25 Jahre Dorfener IntegrationszentrumMehr als nur eine Sprachschule

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Familiäre Atmosphäre: Bei Feierlichkeiten, wie hier bei der Eröffnung der Räume in der Siemensstraße, steuern Teilnehmerinnen und Teilnehmer Gerichte aus ihren Heimatländern für das Buffet bei.
Familiäre Atmosphäre: Bei Feierlichkeiten, wie hier bei der Eröffnung der Räume in der Siemensstraße, steuern Teilnehmerinnen und Teilnehmer Gerichte aus ihren Heimatländern für das Buffet bei. (Foto: Archivbild Renate Schmidt)

Vor 25 Jahren ist der gemeinnützige Verein DZIF gegründet worden. Dessen Sprachkurse haben seither mehr als 1000 Teilnehmer absolviert. Zum Angebot gehören auch Kinderbetreuung, Unterstützung bei Hausaufgaben und Nachhilfe.

Von Thomas Daller, Dorfen

Das Dorfener Zentrum für Integration und Familie (DZIF) feiert Geburtstag. Der gemeinnützige Verein existiert und arbeitet seit 25 Jahren. Seit einem Vierteljahrhundert helfen die Mitglieder dabei, zugewanderten Menschen die deutsche Sprache nahezubringen. Über diese Kurse machen sie die Teilnehmer fit für den Alltag und für den Arbeitsmarkt – nach dem Motto: Sprache ist der Schlüssel zur Integration. „Wir können stolz sein auf das Erreichte“, sagte Vorstandsmitglied Dorette Sprengel. „Wir sind mehr als eine Sprachschule.“ Und: „Wir machen unseren Verein fit für die Zukunft.“

Begonnen hatte die Initiative 1996 mit einem „Frauenfrühstück“ im evangelischen Gemeindezentrum. Alteingesessene, Zugezogene und Migrantinnen kamen dort zusammen. „Manche ausländischen Frauen saßen nur mit dabei und haben gelächelt – weil sie kein Wort verstanden haben“, erzählt Marianne Ehrler, die das DZIF gegründet hat. „Daraus entstand dann der Wunsch nach einem Sprachkurs.“ Der Bedarf an Deutschkursen weitete sich schnell aus und das Angebot wurde um eine Hausaufgabenbetreuung für Kinder erweitert.

Im Jahr 2000 schließlich wurde ein Verein gegründet, damit Frauen, später auch Männer, Deutsch lernen konnten. Heute bietet der Verein neben Hausaufgabenbetreuung und Nachhilfe Integrationskurse mit Abschlussprüfung und eine Kinderbetreuung für Mädchen und Buben bis zu drei Jahren an.

Aktuell lernen in den vier Unterrichtsräumen an der Siemensstraße rund 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in insgesamt neun Kursen auf verschiedenen Sprachniveaus Deutsch. Zur gleichen Zeit im Vorjahr waren es 118 Teilnehmer in sieben Kursen. Das DZIF ist auf Wachstumskurs. Ein Großteil der Sprachschüler der Abendkurse ist bereits berufstätig. Nach einem anstrengenden Arbeitstag kommen sie noch ins DZIF, um Deutsch zu lernen. Die Teilnehmerinnen in den Vormittagskursen haben meist Kinder und möchten nach dem Kurs zumindest eine Halbtagsarbeit aufnehmen. Das DZIF arbeitet derzeit an einem Konzept, wie man die Arbeitssuchenden beim Einstieg in den Arbeitsmarkt unterstützen kann.

Zu den Integrationskursen hinzugekommen sind ein neuer B-2-Intensivkurs, ein B-2-Kurs für Selbstzahler und ein Konversationskurs, bei dem die Absolventen ihre Kenntnisse vertiefen können. Auf Sprachniveau B 2 können die Teilnehmer fließend Deutsch sprechen, Fachdiskussionen auf Deutsch verfolgen und zu Themen argumentieren.

16 zertifizierte Lehrkräfte tragen zum Erfolg bei

Insgesamt 16 zertifizierte Lehrkräfte tragen mit ihrem Engagement, ihrer Kreativität und ihrer Leidenschaft zum Erfolg der Teilnehmer und Teilnehmerinnen bei. Diese kommen aus mehr 30 Ländern, etwa aus Japan, den USA und Schottland. Aktuell stammen 27 Prozent der Teilnehmer aus der Ukraine, 19 Prozent aus Afghanistan und neun Prozent aus Jemen. Kontrolliert, zertifiziert und finanziert wird die Arbeit des DZIF vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Die Kontrollen sind streng.

Seit der Gründung vor 25 Jahren haben rund 1000 Personen aus 60 Ländern mehr als 70 Kurse im DZIF durchlaufen. Überwiegend mit Erfolg. Dieser bemisst sich nicht nur in den Zertifikaten, die nach bestandenen Prüfungen ausgehändigt werden. Wer heute im Dorfener Einzelhandel einkauft oder Handwerker bucht, wer zum Zahnarzt geht oder Verwandte im Pflegeheim besucht, der wird womöglich von Absolventinnen und Absolventen des DZIF bedient.

„Die Arbeit wird uns nicht ausgehen“, sagt Vorstandsmitglied Dorette Sprengel

Mit ihren Firmenkursen trägt das DZIF zur Bekämpfung des Fachkräftemangels bei. Dorfener und überregionale Betriebe nutzen dort ein Schwarzes Brett für Stellenanzeigen.

Die kostenlose Kinderbetreuung, die das DZIF vormittags während der Kurse den Müttern von kleinen Kindern anbietet, ist im weiten Umkreis ohne Beispiel. Zwei zertifizierte Tagesmütter und weitere ehrenamtliche Betreuerinnen kümmern sich in extra ausgestatteten Räumen um die Kleinen, die Mütter können sich auf den Unterricht konzentrieren. Das DZIF bildet weitere Tagesmütter aus und wird dazu vom Programm „Integration Plus mit Kind“ gefördert. Und gelegentlich werben auch Kindergärten in der Region dort Fachkräfte ab.

„All diese Erfolgsmeldungen sind uns Ansporn“, sagt Vorstandsmitglied Dorette Sprengel. „Wir stehen vor großen Herausforderungen.“ Das DZIF sei jedoch kein Wirtschaftsunternehmen, das auf Wachstum setzen muss: „Wir sind und bleiben ein gemeinnütziger Verein. Wir machen unsere Arbeit freiwillig und vieles ehrenamtlich. Aber ein Blick in die Nachrichten und auf die Weltlage macht unmissverständlich klar: Die Arbeit wird uns nicht ausgehen.“ Dorette Sprengel: „Wir können nichts gegen die Krisen in dieser Welt tun, aber wir wollen denjenigen, die zu uns gekommen sind, helfen, sich bei uns zu integrieren und ein menschenwürdiges Leben zu führen.“

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