Ein innovativer neuer Stadtteil soll in Dorfen auf dem Areal der alten Ziegelei entstehen. Mit dem aktuellen Stand der geplanten Konversion hat sich der Stadtrat in der Sitzung am Mittwoch beschäftigt. Der städtebauliche Vorentwurf, basierend auf dem Siegerentwurf des Büros Palais Mai im städtebaulichen Wettbewerb, wurde von Planer Peter Scheller vorgestellt.
Tobias Giehl vom Büro Schlothauer und Wauer präsentierte zudem das Mobilitätskonzept mit Stellplatzbedarf. Er rechnet darin im Areal mit 870 Wohneinheiten, 1650 Einwohnern und mehr als 4000 Besuchern am Tag. Der Verkehr sollte reduziert werden. Giehl hielt einen Stellplatz pro Wohneinheit wegen der Nähe zur Bahnlinie (die Hälfte der Dorfner Stellplatzsatzung) für ausreichend, was unter den Stadtratsmitgliedern umstritten war.
Nach dreistündiger Präsentation und Diskussion nahmen die Stadtratsmitglieder den Vorentwurf zur Neugestaltung des Meindl-Areals einstimmig zur Kenntnis. Das Planungsbüro soll aber prüfen, wo oberirdisch noch einige Parkplätze zusätzlich geschaffen werden könnten, ohne zu stark in die Planung einzugreifen. Insgesamt kam das präsentierte Gesamtkonzept im Stadtrat aber überwiegend gut an - die Planungsparameter wurden weitgehend bestätigt.
Mit dem gefassten Stadtratsbeschluss zum Vorentwurf liegt nun die Grundlage für weitere Planung des neuen Stadtquartiers vor: Der Vorentwurf und der daraus zu entwickelnde Planungsentwurf werde Grundlage für die weitere Vorgehensweise sein, sagte Heinz Grundner (CSU). Wegen zeitlicher Vorgaben im Förderprogramm „drängt die Zeit“, sagte der Bürgermeister. Im Februar müsse der Entwurf im Bauministerium vorgelegt werden.
Wer nah am Bahnhof wohnt, verzichtet wohl oft aufs Auto
Der Freistaat – mit dem Bauministerium und der Bezirksregierung als Förderstellen – fördert das Projekt. Dorfen ist eine von fünf Modellkommunen. Projektentwickler und Areal-Besitzer Robert Decker teilte mit, dass er „das Gesamtkonzept mittrage“. Er hätte sich aber etwas mehr Mut bei den Zufahrtsstraßen – mittiger durchs Quartier – gewünscht. Das Mobilitätskonzept könnte funktionieren, sagte Decker, weil viele Menschen, wenn sie in der Stadt und am Bahnhof wohnen, auf das Auto verzichten wollten.
Nicola Kipp von der Bezirksregierung teilte mit, dass alle Beteiligten – die Stadt, Investor Decker, die Planer – in den vergangenen Wochen bei der komplexen Planung gut zusammengearbeitet hätten: „Das ist nicht 08/15, sondern eine fachlich komplexe Planung, die in der Bevölkerung mit hoher Aufmerksamkeit verfolgt wird. Es besteht in Dorfen die große Chance, ein zukunftsweisendes Stadtquartier zu entwickeln“, sagte die für Dorfen zuständige Gebietsreferentin der Regierung von Oberbayern.

Bürgerversammlung:Kleine Schritte bei der Konversion des Meindl-Areals
Der städtebauliche Rahmenplan für den neuen Dorfener Stadtteil soll im Frühjahr 2025 abgeschlossen werden. Dem Investor geht der Prozess nicht schnell genug.
Die Stadtplanerin informierte über die Zielsetzung des Förderprogramms. Es sei in Dorfen ein Konzept mit Impulsen für den ländlichen Raum und neuen Ideen zur Mobilität und zur Ökologie auf den Weg gebracht worden. Ende Februar finde die Abschlussveranstaltung des Programms statt.
Planer Peter Scheller vom Architekturbüro Palais Mai teilte mit, dass bei den Zufahrten neben der zweispurigen Ringerschließung auch Einbahnstraßen geplant seien. So solle die Durchfahrt nicht attraktiv werden. Es sollen keine Anreize geschaffen werden, Verkehr ins Quartier zu ziehen. Es werde zudem eine Brücke über die Bahnlinie für Radfahrer und Fußgänger zur Anbindung an die Stadt geplant. Die Nähe zur Bahnlinie biete überwiegend Vorteile, aber auch Nachteile, vor allem beim Thema Lärm.
Zudem sollen im urbanen Gebiet viele Bäume gepflanzt und ein bestehendes Wäldchen erhalten werden: „Es wird dort viel Grün geben.“ Er fügte an, dass wegen der Hanglage die Entwässerung ernst genommen werde. Scheller sagte, er sei sicher, dass auf dem Meindl-Areal „keine Trabantenstadt entstehen wird“. Das neue Quartier könne stattdessen auch für Alt-Dorfen Impulse bringen, durch Treffpunkte, Sport, Kultur und Gastronomie.

Dorfen:Produktiver Bürgerdialog zum Meindl-Areal
Das ehemalige Fabrikgelände wird zu einem neuen Dorfener Stadtteil für 1800 Einwohner, diverse gewerbliche Nutzungen und mit viel grünem Raum. Bürgerinnen und Bürger beteiligen sich mit Wünschen und Vorschlägen an der Planung.
Simone Jell-Huber (SPD) wollte wissen, ob die gewählten Standorte von Kindertagesstätte und Seniorenwohnungen direkt an der Bahnlinie wegen des Bahnlärms so richtig gewählt seien. Auch der mit mehreren Modellen von Tobias Giehl untersuchte und empfohlene reduzierte Stellplatzbedarf von einem Stellplatz je Wohneinheit – die Stellplatzsatzung der Stadt sieht mit zwei Stellplätzen je Wohneinheit doppelt so viele vor – wurde kontrovers diskutiert.
CSU-Stadtratsmitglied Michael Oberhofer (CSU) mahnte zur Vorsicht. Es dürfe nicht passieren, dass später die Zufahrtsstraßen zugeparkt würden. Es sollte oberirdisch nach passenden, zusätzlichen Parkmöglichkeiten gesucht werden. Etwa 1,5 Stellplätze je Wohneinheit hielt Oberhofer für notwendig. Ludwig Rudolf (CSU) regte an, die Quartiersgarage an der Bahnlinie aufzustocken. Ursula Frank-Mayer (Grüne) hingegen wollte sich auf die Fachleute verlassen, und keine Änderung vornehmen. Zudem wurde angesprochen, dass die Quartiersgarage, wo auch Besucher parken dürfen, von Bahnfahrern als Parkplatz zweckentfremdet werden könnte.
Peter Scheller nahm die Hinweise zur Kenntnis und sagte, es müsse über Parkautomaten nachgedacht werden. Die Bahn (DB) müsste zudem ein eigenes Park-and-Ride-Parkhaus bauen.