf kommt möglicherweise noch eine weitere dazu.

Allerdings gibt es auch einen Bereich, wo die Arbeit weniger wird - beim Thema Asyl. Drei entsprechende Stellen werden "eingezogen", die Mitarbeiter werden damit frei für andere Aufgaben. Der Ausschuss stimmte dem neuen Stellenplan ohne Gegenstimmen zu.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4688932
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 20.11.2019
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.