6. Saitenfestival DorfenStars, Entdeckungen und Local Heroes

Lesezeit: 3 Min.

Richard Thompson ist laut Eric Clapton der beste britische Gitarrist aller Zeiten.
Richard Thompson ist laut Eric Clapton der beste britische Gitarrist aller Zeiten. (Foto: David Kaptein)

Zur sechsten Auflage des internationalen Festivals für Saiteninstrumente kommen im Mai 2025 der Gitarrist Richard Thompson, das Manuel Randi Trio, die Geigerin Martina Eisenreich und ihr Quintett, die Cellistin Ana Carla Maza und der Gitarrist Daniel Marx in den Jakobmayer.

Von Florian Tempel, Dorfen

Das Dorfener Saitenfestival geht im Mai 2025 in die sechste Runde. Birgitt Binder, die Chefin des Dorfener Kulturzentrums Jakobmayer, hat wieder einmal ein fantastisches Programm zusammengestellt. Es ist kaum zu glauben, wie man so viel Vielfalt in nur fünf Konzerte unterbringen kann. Richard Thompson ist eine lebende Legende, Ana Carla Maza eine Entdeckung, Martina Eisenreich und Daniel Marx zwei hochkarätige Local Heroes und Manuel Randi ein Publikumsliebling. Auch was Alter, Geschlecht und Internationalität der Mitwirkenden angeht, ist das Line-up großartig austariert. Das muss man erst mal hinkriegen – Birgitt Binder schafft es jedes Jahr mit Leichtigkeit und bewundernswerter Stilsicherheit.

Richard Thompson ist ein herausragender Musiker, der dennoch vielen unbekannt ist. Für Eric Clapton ist er schlicht der beste britische Gitarrist aller Zeiten. Die Los Angeles Times nannte ihn den feinsten Songwriter nach Bob Dylan und den weltweit besten Gitarristen nach Jimi Hendrix. Seine Songs wurden unter anderem von Bonnie Raitt, Robert Plant, Elvis Costello, Emmylou Harris oder den Neville Brothers interpretiert, er selbst hatte mit seiner Folkrock-Band Fairport Convention die größten Erfolge. Er war aber auch immer als Solokünstler aktiv und kommt solo nach Dorfen.

Thompson hat in diesem Jahr ein neues „ziemlich großartiges Album“, wie der SZ-Kritiker im Sommer begeistert schrieb. Der 75-jährige Altmeister singe zwar eher düstere Geschichten übers Altern und Scheitern, die jedoch statt Depression eher Trotz und Unbeugsamkeit ausstrahlten. Dass er unbeirrt dem Folk treu bleibt, erklärt Thompson als epochenunabhängig zeitgemäß: „Die traditionellen Formen erschienen mir für diese Themen am passendsten. Und auch die Zeit für echte Revolutionslieder könnte bald wieder kommen.“

Die aus Kuba stammende Cellistin Ana Carla Maza mischt verschiedene Stile gekonnt zusammen.
Die aus Kuba stammende Cellistin Ana Carla Maza mischt verschiedene Stile gekonnt zusammen. (Foto: Eduardo Rosales)

Eine Entdeckung ist Ana Carla Maza. Mit Salsa, Bossa Nova und Cumbia bringt man das Cello wohl nicht unbedingt in Verbindung. Doch die 29-Jährige tut genau das, lässt dabei nicht nur ihr Instrument rhythmisch grooven, sondern singt auch. In ihrer Geburtsstadt Havanna bekam sie als Fünfjährige Klavierunterricht von Miriam Valdés, der Schwester der kubanischen Klavierlegende Chucho Valdés. Mit acht Jahren begann sie mit dem Cellospielen, zog mit ihrer Familie nach Spanien und ging später zum Musikstudium nach Paris. Nun vereint sie alle Einflüsse ihres bunten Lebens, feiert ihre karibische Heimat, macht musikalische Abstecher auf den südamerikanischen Kontinent und mischt eine Prise französisches Chanson dazu.

Martina Eisenreich hat Freude an ungewöhnlichen und surrealen Klängen.
Martina Eisenreich hat Freude an ungewöhnlichen und surrealen Klängen. (Foto: Mike Meyer)

Fantastische Klangwelten sind auch das Metier von Martina Eisenreich. Die vielfach ausgezeichnete Komponistin konzertiert beim Dorfener Saitenfestival mit ihrem Quintett. Um sie herum als Mittelpunkt an der Geige hat sie eine extravagante Mischung virtuoser Musiker versammelt: den Echo-Klassik-Preisträger Giorgi Makhoshvili am Kontrabass, den Ausnahme-Akkordeonisten Vladislav Cojocaru, Christoph Müller-Bombart an der Gitarre und ihren Mann, den Perkussionisten Wolfgang Lohmeier an seinem selbst entwickelten Reiseschlagwerk, das überwiegend aus gefundenen und erfundenen Gegenständen besteht. Das Programm trägt den Titel „Contes de Lune“, Geschichten vom Mond. „Wir haben Freude an unwirklichen Klängen, ungewöhnlichen Sounds“, sagte Eisenreich unlängst in einem SZ-Interview, „gleichzeitig ist unsere Musik sehr filmisch und ein wenig surreal.“

Manuel Randi ist in allen Genres zu Hause.
Manuel Randi ist in allen Genres zu Hause. (Foto: Manuel Randi)

Manuel Randi war schon mehrmals in Dorfen, auch und vor allem als Mitglied des Herbert Pixner Projekts. Und das Publikum war jedes Mal fasziniert und begeistert. Der norditalienische Weltklassemusiker ist in allen Genres zu Hause. Seine technische Versiertheit und die Vielzahl an Musikstilen lassen die Zuschauer tief beeindruckt zurück. Zum Saitenfestival kommt er mit seinem eigenen Trio.

Daniel Marx ist der Mentor des Festivals und stellt das Programm zusammen mit Birgitt Binder zusammen. Der gebürtige Dorfener wird in diesem Jahr auch selbst auf der Bühne zu erleben sein. Er nimmt gerade ein neues Album mit romantischen Gitarrenkompositionen aus Bayern und Österreich auf, das er beim Saitenfestival präsentieren wird. Die Werke entstammen der Manuskriptsammlung des historischen Gitarrenklubs Münchens, der „Gitarristischen Vereinigung“. Sieben Jahre nach seinem letzten Konzert im Jakobmayer präsentiert Marx die Werke auf einem der Zeit entstammenden Wiener Modell des legendären Gitarrenbauers Hermann Hauser, der in Erding zur Welt gekommen war und dessen Vater Joseph nach neuesten Erkenntnissen sogar gebürtiger Dorfener war.

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6. Saitenfestival Dorfen, Richard Thompson, Montag, 12. Mai 2025; Manuel Randi Trio, Freitag, 16. Mai; Martina Eisenreich Quintett, Samstag, 17. Mai; Ana Carla Maza, Samstag, 24. Mai; Daniel Marx, Sonntag, 25. Mai; Vorverkauf bei Ticket Treff Dorfen, Telefon 08081/13 93.

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