Dritter Kinofilm von Jan Haft:Ein Paradies nebenan

Die neue große Doku des Dorfener Naturfilmers kommt am 4. April in die Kinos. In "Die Wiese" zeigt er die Schönheit eines wunderbaren, aber auch stark gefährdeten Lebensraums

Von Katharina Kausche, Dorfen

Dritter Kinofilm von Jan Haft: Die Blumenwiese Wildenthal im Isental bei Dorfen, wo das seltene Knabenkraut noch wächst.

Die Blumenwiese Wildenthal im Isental bei Dorfen, wo das seltene Knabenkraut noch wächst.

(Foto: Andreas Hartl/oh)

Nach Wald und Moor hat sich der Dorfener Naturfilmer Jan Haft dem Lebensraum Wiese mit all ihren tierischen Bewohnern genähert. Drei Jahre, 300 Drehtage und 1000 Stunden im Tarnversteck hat das "Nautilusfilm"-Team in Hafts dritten Kinofilm investiert. "Die Wiese - ein Paradies nebenan" kommt am 4. April in die Kinos. Auch in Dorfen, wo der Film wegen des absehbar großen Interesses vier Wochen lang zu sehen sein wird.

"Bunt, vielfältig und voller Leben" ist die Blumenwiese für Haft, "und leider zu großen Teilen gefährdet". Schon 2007 hatte er sich mit dem Thema Wiesensterben beschäftigt und darüber einen Fernsehfilm gedreht. "Die Problematik ist ja nicht neu", sagt der 51-Jährige, "aber sie hat sich in den vergangenen Jahren weiter verschärft." In einer Studie des Bundesamts für Naturschutz heißt es, dass 98 Prozent der Blumenwiesen innerhalb weniger Jahrzehnten verschwunden sind. "Sie sind stärker bedroht als das Wattenmeer", sagt Haft. Auf Initiative der Deutschen Wildtierstiftung, die den Film auch finanziell gefördert hat, begann er vor drei Jahren mit den Dreharbeiten. Produzentin des Films war wie immer seine Ehefrau Melanie Haft.

Dritter Kinofilm von Jan Haft: Auch im Landkreis war Jan Haft für seinen neuen Film unterwegs. Um beim CO₂-Ausstoß zu sparen und zu zeigen, dass man tolle Wiesen auch in unmittelbarer Umgebung findet.

Auch im Landkreis war Jan Haft für seinen neuen Film unterwegs. Um beim CO₂-Ausstoß zu sparen und zu zeigen, dass man tolle Wiesen auch in unmittelbarer Umgebung findet.

(Foto: Nautliusfilm/Polyband)

An etwa dreißig Orten filmten Jan Haft und sein langjähriger Kameramann Kay Ziesenhenne das Wiesenleben für die 90-minütige Dokumentation. Einer der Hauptdrehorte war eine Ökolandschaft der Deutschen Wildtierstiftung in Mecklenburg-Vorpommern. "Hirsche, Rehe oder Wildschweine spazieren da tagsüber einfach auf der Wiese herum", berichtet Haft. "Wegen uns Menschen ziehen sie sich sonst in den Wald zurück und werden eher nachtaktiv." Das zu filmen sei "sehr spannend gewesen".

Auch im Landkreis war der Tierfilmer unterwegs. "Wegen des CO₂-Verbrauchs wollten wir nicht so viel hin und her fahren und natürlich auch zeigen, dass man solche Wiesen in unmittelbarer Umgebung findet." Neben Aufnahmen im Isental hielt er das Leben auf seinen eigenen Wiesen direkt vor seiner Haustür fest. Mit seiner Familie wohnt Haft seit 20 Jahren auf einem Bauernhof bei Esterndorf. "Das Schicksal wollte es so, dass der Hof mit feuchtem Grünland umgeben ist. Das nutzen wir immer wieder gerne als Filmkulisse, weil zum Beispiel auch eine seltene Schmetterlingsart auf unseren Wiesen lebt."

Sein persönliches Highlight sei ein Dreh an der Isar gewesen. Die Regierung von Niederbayern hatte ihm die Erlaubnis gegeben, bedrohte Wiesenvögel beim Brüten zu filmen. "Das schöne Wetter, die Aufregung im Tarnzelt, ob das Licht stimmt und alles klappt", erinnert sich Haft, "das war der Wahnsinn". Er habe dort sogar einen seiner Lieblingsvögel, den Brachvogel, beobachten können.

Auch die Suche nach seltenen Heuschrecken habe ihm viel Spaß gemacht. Das Zirpen der Insekten hat es sogar in die Filmmusik geschafft. Die Komponisten Dominik Eulenberg und Sebastian Schmid haben sich um die musikalische Untermalung der Aufnahmen gekümmert. Mit den beiden hat Haft schon bei der Dokumentation "Magisches Island - Leben auf der größten Vulkaninsel der Welt" zusammengearbeitet. Für seinen neuen Film haben "sie das Zirpen verfremdet und in die Musik einfließen lassen". Musik und Tiergeräusche spielen im ganzen Film eine wichtige Rolle. "Wir haben relativ wenig Sprechertext, weil wir den Tierstimmen Luft lassen wollten." Als Sprecher hat er den Hörfunk- und Fernsehmoderator Sebastian Winkler gewonnen.

Dritter Kinofilm von Jan Haft: Jan Haft "Die Wiese - Lockruf in eine geheimnisvolle Welt", das Buch zum Film erscheint bereits am 25. März. Hardcover mit farbigen Abbildungen, 280 Seiten, im Penguin-Verlag.

Jan Haft "Die Wiese - Lockruf in eine geheimnisvolle Welt", das Buch zum Film erscheint bereits am 25. März. Hardcover mit farbigen Abbildungen, 280 Seiten, im Penguin-Verlag.

Auch das Artensterben wird im Film thematisiert. Das Volksbegehren "Rettet die Bienen!" sei zwar erst nach Ende der Dreharbeiten gestartet worden, "passt aber natürlich wie die Faust aufs Auge". Im Grunde habe der Film die gleiche Botschaft wie das Volksbegehren: Landwirtschaft und Wiesen können nebeneinander existieren und voneinander profitieren. "Dafür brauchen wir natürlich die Hilfe der Bauern", sagt Haft, die dafür allerdings Ausgleichszahlungen bekommen müssten. Es sei völlig verständlich, dass für die Landwirte die wirtschaftliche Existenz vorgehe. Ohne die Bauern gebe es aber keinen Schutz für die Wiesen, sagt Haft: "Wiesen sich selbst zu überlassen, wäre eine Katastrophe."

"Die Wiese - ein Paradies nebenan", Zur Premiere am Donnerstag, 4. April, ist Jan Haft im Kino im Jakobmayer in Dorfen, wo der Film vier Wochen lang zu sehen sein wird.

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