Süddeutsche Zeitung

Dorfen:Verzerrung durch extreme Preise

Bahnausbau Dorfen: Vieregg sieht seine Variante schlecht gerechnet

Von Florian Tempel, Dorfen

Die in Dorfen gewünschte Tieferlegung der Gleise im Stadtbereich, die sogenannte Vieregg-Variante, ist vom Bundesverkehrsministerium wegen eklatant höherer Kosten verworfen worden. Nach einem Kostenvergleich, der vom Deutsche Zentrum für Schienenverkehrsforschung (DZFS) vorgenommen wurde, wäre die Vieregg-Variante 72 Millionen Euro teurer als der Bahnausbau, wie ihn die Planer der Deutschen Bahn vorschlagen. Von diesen 72 Millionen Euro resultierten laut dem DZSF allein 48 Millionen Euro aus Mehrkosten beim Grunderwerb. Dem widerspricht der Münchner Verkehrsberater Martin Vieregg nun heftig und wirft dem DZSF eine unhaltbare und völlig verzerrende Rechnung vor.

Das DZSF hat in seinem Kostenvergleich beim Grundstückserwerb einen extrem hohen Preis von 660 Euro pro Quadratmeter angesetzt. Nur durch diesen viel zu hoch angesetzte Preis ergeben sich die extremen Grunderwerbskosten und letztlich die extremen Unterschiede bei den Kosten der untersuchten Varianten. In der Tat benötigt die Vieregg-Variante zwar mehr Grundankäufe. Doch nur da das DZFS einen unverhältnismäßig hohen Quadratmeterpreis hernimmt, wird auch der Unterschied so extrem. 660 Euro pro Quadratmeter ist "der Preis für Bauland", wie das DZFS selbst schreibt. Man habe diesen Preis "einheitlich auf alle zu erwerbenden Grundstücke angewendet, da keine weiteren Daten vorlagen". Dass auch beim Grunderwerb, der bei der Planung der Deutschen Bahn notwendig wird, ebenfalls mit 660 Euro pro Quadratmeter gerechnet wird, suggeriert nur auf den ersten Blick gleiche Konditionen.

Denn für den Bau der Vieregg-Variante bräuchte man keineswegs Bauland-Grundstücke, wendet Martin Vieregg ein, sondern vor allem landwirtschaftliche Flächen. Ein 660 Euro-Quadratmeterpreis sei deshalb 20 Mal zu hochgegriffen. Er habe bei seinen Berechnungen die von ihm angesetzten Preise mit der Dorfener Stadtverwaltung abgesprochen, die seine Ansätze als realistisch beurteilt habe. Das DZFS ignoriere das jedoch einfach. Mit realen Preisen gerechnet reduzierten sich die angeblichen, horrenden 48 Millionen Euro Mehrkosten beim Grunderwerb auf einen sehr viel kleineren Betrag. Nach einer Korrekturberechnung kommt Vieregg zu einem nur noch geringen Differenzbetrag bei den Gesamtkosten. Seine Variante "wäre gerade einmal um 3,5 Millionen Euro teurer als die DB-Variante".

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Quelle:
SZ vom 26.02.2022
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