Stadtrat Dorfen:Ein Masterplan der kleinen Schritte

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Die Bolzplätze am Ende der Mühlangerstraße könnten zu zwei richtigen Fußballplätzen ausgebaut werden, was relativ einfach und zügig realisierbar wäre. (Foto: Renate Schmidt)

Das Sportentwicklungskonzept der Stadt Dorfen gibt zwar den Traum eines großen Sportparks mit allem Drum und Dran nicht auf. Bei der Präsentation im Stadtrat wird jedoch klar, dass sich das – wenn überhaupt – nur nach und nach umsetzen lässt.

Von Florian Tempel, Dorfen

Vor sechs Jahren hatte sich die Stadt Dorfen recht spontan für eine Landesgartenschau beworben. Bürgermeister Heinz Grundner (CSU) träumte nicht nur von bunten Blumen und sattem Grün in der Stadt, sondern hatte noch viel mehr im Sinn: In einem großen Schwung sollten gleich mal die Sport- und Freizeitstätten aus der Innenstadt raus an den Stadtrand verlegt werden: die Fußball- und die Tennisplätze, das Freibad und die Eissporthalle. Man könnte das alles mit dem Verkauf der frei werdenden innerstädtischen Flächen für den Bau von Wohnhäusern finanzieren. Das hat nicht geklappt und nichts ist passiert.

Stattdessen wurde nun in den vergangenen Monaten mit professioneller Hilfe und umfangreicher Bürgerbeteiligung ein „Integriertes Sportentwicklungskonzept“ erarbeitet. Der Masterplan, der demnächst auf der Homepage der Stadt veröffentlicht werden soll, gibt zwar den Traum eines großen Sportparks am Stadtrand nicht auf. Bei der Präsentation im Stadtrat wurde jedoch klar, dass sich das – wenn überhaupt – nur nach und nach umsetzen ließe.

„Wir haben jetzt einen Strauß an Möglichkeiten“, sagte Stadtplanerin Schneider

Stefan Eckl ist promovierter Sportwissenschaftler und hat das Beratungsbüro Institut für kooperative Planung und Sportentwicklung gegründet. Mit einer groß angelegten Bürgerumfrage, einer wissenschaftlichen Analyse und Gesprächsrunden mit Vertretern aus allen sportaffinen Bereichen haben er und sein Team herausgefunden, was Dorfen in Sachen Sport braucht. Die Stadtplanerin Martina Schneider hat die städtebaulichen Untersuchungen dazu geliefert und verschiedene Standorte mit dem Landratsamt vorbesprochen. „Wir haben jetzt einen Strauß an Möglichkeiten“, sagte Schneider.

Aber nicht alles geht. Ein zentrales Ergebnis war, dass die Tage des Dorfen Freibads in der Innenstadt gezählt sind. Als Stadtplanerin müsse sie definitiv sagen, dass sich das Freibad an seinem angestammten Platz nicht halten lasse, sagte Schneider. Das Problem des sanierungsbedürftigen Schwimmbads ist die Lärmauswirkung auf die Wohnhäuser in der Nachbarschaft. „Wir sehen kein Schlupfloch, wie man aus der Lärmproblematik rauskommt“, sagte Schneider, „das Schwimmbad hat an dieser Stelle keine Zukunft“. Einige beharrte dennoch darauf, das Freibad sollte in der Innenstadt bleiben. „In meinen Augen wäre es das Nachhaltigste, es dazulassen, wo es ist“, sagte etwa Ursula Frank-Mayer (GAL).

Badespaß mitten in der Stadt - das gehe auf Dauer nicht mehr gut, erklärte die Stadtplanerin Martin Schneider. (Foto: Renate Schmidt)

Und wo wäre ein neuer, denkbarer Platz? Der vor Jahren angedachte große Sportpark am südlichen Stadtrand bei Rutzmoos, ist zwar noch nicht ganz vom Tisch, werde aber vom Landratsamt „kritisch“ gesehen, sagte Schneider. Die favorisierte Idee ist nun, das Freibad am nördlichen Stadtrand bei Rinning neu zu bauen. Überhaupt wäre dort Platz für einen sogar kompletten Sportpark. Die Eishalle könnte dann zum Beispiel neben dem Heizkraftwerk der Stadtwerke stehen. Auf der östlichen Seite ließen sich Tennis- und Fußballplätze unterbringen, wobei letztere im hügeligen Gelände freilich nicht so ganz einfach anzulegen wären.

Eine Überlegung, die vielen Mitgliedern des Stadtrats gefielt, war indes, dass sich die Flächen bei Rinning nach und nach entwickeln ließen. Man könnte damit beginnen, dort den Tennisclub anzusiedeln, der bald schon aus der Innenstadt weg muss, weil der Pachtvertrag für das dortige Areal ausläuft. Laut Eckls Berechnung benötigt der TC Dorfen zehn Tennisplätze. Nach dem Tennisclub könnten später weitere Sportstätten nach Rinning umziehen, insbesondere das Freibad. Gerald Forstmaier (GAL) befand, die hügelige Lage mit Blick in die Landschaft sei doch sehr ansprechend.

Die Bolzplätze an der Mühlangerstraße ordentlich ausbauen, ginge relativ schnell

Großer Druck lastete seit Jahren auf den Fußballern des TSV Dorfen, die zu wenige Trainingsplätze haben. Eine von vielen als gut befunden Idee ist, das Bolzplatzgelände am Ende der Mühlangerstraße zu zwei richtigen Fußballplätzen umzubauen. Das ginge relativ einfach und wäre zügig realisierbar. Das Landratsamt sei weitgehend einverstanden, sagte Schneider. Das hieße aber auch, dass der TSV seine Plätze an der Buchbacher Straße erst einmal behält. Insgesamt brauchen die Dorfener Fußballer nach Eckls Berechnungen nämlich vier Plätze, davon zwei Kunstrasenplätze, damit man auch im Winter trainieren kann.

Für die Eissporthalle gibt es die Überlegung, sie an ihrem Standort zu belassen. Zur Abmilderung der Lärmproblematik durch An- und Abfahrten wäre ein Parkhaus zu bauen, das über einen Gang direkt mit der Eishalle verbunden wird.

Eines wurde in der Diskussion im Stadtrat wieder immer wieder und von allen Seiten betont: Das Ganze kostet Geld, das die Stadt Dorfen aktuell nicht hat. „Natürlich müssen wir priorisieren“, sagt Bürgermeister Grundner. „Wir müssen Realisten sein“, sagte der Zweite Bürgermeister Ludwig Rudolf, „das wird eine Langstrecke“. Simone Jell-Huber (SPD) fragte sich, wie es angesichts der Finanzlage überhaupt gehen sollte, ein Freibad neu zu bauen – womit sie für den Erhalt am alten Standort plädierte. Und Günther Drobilitisch (Landlisten) sagte, er sei „immer ein Fan des großen Wurfs gewesen, aber das ist praktisch und finanziell nicht machbar“.

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