Stadtrat Dorfen:Erfrischend und belebend

Stadtrat Dorfen: In Olching gibt es auf dem zentralen Nöscherplatz mitten in den Stadt schon seit 2018 einen öffentlichen Trinkbrunnen. Hier im Bild testet Bürgermeister Andreas Magg, wie es läuft.

In Olching gibt es auf dem zentralen Nöscherplatz mitten in den Stadt schon seit 2018 einen öffentlichen Trinkbrunnen. Hier im Bild testet Bürgermeister Andreas Magg, wie es läuft.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Mit einem Trinkbrunnen am Unteren Marktplatz macht die Stadt Dorfen allen Durstigen ein kostenloses und konsumfreies Angebot. Die Wasserzapfstelle soll beim Umbau des Platzes installiert werden. Der Stadtrat revidiert erst nach intensiver Diskussion einen Beschluss des Bauausschusses.

Von Florian Tempel, Dorfen

Die Stadt Dorfen geht wegweisend voran: Bei der Neugestaltung des Unteren Marktplatzes wird der öffentliche Raum nicht nur mit neuen Sitzgelegenheiten und einem hübschen, sprudelnden Fontänenfeld ausstaffiert. Auf dem Platz wird auch ein Trinkbrunnen installiert, an dem sich jeder kostenlos mit frischem Trinkwasser versorgen kann.

Die Einrichtung öffentlicher Trinkbrunnen wird von der Europäischen Union, der Bundesregierung und der bayerischen Staatsregierung propagiert, es gibt sogar ein staatliches Förderprogramm. Im Dorfener Stadtrat war die Sache allerdings nicht unumstritten. Es wurde sehr intensiv über Sinn und Zweck eines öffentlichen Trinkbrunnens diskutiert. Auf der einen Seite plädierte allen voran Ursula Frank-Mayer (GAL) vehement für den Brunnen, während Bürgermeister Heinz Grundner (CSU) einen solchen als vollkommen unnötig ablehnte.

Die Installation eines Trinkbrunnens wurde schon im vergangenen November im Bauausschuss diskutiert und war damals mit sechs zu vier Stimmen abgelehnt worden. Das Hauptargument dagegen waren die voraussichtlichen Kosten, die die Stadtverwaltung in Dorfen auf 15 000 bis 25 000 Euro schätzt. Die laufenden Kosten lägen bei etwa 500 Euro im Jahr. Frank-Mayer und die drei anderen unterlegenen Ausschussmitglieder - Sabine Berger (CSU), Martin Heilmeier (Landlisten) und Andreas Hartl (GAL) - beantragten jedoch eine Überprüfung der Entscheidung durch das Plenum des Stadtrats, weil im Nachgang bekannt wurde, dass der Freistaat Bayern kommunale Trinkbrunnen mit einem speziellen Förderprogramm unterstützt und bis zu 90 Prozent der Investitionskosten übernimmt.

Es kann konstant frisches und kühles Wasser gezapft werden

In anderen Kommunen gehören Trinkbrunnen bereits wie selbstverständlich dazu. Im Landkreis Fürstenfeldbruck hat der Wasserversorger Amperverband auf den zentralen Plätzen in Olching, Gröbenzell, Eichenau und Puchheim für die Kommunen relativ schlichte Brunnen installiert, ein fünfter wird bald in Geiselbullach folgen. Damit konstant frisches und kühles Wasser gezapft werden kann, haben die Brunnen eine automatisierte Spüleinrichtung. Außerdem wird der Zustand der Trinkwasserbrunnen, die von April bis Oktober in Betrieb sind, regelmäßig inspiziert.

Thomas Mösl, der Geschäftsführer von Amperverband, sagte der SZ, dass die Brunnen etwa 3500 Euro gekostet hätten. Dazu kämen die Ausgaben für den Einbau der Hygienespülung in einem Schacht unter dem Brunnen und die Installation, "das kann schon mal in Richtung 10 000 Euro gehen". Man habe jedoch die Zuschüsse aus dem bayerischen Förderprogramm beantragt und erhalten.

Ursula Frank-Mayer wies im Dorfener Stadtrat daraufhin, dass die Einrichtung öffentlicher Trinkbrunnen "nicht meine Idee" sei. Tatsächlich ist der kostenfreie Zugang zu frischem Trinkwasser ein Element der EU-Trinkwasserrichtlinie. Im Bundestag ist bereits mit breiter Mehrheit - auch die Union stimmte mit - eine Änderung des Wasserhaushaltsgesetzes angenommen worden, mit dem Ziel, mehr öffentliche Trinkwasserbrunnen zu schaffen. Und schließlich hat das bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz im Juni 2021 ein Sonderprogramm aufgelegt.

Das Bereitstellen von kühlem, frischen Trinkwasser wirkt belebend

In einem Schreiben aus dem Ministerium werden öffentliche Trinkbrunnen in den höchsten Tönen gelobt: "Trinkbrunnen sind ein Beitrag zur Verminderung von klimaschädlichem CO₂ durch das Einsparen von Emissionen aus der Getränkelogistik und zur Vermeidung von Plastikabfällen aus Einwegflaschen für Mineral- oder Tafelwasser. Trinkbrunnen dienen zudem der öffentlichen Klimavorsorge bei immer länger werdenden Hitzeperioden, die das Leben gerade in den innerstädtischen Bereichen zunehmend belastet." Und: "Im Sinne der allgemeinen Gesundheitsvorsorge wirkt das Bereitstellen von kühlem, frischen Trinkwasser belebend."

Für Bürgermeister Grundner sind das alles keine guten Argumente. Er sagte: "Wir sind nicht in einem Klimabereich, wo man zu verdursten droht." Außerdem gebe es in der Dorfener Innenstadt "eine funktionierende Gastronomie und keine Versorgungsengpässe", man könne sich in Lokalen und Geschäften etwas zu trinken kaufen. Alles in allem erscheine ihm "die Sinnhaftigkeit und die Notwendigkeit" eines Trinkbrunnens nicht gegeben, aber das, betonte Grundner, sei nur "meine ganz unmaßgebliche persönliche Meinung".

Danach sagte fast jeder und jede im Stadtrat auch etwas dazu. Die einen wiesen daraufhin, dass Radler am Brunnen ihre Wasserflaschen auffüllen könnten oder Jugendliche und andere Leute mit wenig Geld kein solches ausgeben müssten, wenn sie Durst haben, weil ein Trinkbrunnen ein "konsumfreies Angebot" sei. Christian Holbl (TEG) sagte, man könnte womöglich bestehende Brunnen umrüsten, was billiger käme. Und Barbara Lanzinger (CSU) und Josef Wagenlechner (TEG) beklagten, dass man eine bereits im Bauausschuss getroffene Entscheidung kippe - "man muss auch Mehrheiten anerkennen". Die Mehrheit war für einen Trinkbrunnen.

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