Dorfen:Max und das Wettrennen der Wirbellosen

Der zehnjährige Max Streubel aus Dorfen nimmt erneut am "Jugend forscht"-Wettbewerb teil - mit einem Projekt aus der Biomechanik.

Thomas Daller

Er ist erst zehn, aber schon zum dritten Mal bei "Jugend forscht" dabei. Max Streubel beschäftigt sich mit einem Thema aus der Biomechanik: Wirbellose Tiere könnten den 100-Meter-Weltrekordläufer Usain Bolt mit links schlagen.

Ein ganz gewöhnlicher Bachflohkrebs, den es unter jedem größeren Stein in der Isen gibt, kann schneller beschleunigen als ein Düsenjet. Der drei Millimeter große Flohkrebs kann sich mit seinen zehn Schwimmfüßen am Hinterleib mit einem einzigen Hüpfer 1000 Körperlängen vorwärts katapultieren. Hätte der winzige Flohkrebs die Größe eines Menschen, entspräche das der Beschleunigung aus dem Stand auf 5000 Stundenkilometer. Und das schafft nicht mal ein Düsenjet.

Im Verhältnis zu ihrer Körpergröße sind Wirbellose die stärksten Tiere auf der Erde. Und so gesehen ein spannendes Thema. Das dachte sich auch Maximilian Streubel, als ihn sein Vater Stefan auf einen kleinen Käfer aufmerksam machte, der über die Terrasse ihres Einfamilienhauses in Dorfen flitzte: "Schau mal, wie der rennt!" Bei Max machte es "klick" und er hatte sein Thema gefunden, mit dem er sich am "Jugend forscht"-Wettbewerb beteiligte. Max hat ein Mikroskop, das man an den Computer anschließen kann.

Auf den Objektträger legte er eine Folie, auf die er ein engmaschiges Gitternetz gedruckt hatte. Und dann fing er alle Wirbellosen ein, die er rund ums Haus erwischen konnte. Insgesamt 27 Kleintiere - von der Raubmilbe über die Blattlaus bis zum Tausendfüßler - ließ er gegeneinander antreten und verglich anhand der Schrittfrequenz ihre Geschwindigkeit. "Wettrennen der Wirbellosen" heißt der Vergleich, der beim Regionalwettbewerb am Münchner Flughafen am 7. und 8. Februar zusammen mit 70 weiteren Arbeiten von Nachwuchsforschern zu sehen ist.

Für den Zehnjährigen ist es bereits seine dritte Teilnahme an diesem jährlichen Wettbewerb, ab der 4. Klasse darf man mitmachen, Max ist jetzt in der 6d des Gymnasiums Dorfen. In der 5. Klasse hat er sich für "Jugend forscht" mit Rolltreppengeländern befasst. Auch hier kam der Anstoß von den Eltern, damals von Mama Christine. Die hat ihm beim Einkaufsbummel geraten, die Finger von diesen Geländern zu lassen, weil die so dreckig sind.

Max wollte es genauer wissen. Am Telefon schwatzte er einer Firma für Laborbedarf Petrischalen und Nährlösungen ab, nahm Proben von den schwarzen Bändern und züchtete die vorgefundenen Bakterienstämme. Und siehe da, Mama hatte recht. Max ließ es bei dieser Erkenntnis nicht bewenden, sondern sann auf Abhilfe: Er konzipierte ein Reinigungsgerät aus einem Schwamm, Desinfektionsmittel und einem intervallgesteuerten Elektromotor, mit dem man die Bakterienschleuder entwaffnen könnte.

Aber wie kam Maximilian überhaupt darauf, sich neben Schule, Hausaufgaben und Sport auch noch querbeet mit Wirbellosen oder Rolltreppengeländern zu beschäftigen? Der Anstoß kam wiederum von Papa Stefan, der aber nicht ahnen konnte, welche Lawine er damit bei seinem Sohn lostrat. Er hatte nur beiläufig erwähnt, dass es den Wettbewerb "Jugend forscht" gibt und dass man ab der vierten Klasse daran teilnehmen könne. Und Max, der damals in der 4. Klasse war, ließ sich das nicht zweimal sagen.

Abgesehen von seinem Forschungseifer ist Max ein ganz normaler Junge. Er liest gern, hat bis vor kurzem Leichtathletik betrieben, bis ihm der Nachmittagsunterricht keine Zeit mehr dafür ließ und er hat zwei Schwestern, Johanna und Sophia, gegen die er sich behaupten muss.

Das Thema, mit dem er sich bei seinem ersten Wettbewerb bewarb, behandelte übrigens die Frage, ob man an der roten Ampel den Motor ausschalten sollte. Macht ja keiner und begründet wird das meist mit der weit verbreiteten Ansicht, beim Wiederanlassen verbrauche man mehr Energie. Das ist ein Irrtum, fand Max heraus, man sollte den Motor ausmachen.

Die 71 Arbeiten des Regionalwettbewerbs von "Jugend forscht" sind am Dienstag und Mittwoch, 7. und 8. Februar, in der FMG-Mehrzweckhalle, Nordalle 23, zu besichtigen.

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