Die Anwohner der hochwassergeschädigten Siedlung Am Seebach in Oberdorfen sollen so schnell wie möglich einen besseren Schutz gegen Überschwemmungen erhalten. Das hat der Stadtrat in der Sitzung am Mittwoch Abend beschlossen. Neben den Sofortmaßnahmen ist dabei das Ziel, die Anwohner mit weiteren Maßnahmen mittelfristig vor einem 100-jährigen Hochwasser zu schützen.
Die beiden Hochwasserreferenten Gerald Forstmaier (GAL) und Walter Zwirglmaier (ÜWG) hatten zu dem Thema einen Dringlichkeitsantrag gestellt, der einstimmig angenommen wurde. Forstmaier sprach von einem "hochwassertechnischen Sündenfall", dass dieses Baugebiet so beschlossen worden sei. Er habe bereits 2018 einen Antrag gestellt, dass man die Topografie des gesamten Gemeindegebietes daraufhin untersuchen solle, in welchen Ortslagen die Gefahr von Sturzfluten bei Starkregen bestehe. Wenn die Ergebnisse dieser Untersuchung schneller vorgelegen hätten, wäre der Seebach sicher aufgefallen. "24 Parteien sind betroffen", sagte Forstmaier. Sie hätten im Durchschnitt Schäden in Höhe von 150 000 Euro am Haus und weitere 70 000 Euro am Hausrat erlitten. "Die Gebäude müssen grundrenoviert werden. Das ist ein Wahnsinnsschaden für diese Familien."
Besonders erschreckend sei, so Forstmaier, dass die Menge der Niederschläge vom 30. August gar nicht so gewaltig gewesen sei. Er habe sich die Werte verschiedener Messstellen in Dorfen angesehen. Demnach habe der Tagesniederschlag vor diesem Hochwasser noch unter den Werten gelegen, die man lediglich für ein fünfjähriges Hochwasser ermittelt habe, nicht für ein hundertjähriges.
Der Hochwasserreferent plädierte daher für ein Konzept, das auf den nun vorliegenden Entwurfsdaten der Sturzflutuntersuchung basieren sollte. Darauf aufbauend könnte es vielleicht schon im Winter vorliegen. Dann könnte man Teillösungsmöglichkeiten vorziehen, für die man keine wasserrechtlichen Genehmigungen bräuchte. Er schlug dabei Dämme im Bereich Zeilhofen, auf der Wiese vor dem Baugebiet in Oberdorfen sowie in Niederham vor. Außerdem sollte man die kleine Brücke auf Höhe des Baugebiets aufweiten, die nur einen relativ kleinen Durchlass habe. "Wir im Stadtrat stehen in der Pflicht, schnelle Lösungsmöglichkeiten für die Anwohner zu finden."
Bürgermeister Heinz Grundner (CSU) reagierte pikiert: Natürlich seien schnelle Maßnahmen nötig, aber er weise den Vorwurf zurück, man hätte dieses Gutachten nicht mit der notwendigen Ernsthaftigkeit forciert: "Das Projekt hat diese Zeit gebraucht." Immerhin habe das beauftragte Büro Spector den Auftrag für das gesamte Gemeindegebiet erhalten. Der letzte Entwurf sei am 24. August der Stadtverwaltung vorgestellt worden, für den Bereich Seebach sei das leider zu spät gewesen. Aber dennoch könne man nun keine Hochwasserschutzmaßnahmen übers Knie brechen. So etwas müsse man ausschreiben; die verwaltungstechnischen Regularien müssten eingehalten werden. Er betonte jedoch auch, dass man sich in der Sache einig sei.
Forstmaier schlug vor, statt einer Ausschreibung den bereits bestehenden Auftrag zur Sturzflutuntersuchung zu erweitern. Ansonsten würden wieder Monate vergehen. Auch Sven Krage (ÜWG) plädierte dafür: "Es arbeitet schon ein Büro daran und wir haben nicht nur den Seebach, sondern sieben oder acht neuralgische Stellen." Günther Drobilitsch (Landlisten) ergänzte, man dürfe auch die anderen gefährdeten Ortslagen nicht vergessen: "Am selben Tag sind auch in Schwindkirchen bei dem Starkregenereignis Keller abgesoffen. Nicht, dass die Geschichte Georgenbach übersehen wird, da muss auch etwas gemacht werden."
Der Stadtrat beschloss, die Stadtverwaltung Dorfen solle zeitnah für ein Hochwasserschutzkonzept entlang des gesamten Seebaches Angebote einholen und ein Ingenieurbüro für die Ausarbeitung beauftragen. Die Ausführungen sollen konkrete Lösungsvorschläge enthalten, um die Siedlung Am Seebach vor einem hundertjährigen Hochwasserereignis inclusive 15 Prozent Klimazuschlag zu schützen.