Kontinuität seit dem 13. Jahrhundert:Dorfener Markttradition

Kontinuität seit dem 13. Jahrhundert: Beim letzten Gallimarkt im Oktober 2021 hatten nur etwa 20 Fieranten ihre Stände auf dem Unteren Markt aufgebaut. Die Leute kamen dennoch in Scharen.

Beim letzten Gallimarkt im Oktober 2021 hatten nur etwa 20 Fieranten ihre Stände auf dem Unteren Markt aufgebaut. Die Leute kamen dennoch in Scharen.

(Foto: Renate Schmidt)

Als der Stadtrat unlängst die "Verordnung zur Freigabe verkaufsoffener Sonn-und Feiertage" auf der Tagesordnung hatte, war das die Fortführung des seit Jahrhunderten verbrieften Marktrechts in modernen Zeiten.

Von Florian Tempel, Dorfen

Die Geschichte der Dorfener Warenmärkte ist uralt, so alt wie die Stadt selbst. Denn das war ja der zentrale Grund für die Gründung Dorfens. Ludwig der Kelheimer oder sein Nachfolger Otto der Erlauchte etablierten zwischen 1229 und 1237 mit und in Dorfen einen herzoglichen Markt, den sie hochstrategisch in ihrem Hoheitsgebiet platziert hatten. Südlich lagen die freie Reichsgrafschaft Haag und die Herrschaft Burgrain inklusive Isen, die den Bischöfen von Freising gehörte. Etwas weiter weg im Osten war die Salzhandelsstadt Mühldorf, damals Besitz der Erzbischöfe von Salzburg. Dorfen war also ein Stützpunkt der Wittelsbacher in einem Eck Bayerns, das damals alles andere als durchgehend weiß-blau war.

Als der Stadtrat unlängst die "Verordnung zur Freigabe verkaufsoffener Sonn-und Feiertage" auf der Tagesordnung hatte, war das die Fortführung des seit Jahrhunderten verbrieften Marktrechts in modernen Zeiten. Alle drei Jahre muss der Stadtrat die Verordnung neu erlassen, weil laut Paragraf 14 des Ladenschlussgesetztes an vier Sonntagsmärkten zugleich auch die Geschäfte in Dorfen ausnahmsweise öffnen dürfen. In anderen Kommunen muss man für die verkaufsoffenen Sonntage Argumente haben und besondere Konzepte vorweisen. In Dorfen reicht der Bezug auf die jahrhundertelange Kontinuität. "Die öffentliche Wirkung der traditionell an Sonntagen stattfindenden Märkte steht im Vordergrund", hieß es in der Sitzungsvorlage, "die Öffnung der Geschäfte bleibt als Annex im Hintergrund". Die Dorfener Warenmärkte ziehen oft noch immer sehr viele Menschen aus der nahen und weiteren Umgebung an. An sonnigen Markttagen ist Dorfen voller Leute und vollkommen zugeparkt.

Über die Jahrhunderte gab es fast jeden Monat einen großen Markttag

Dorfen ist, wie Erding fast zur gleichen Zeit, entstanden als eine echte Planstadt mit zwei sich kreuzenden Hauptachsen. Noch immer gibt es vier, wenn auch unterschiedlich große Plätze in Dorfen, was ebenfalls mit der wesentlichen Aufgabe der Kommune zu tun hat: Märkte abzuhalten. Dadurch entwickelte sich in kurzer Zeit Dorfen zu einem wirtschaftlichen Mittelpunkt. Über die Jahrhunderte gab es fast jeden Monat einen großen Markttag. Die Zahl von insgesamt zehn Jahrmärkten war, ist und bleibt außergewöhnlich viel.

Von den zehn Marktagen in Dorfen sind schon seit Jahrhunderten vier besonders hervorgehoben und so ist es immer noch. Ein Blick in den "Bayerischen verbesserten und neuen Volkskalender für den Bürger und Bauersmann" aus dem Jahr 1862 zeigt, dass fast alles beim Alten geblieben ist - mit nur kleinen Änderungen. Los geht das Marktjahr in Dorfen nach wie vor mit dem Lichtmessmarkt Ende Januar. Der 1862 noch verzeichnete Markttag am ersten Sonntag in der Fastenzeit ist jedoch gestrichen und durch einen Martinimarkt im November ersetzt worden. Der Mittfastenmarkt am vierten Fastensonntag, 2022 war das der vergangene Sonntag, ist auch der erste verkaufsoffene Sonntag in Dorfen. Der früher am Ostermontag abgehaltene Markt findet nunmehr am Weißen Sonntag, dem ersten Sonntag nach Ostern statt.

Der Gallimarkt im Oktober ist das größte Marktereignis in Dorfen

Traditionell sind die weiteren Markttage: am vierten Sonntag nach Ostern, der sogenannte Grasmarkt, der nun auch verkaufsoffen ist; der Veitsmarkt im Juni, weil der Heilige Vitus Patron der Marktkirche im Mittelpunkt von Dorfen ist; ebenso traditionell sind die Märkte an den letzten Sonntagen im Juli und im August. Der Gallimarkt Mitte Oktober, der über ein ganzes Wochenende geht, ist seit langem das größte Marktereignis in Dorfen und wie der Martinimarkt, den es laut dem Volkskalender 1862 damals nicht gab, ein verkaufsoffener Sonntag. Den Abschluss im Dorfener Marktjahr bildet wie eh und je der Markt am vierten Advent.

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