- "Dieser Planungsverband ist nicht auf unserer Seite. Ich war hellauf begeistert, als ich erfahren habe, dass der Kreistag beschlossen hat, auszusteigen." Dorfens zweiter Bürgermeister Hans Haberstetter vertrat in der Stadtratssitzung am Mittwoch mit dieser Auffassung die Majorität: Mit nur drei Gegenstimmen entschieden sich die Dorfener in ihrer Stellungnahme zum neuen Landesentwicklungsprogramm (LEP) für den Ausstieg aus der bisherigen Planungsregion 14. Sie wollen sich ihre Entwicklung nicht länger von der Landeshauptstadt vorschreiben lassen und setzen auf eine neue Planungsregion, zu der sich die Landkreise Erding, Mühldorf und Landshut sowie die kreisfreie Stadt Landshut zusammenschließen wollen - wenn das Wirtschaftsministerium diese Pläne nicht durchkreuzt.
Der geplante Ausstieg betraf nur eine von mehreren Stellungnahmen zum Entwurf des neuen Landesentwicklungsprogramms, löste jedoch die heftigste Diskussion aus. Bürgermeister Heinz Grundner (CSU) sagte, aus heutiger Sicht sei die Planungsregion mit München nicht mehr nachvollziehbar, denn es gebe die unterschiedlichsten Interessenslagen im Osten und Westen der Landeshauptstadt. Er erinnerte an den Ärger der vergangenen Jahre, als die Geschäftsflieger ins Erdinger Moos verlegt wurden oder man eine eigene FOS/BOS im Landkreis bauen musste, weil die Erdinger Schüler in München vor die Tür gesetzt wurden. Auch das neue Landesentwicklungsprogramm sehe eine ungerechte Rollenverteilung vor: Der Landkreis Erding sei für Naherholungsflächen und Wohnraumbeschaffung zuständig; aber Gewerbe, das Steuern abwerfe, solle vorrangig in München angesiedelt werden.
Ferner wies Grundner darauf hin, dass viele Projekte, die für den Landkreis Erding von Bedeutung seien, im Planungsverband stiefmütterlich behandelt würden: "Die Walpertskirchener Spange interessiert in München niemand." Auch an der B 15 neu, die Dorfen, Taufkirchen und Sankt Wolfgang entlasten würde, habe man in München "keine Spur von Interesse". Nicht zuletzt werde man in der Planungsregion 14 hinsichtlich der Fördermittel behandelt wie München oder Starnberg: "Wir haben aber einen erheblich höheren Bedarf an Fördertöpfen und brauchen eine andere Förderkulisse als der Speckgürtel um München."
Stadträtin Michaela Meister (SPD) zählte zu den wenigen, die sich für einen Verbleib im bisherigen Planungsverband aussprachen. Ihre Argumentation erschöpfte sich jedoch darin, dass es größere Verflechtungen mit München gebe und die Nachbarlandkreise Freising und Ebersberg zum Entschluss gekommen seien, in der Planungsregion zu bleiben. Zusammen mit Jakob Baumgartner (SPD) und Dorette Sprengel (GAL) unterlag sie in der Abstimmung.
Ein einstimmiges Votum ohne große Diskussion ergab die Stellungnahme zum LEP hinsichtlich einer dritten Startbahn am Flughafen: Dorfen fordert, dass dieses Ziel aus dem LEP gestrichen und die Planung eingestellt werden soll.
Bürgermeister Grundner schlug außerdem vor, dass Dorfen in der Stellungnahme zum LEP den sofortigen Weiterbau der "B 15 neu" fordern solle. Dieses Projekt ist im aktuellen Bundesverkehrswegeplan nicht mehr im "vordringlichen", sondern nur noch im "weiteren" Bedarf eingestuft; Projekte dieser Kategorie sind in der Regel auf den Sankt Nimmerleinstag verschoben. Der Freistaat solle sich beim Bund dafür einsetzen, die B 15 neu wieder in den vordringlichen Bedarf einzustufen, sagte Grundner. In Dorfen würde damit die B 15 entlastet und außerdem wäre dann der Bau einer Ortsumfahrung hinfällig: "Das wäre die für uns eleganteste Lösung."
Dorette Sprengel von den Grünen widersprach: Sie berief sich auf das so genannte Ulzhöfer-Gutachten, wonach 70 Prozent des Verkehrs auf der B 15 in Dorfen innerörtlicher Verkehr sei und lediglich 30 Prozent überörtlich. Und bei diesem überörtlichen Verkehr würden auch jene Fahrer weiterhin durch Dorfen fahren, die beispielsweise von Haag nach Taufkirchen unterwegs seien. "Die B 15 neu wird Dorfen nicht entlasten", sagte Sprengel. Ludwig Rudolf (CSU) war anderer Meinung. Er warf Sprengel vor, die Grünen hätten selbst mit der Begründung gegen eine Ortsumfahrung argumentiert, sie sei nicht nötig, weil die B 15 neu kommen werde: "Das habe ich häufiger gehört." Außerdem sei er nicht der Auffassung, die B 15 neu werde nicht benötigt. Denn der Fernverkehr auf der Achse von Regensburg bis Rosenheim nehme deutlich zu und zumindest die Zahl der Lastwagen durch Dorfen könnte man mit der B 15 neu verringern. Gegen vier Stimmen schloss sich der Stadtrat der Forderung nach einem Weiterbau an.
Außerdem verlangt die Stadt Dorfen in ihrer Stellungnahme die ersatzlose Streichung des Anbindungsgebots für Gewerbegebiete. Das sei ein "Gummiparagraph", sagte Grundner, der in Dorfen die Ausweisung von Gewerbegebieten an der Autobahn behindere. Darüber hinaus will der Stadtrat, dass Dorfen in die Kategorie des Verdichtungsraums München aufgenommen wird, um keine Entwicklungschancen zu vergeben. Nicht zuletzt will man in Dorfen auch den zweigleisigen Ausbau der Bahnlinie München-Mühldorf, wobei der dritte Bürgermeister Martin Heilmaier eine eigene Linie vertrat (siehe unten).