Ebersberg:Hoher Besuch

Der ehemalige Bundesumweltminister Klaus Töpfer und die amtierende bayrische Ministerin Ulrike Scharf diskutieren in Ebersberg mit Bürgern über "Klima - Umwelt - Lebensraum"

Von Carolin Schneider, Ebersberg

Montagabend vor der Ebersberger Alm. Thomas Huber erscheint im grünen Jackett. "Die CSU kann auch grün", meint der Landtagsabgeordnete und lacht. Doch die Wahl auf das Kleidungsstück, das aussieht wie frischgemähtes Gras, wählte er nicht nur aus purer Liebe zur Natur. Es soll Aufmerksamkeit erregen und zum Thema des Abends passen: Der Ortsverband der CSU von Ebersberg sowie der Bundestagsabgeordnete für den Stimmkreis Erding-Ebersberg, Andreas Lenz, haben die Bürger zu einem Abend mit dem Thema "Klima - Umwelt - Lebensraum" eingeladen. Als Experten sind die bayrische Umweltministerin Ulrike Scharf und der ehemalige Bundesumweltminister Klaus Töpfer nach Ebersberg gekommen.

Der Saal in der Alm ist brechend voll. Zusätzliche Stühle werden hereingetragen, um die Tische rutschen die Menschen näher zusammen. Das Team der Gaststätte bringt ohne Pause kühle Getränke. Sie stellen sie auf Bierdeckel, auf die ein Bild von Andreas Lenz gedruckt ist, versehen mit dem Titel "Bundes-Andi". Auf den Tischen liegen Flyer von der CSU, vorne um das Podium stehen mehrere Banner in weiß und blau. Auch von dort strahlt einem Lenz entgegen. Auf einmal ertönt spannungsgeladene Musik. Man könnte denken, dass nun gleich Piraten ein Schiff entern oder die Königin von England den Saal betritt. Doch stattdessen kommen die Gastgeber und Gäste in den Raum und nehmen am ersten Tisch Platz. Auf dem Weg nach vorne werden Hände geschüttelt und Luftküsschen verteilt.

Zu Beginn wird das Wahlprogramm der CSU vorgetragen - verpackt in einer Rede über Umweltpolitik und Naturschutz. Sowohl Lenz selbst auch als der Ortsvorsitzender der CSU Ebersberg, Alexander Gressierer, heißen die Gäste des Abends willkommen. Bei den Eröffnungsstatements von Lenz und den beiden Gästen geht es vor allem um Umweltpolitik im Allgemeinen. Sie nehmen aber auch lokalen Bezug und erwähnen lobend das Museum Wald und Umwelt. Vor der Podiumsdiskussion bekamen Töpfer und Scharf eine kleine Führung durch das Museum. Mit anerkennendem Nicken betrachteten sie die Ausstellung.

Nach den Eröffnungsreden soll es vor allem um die Diskussion mit den Bürgern gehen- heißt es. Doch für Fragen der Zuhörer bleibt nicht viel Zeit. Mehrere Bürger beschäftigte die Frage, warum es immer mehr zu Lebensraumverlust und Flächenversiegelung im Landkreis kommt. Die Umweltministerin kam zuerst auf den Bevölkerungswachstum in Bayern zu sprechen. Seit der Wiedervereinigung gebe es zwei Millionen mehr Menschen in Bayern als davor. "Ich möchte das Thema nicht verharmlosen, aber ein Bedarf an Wohnraum und Infrastruktur ist deshalb natürlich da", so Scharf. "Natürlich könnte man die Flächen wieder nutzen, die brach liegen, oder Gebäude, die leer stehen. Aber da meldet sich dann ganz schnell der Denkmalschutz." Die Ministerin sicherte zu, dass ein Ansatz gesucht werde. Das sei jedoch nicht so einfach, denn der Flächenverbrauch betreffe fast alle Ministerien. Ein ganzheitliches Konzept werde jedoch ausgearbeitet.

Die Förster und Privatwaldbesitzer ließen außerdem anklingen, dass durch die Ausweisung eines Nationalparks Probleme auf sie zukommen, da dadurch die Forstarbeit behindert werde. Umweltministerin Scharf sprang auf dieses Thema schnell an, ist sie doch selbst gerade in Diskussionen zu einem dritten Nationalpark in Bayern verwickelt. Sie gab zu bedenken, dass - sollte ein dritter Nationalpark verwirklicht werden - lediglich 1,3 Prozent des gesamten Staatswaldes unter besonderem Schutz stehen würde. Ihr sei es wichtig, einen Teil des Waldes der Natur zurückzugeben. Dabei sprach sie die "Bewahrung der Schöpfung" an, die Klaus Töpfer in seinem Eingangsstatement eindrücklich beschrieb. Der ehemalige Minister begeisterte die Anwesenden vor allem mit seiner freien Rede und lockeren Art. Die anderen Redner fallen jedoch eher durch aufgesetztes Lächeln und Wahlkampfparolen auf.

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