Ebersberg:Gebremster Boom

Lesezeit: 1 min

Zahl der Baugenehmigungen hat deutlich abgenommen

Zwischen Januar und Juni wurde im Landkreis Ebersberg der Neubau von 195 Wohnungen genehmigt. Das sind 50 Prozent weniger als im ersten Halbjahr des vergangenen Jahres, wie die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) mitteilt. Die Gewerkschaft beruft sich dabei auf Zahlen des Statistischen Bundesamts. Investitionen von insgesamt 55,8 Millionen Euro planen demnach die Bauherren im Kreis Ebersberg, um aus den erteilten Genehmigungen neue Wohnungen zu machen. Die IG Bau Oberbayern sieht hier jedoch Luft nach oben. "Viele Sozialwohnungen sind aus der Preisbindung gefallen - und jetzt mit deutlich höherer Miete auf dem Markt. Gegen den Schwund von Sozialmietwohnungen und gegen den Mangel an bezahlbaren Wohnungen hilft nur eins: bauen, bauen, bauen", sagt Bezirksvorsitzender Michael Müller.

Erschwert werde das Bauen und Planen allerdings durch fehlendes Personal in den Bauämtern. Nach IG BAU-Angaben sank die Zahl der Beschäftigten in den Baubehörden in Bayern zwischen 1995 und 2010 um 24 Prozent - zwischen 2011 und 2016 stieg sie daraufhin lediglich um 5 Prozent. Das hat eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) herausgefunden. Ihr zufolge kamen auf 1000 Einwohner in Bayern zuletzt lediglich rund 0,7 Vollzeit-Beschäftigte in den Bauverwaltungen. "Der jahrelange Personalabbau in den Ämtern rächt sich in Zeiten einer anziehenden Baukonjunktur besonders", so Müller. Engpässe bei der Planung und Genehmigung führten dazu, dass wichtige Bauprojekte verschleppt würden. Das betreffe auch die kommunale Infrastruktur - wie den Bau von Schulen, Straßen und Krankenhäusern. Laut DIW geben Städte und Gemeinden im Schnitt 85 Prozent ihrer Investitionen für Bauten aus.

"Mangelnde Planungskapazitäten haben enorme Auswirkungen auf das Bauen vor Ort", betont Bezirksvorsitzender Michael Müller. Deshalb sei ein Großteil der Kämmerer auch weiterhin skeptisch, was den Abbau des Investitionsrückstands angehe. Nach einer Umfrage des aktuellen KfW-Kommunalpanels rechnen nur 32 Prozent der Kämmerer damit, den Rückstand bei der Verkehrsinfrastruktur in den nächsten fünf Jahren verringern zu können - trotz einer guten finanziellen Entwicklung in den meisten Kommunen. 68 Prozent erwarten, dass der Investitionsstau gleich bleibt oder anwächst.

© SZ vom 10.09.2018 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: