Dorfen:Zweigleisiger Beschluss

Dorfen: Die Aussicht, dass die Wunschlösung - eine Tieferlegung der Gleise - noch was wird, sind gering. Die Deutsche Bahn ist strikt dagegen.

Die Aussicht, dass die Wunschlösung - eine Tieferlegung der Gleise - noch was wird, sind gering. Die Deutsche Bahn ist strikt dagegen.

(Foto: Renate Schmidt)

Die Stadt wird dem Bundesverkehrsministerium mitteilen, dass man beim Bahnausbau weiterhin am liebsten die Vieregg-Variante will. Wenn daraus nichts wird, hofft man auf Nachbesserungen der DB-Planung

Von Florian Tempel, Dorfen

Mit klarer Mehrheit hat sich der Stadtrat Dorfen dafür entschieden, beim Bahnausbau weiter auf die Dorfener Wunschlösung, die sogenannte Vieregg-Variante, zu setzen - obwohl kaum noch jemand daran glaubt, dass das Bundesverkehrsministerium auf die vom Münchner Verkehrsberater Martin Vieregg vorgelegte Planung umschwenken wird. Deswegen fährt der Stadtrat zweigleisig: Wenn es nichts mit der erwünschten Tieferlegung wird, hofft man auf Unterstützung aus Berlin, damit wenigstens die ungeliebte Planung der Deutschen Bahn (DB) verbessert werde. Diese Mitteilung geht nun sowohl an das Bundesverkehrsministerium als auch an den Petitionsausschuss des Bundestags, der die Stadt vor drei Jahren ermuntert hatte, eigene Alternativideen für den Bahnausbau vorzulegen.

Gegen den Beschluss stimmten lediglich Bürgermeister Heinz Grundner (CSU) und fünf weitere Stadtratsmitglieder: Barbara Lanzinger, Anton Stimmer (beide CSU), Christian Holbl, Josef Wagenlechner (beide TEG) und Mirko Kamolz (AfD). Stimmer hatte beantragt, dass die Abstimmung namentlich erfolgen sollte. Stadträtin Lanzinger sagte, dass sie die Vieregg-Variante "schlichtweg ablehne", mit der "wir uns in Berlin lächerlich machen". Es sei "feige" Viereggs Planung, die von der Deutschen Bahn strikt abgelehnt wird, nun nicht selbst aufzugeben.

Vieregg selbst blieb empört dabei, dass seine Planung technisch sicher machbar und sogar um mehrere Millionen Euro günstiger sei, als der weitgehend ebenerdige Ausbau, den die Bahn im Sinn hat. Die angeblichen Mehrkosten von fast 40 Millionen Euro - die auch Bürgermeister Grundner offenbar für gesichert hält -, seien "in keiner Weise korrekt", sondern beruhten auf "Rechenfehlern" und falschen Buchungsposten. "Ich kann nur noch den Kopf schütteln, dass mir hier keiner glaubt", klagte Vieregg.

Gerald Forstmaier (GAL) wies darauf hin, dass die Bahn am längeren Hebel sitze. Neben den Kostenberechnungen werde sie in Berlin zwei Gutachten vorlegen, die er einsehen konnte und welche die technische Realisierbarkeit der Vieregg-Variante massiv in Zweifel zögen.

Michaela Meister (SPD) und Michael Oberhofer (CSU) machten deutlich, was die Mehrheit im Stadtrat über die Sache denkt. Ob die Vieregg-Variante machbar oder teurer sei, "kann ich nicht entscheiden", sagte Oberhofer, "und ich glaube, keiner hier kann es". Diese Fragen müssten im Bundesverkehrsministerium geprüft und geklärt werden, die Dorfener brauchten ihre Wünsche aber nicht selbst aufgeben. Meister sah das genauso. Sie verwies zudem darauf, dass Vieregg eine Alternative entworfen habe, weil ja mehrere Punkte der Bahnplanung für Dorfen nicht akzeptabel seien: zu hohe und ungute Straßenbrücken, keine Berücksichtigung des geplanten neuen Stadtviertels auf dem Meindl-Gelände und hässliche Lärmschutzmauern sehr nahe an der Bebauung. "Wir müssen uns dafür stark machen, dass möglichst viel von dem, was uns wichtig ist, auch umgesetzt wird", sagte Meister. Falls die Vieregg-Variante wider Erwarten doch Erfolg habe, weist die Stadt in ihrer Mitteilung darauf hin, dass sie eventuelle Mehrkosten nicht in voller Höhe übernehmen könne.

Klaus-Peter Zellmer, der Gesamtprojektleiter der Ausbaustrecke 38 München - Mühldorf - Freilassing, hat bei zwei Gesprächsrunden in den vergangenen zwei Wochen bereits Änderungen in mehreren Punkten in Aussicht gestellt: Der kurze Gleistrog unter der Bundesstraße B 15 könne um 80 Zentimeter tiefer werden, wodurch die Straßenbrücke flacher werde. Der Übergang von der Birkenallee über die Gleise könnte an eine günstigere Stelle verlegt werden. Es soll auch eine Unterführung zu den Bahnsteigen geben, die zugleich das Meindl-Quartier für Fußgänger und Radler erschließt. Auch der Bahnübergang bei Kloster Moosen soll besser gestaltet werden. Und bei der Gestaltung der Lärmschutzwände gebe es dank einer neuen Richtlinie bald Spielraum. "Wir sind gerne bereit, über diese Punkte weiter mit Ihnen zu sprechen", versicherte Zellmer. In einer ersten Kostenschätzung sei er auf Mehrkosten von 11,5 Millionen Euro gekommen, "es ist aber nicht gesagt, dass die Stadt Dorfen diese Kosten tragen muss".

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