Zum 1. Juni:Sinkende Strompreise in Dorfen

Stadtwerke kündigen erstmals seit Beginn der Rekordteuerungen niedrigere Tarife an

Von Severin Dringel, Dorfen

"Sobald die Lage an den Energiemärkten es zulässt, werden wir unsere Strompreise wieder absenken" - dieses Versprechen von Klaus Steiner, Geschäftsführer der Stadtwerke Dorfen, wirkte auf viele Kunden damals wohl eher wie ein sehr optimistischer Ansatz. Eine neue Pressemitteilung vom 30. März macht aber klar, dass diese Ambition doch nicht zu hoch gegriffen war: Die Stadtwerke Dorfen kündigen zum 1. Juni dieses Jahres wegen der fallenden Beschaffungskosten eine deutliche Preissenkung an.

Für Kunden des Tarifs Dorfen Online 2.1 senkt sich der Arbeitspreis beispielsweise von den bisherigen 47,35 Cent pro Kilowattstunde (kWh) auf 38,95 Cent, was einer Differenz von fast 10 Cent entspricht. Auch bei den anderen Anbietern liegt der preisliche Unterschied in einem ähnlich hohen Bereich. Bei einem Jahresverbrauch von 3200 kWh spart man sich durch die Preissenkung voraussichtlich bis zu 300 Euro. Diese Referenz orientiert sich am Durchschnittsverbrauch der Kunden.

Erstmal nur der Dorfener Weg

Mitte März schrieben die Stadtwerke Dorfen in einer Mitteilung noch: "Der russische Angriff auf die Ukraine hat die Großhandelspreise für Energie in bis dato unbekannte Höhen steigen lassen". Jetzt, 17 Tage später, heißt es plötzlich: "Heute haben wir für Sie gute Nachrichten (...) aufgrund der fallenden Beschaffungskosten - trotz Energiekrise - ist es uns möglich die Strompreise zu senken."

Die Situation trifft vorerst nur auf Dorfen zu. Die anderen Stromversorger des Landkreises sind noch nicht bereit, den Trend mitzugehen. Laut dem Geschäftsführer der Stadtwerke Erding, Christopher Ruthner, ist das aber nur eine Frage der Zeit: "Die Firmen verfolgen unterschiedliche Strategien und setzen andere Kalkulationen". Der eigenen Prognose nach könnte eine Preissenkung für Kunden ab Jahresmitte ein realistisches Ziel sein.

Klimawandel hilft den Strompreisen

Die Beschaffung von reinem Gas sei aufgrund der CO2-Steuerkosten zwar immer noch sehr hoch, aber im Vergleich zu der Zeit vor Dezember viel leistbarer geworden. Während das Rekordhoch im August 2022 bei dem Zwanzigfachen vom einstigen Gaspreis stand, ist er jetzt nur noch zweieinhalb mal so hoch. Für den Strompreis gilt dieselbe Entwicklung. Wie an der Börse schlagen sich Stromversorger bei der Beschaffung ihrer Ressourcen genauso mit Angebot- und Nachfragekursen der Hersteller herum und müssen sich am Merit Order Effekt orientieren. Die Kosten für erneuerbaren Strom, den sich Stromversorger durch Wasserkraft, Bioenergie und Windkraft beschaffen, seien momentan wieder auf dem Weg der Besserung.

Ruthner mahnt trotz der positiven Tendenz zur Vorsicht. "Der milde Winter hat dazu beigetragen, dass die Leute mehr Energie sparen konnten. Das hilft natürlich", sagt der Geschäftsführer. "Das spricht für eine gute Versorgungsgrundlage, die uns für das restliche Jahr gute Chancen geben sollte."

Strompreisbremse bremst Stadtwerke

Ende 2022 führte die Bundesregierung die Strompreisbremse ein. Diese begrenzt den Preis für 80 Prozent des eigenen Jahresverbrauchs auf 40 Cent pro Kilowattstunde. Steiner lobt die Politik dafür, dass sie den Menschen mit der Strompreisbremse unter die Arme greift.

Ruthner stellt klar, dass die sich anbahnende Preissenkung nichts mit der Strompreisbremse zu tun hat. Der durchschnittliche Kunde sei bei der Entwicklung der vergangenen Monate auf den Zuschuss aus öffentlicher Hand angewiesen und der Staat unterstützt ihn damit mit Teilzahlungen. "Die gefallenen Preise bedeuten, dass momentan weniger Knappheit besteht. Das kann sich aber jederzeit wieder ändern und liegt nicht in unserer Hand", sagt Ruthner zu den möglichen nächsten Schritten.

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