Ebersberg/Grafing:Unter Zugzwang

Ebersberg muss eventuell zweimal für Übergang bei Wiesham zahlen

Von Wieland Bögel, Ebersberg/Grafing

Das Wort Fahrplan wird gerne für Dinge verwendet, die mit Zügen gar nichts zu tun haben, das kann man bei der Bahn als Kompliment für gute Planungsfähigkeiten verstehen. Doch manchmal fehlt auch bei der Bahn ein Fahr- beziehungsweise Zeitplan, das könnte für den Landkreis Ebersberg teuer werden. Weil der Schienenkonzern sich nicht festlegen will, ob und wann die Strecke zwischen Ebersberg und Grafing ein Ausweichgleis erhält, könnte der Bahnübergang bei Wiesham zweimal ausgebaut werden müssen - mit Kostenbeteiligung des Kreises.

Noch im Juli hatte der Verkehrsausschuss ein Angebot der Bahn zum gemeinsamen Ausbau des Übergangs abgelehnt. Zwar nicht grundsätzlich, aber bis zur Klärung der Frage, wie es die Bahn mit dem zweiten Gleis auf der Strecke hält. Das wird seit Jahren gefordert, die einzige Stelle, wo Platz für eine Ausweichstrecke wäre, ist nördlich von Grafing auf Höhe Wiesham. Da sei es doch unsinnig, so damals die Meinung im Ausschuss, jetzt für 870 000 Euro - von denen der Kreis 145 000 Euro zahlen muss - einen neuen Bahnübergang zu bauen, den man ein paar Jahre später wieder abreißen oder erweitern muss. Doch genau so könnte es kommen, wie in der Sitzung des Verkehrsausschusses zu erfahren war. Er sei bei der Juli-Sitzung verhindert gewesen, so Landrat Robert Niedergesäß (CSU), sonst hätte er damals schon gegen den Beschluss argumentiert. Denn warten, bis die Bahn ein zweites Gleis baut, solle und könne man mit dem Umbau nicht.

Ein Grund ist die Sicherheit an der Stelle. In den vergangenen zehn Jahren ereigneten sich dort vier schwere Unfälle, weil Autofahrer einen Zug übersehen hatten. Auch wenn der letzte fünf Jahre zurückliegt und es keine Toten zu beklagen gab, gilt die Stelle bei Bahn wie Polizei als Unfallschwerpunkt, der entschärft werden sollte. Darauf bezieht sich auch das kürzlich abgelehnte Angebot der Bahn, nach fünf Jahren Planung hatte man eine Ausbauvariante vorgestellt, sie sieht etwa den Einbau von Schranken vor.

Denn - und das ist der andere Grund, warum der Ausbau bald kommen sollte - bei der Bahn ist man derzeit nicht in der Lage, zu erklären, ob und wann ein Ausweichgleis zwischen den beiden letzten S-Bahnstationen gebaut wird, geschweige denn, wo es hinkäme. Laut Johannes Dirscherl vom Landratsamt "kann die Bahn derzeit die Notwendigkeit für ein zweites Gleis nicht nachweisen". Dies könne sich zwar in den kommenden Jahren ändern, sagte Niedergesäß. Etwa wenn die Strecke nach Wasserburg elektrifiziert werde sowie nach Fertigstellung der zweiten Stammstrecke. Beides werde aber mindestens noch zehn Jahre dauern, bis dahin dürfte sich aus Sicht der Bahn kein Bedarf für einen Gleisbau ergeben.

Eine Zusage zu einer Kostenbeteiligung des Kreises gibt es auch weiterhin nicht. Zwar wurde der Umbau des Übergangs in die Investitionsliste für das Jahr 2018 aufgenommen - "damit wir, wenn die Pläne der Bahn stehen, nicht bei null anfangen müssen", so Niedergesäß - allerdings mit Sperrvermerk. Das Geld wird nur auf Beschluss des Verkehrsausschusses freigegeben.

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