Im Jakobmayer Dorfen:Ernst zu nehmende Blödelei

Im Jakobmayer Dorfen: Die Proben laufen auf Hochtouren: Konstantin Riedl, Manuel Kundinger, Frauke Mayer, Robert Gregor Kuehn und Franziska Zwink auf der Bühne im Jakobmayer-Saal.

Die Proben laufen auf Hochtouren: Konstantin Riedl, Manuel Kundinger, Frauke Mayer, Robert Gregor Kuehn und Franziska Zwink auf der Bühne im Jakobmayer-Saal.

(Foto: Stephan Görlich)

Opera Incognita inszeniert als musikalischen Silvester-Kracher Jacques Offenbachs satirische Operette "Die Großherzogin von Gerolstein".

Von Florian Tempel, Dorfen

Auch in diesem Jahr bringt die Musiktheater-Compagnie Opera Incognita im Dorfener Kulturzentrum Jakobmayer zum Jahreswechsel wieder einen Operetten-Hit. Regisseur Andreas Wiedermann und Ernst Bartmann, der wie immer die musikalische Leitung hat, sind mit ihrer Wahl absolut up to date. Jacques Offenbachs "Die Großherzogin von Gerolstein" war ein Riesenerfolg während der Weltausstellung von 1867 in Paris. Das ist zwar schon lange her. Doch Offenbachs opéra bouffe kam so gut beim Publikum an, weil sie eine witzige Satire auf Militarismus, Nationalismus und Vetternwirtschaft ist. Das sollte 155 Jahren später auch dem Dorfener Publikum gefallen. Die Musik von Jacques Offenbach ist eh unverwüstlich.

Vor zwei Jahren war die Großherzogin an der Semper-Oper in Dresden zu sehen, bald kommt diese Inszenierung ans Münchner Gärtnerplatztheater. Auch an der Komischen Oper in Berlin war die schräge Operette erst unlängst zu erleben, aktuell wird sie in Hamburg gegeben, in Nürnberg und Graz ist bald Premiere.

Opera Incognita bringt in Dorfen seit mehr als einem Jahrzehnt große Oper in die Kleinstadt. Als Silvester-Stücke gab es schon "Die Fledermaus" und "Eine Nacht in Venedig" von Johann Strauss sowie "Die lustige Witwe" von Franz Lehár. Diese Operetten-Klassiker sind natürlich auch komische und witzige Werke. Die "Großherzogin von Gerolstein" ist jedoch noch mal eine ganze Spur abgedrehter. Regisseur Andreas Wiedermann ist von Offenbachs Mut zur Komik beeindruckt. "Er hat vor nichts Respekt und niemand wird von seinem Spott verschont." Das betrifft nicht nur die Militärs und Potentaten, ihre Lakaien und Soldaten, sondern rundum alle Figuren, die mitspielen.

Die verrückten Handlungszüge erinnern an die abgedrehte Komik von Monty Python

Zudem parodiert Offenbach an vielen Stellen die klassische Form der großen und ernsten Oper. Das sollte man sich mal vergegenwärtigen: Während es Offenbach in der mondänen Weltstadt Paris satirisch-komisch krachen lässt, arbeitet sich Richard Wagner in der deutschen Provinz am Ring des Nibelungen ab. Die beiden Komponisten sind vollkommen verschieden und entgegengesetzte Pole in der Musikwelt. Der gebürtige Kölner Offenbach verkörperte für den deutschen Antisemiten Wagner dabei alles, was dieser verabscheute: Offenbach ist Jude, Wahlfranzose und er schreibt umjubelte Musiktheaterspäße.

Die "Großherzogin von Gerolstein" ist voll schrägen Humors. Die "unglaublich verrückten Handlungszüge" erinnern Andreas Wiedermann an die abgedrehte Komik von Monty Python. Das klingt vielversprechend. Der Inhalt der Operette in aller Kürze: General Bumm und Baron Puck inszenieren einen Krieg, um die Großherzogin zu beschäftigen, damit sie nicht etwa auf die Idee kommt, ernsthafte Politik für ihr Land zu machen. Die Großherzogin interessiert sich freilich vor allem für eines: Sie will einen Mann. Alles andere, was sonst noch passiert, kann man kaum verständlich zusammenfassen. Sagen wir es mal so: Es geht drunter und drüber.

Ernst Bartmann hat die Musik für vier Instrumentalisten neu arrangiert. Die Besetzung mit Klavier, Geige, Klarinette und Kontrabass ersetzt das große Opernorchester durch ein kleines Caféhaus-Ensemble. In den Hauptrollen singen und spielen Frauke Mayer, Robert Gregor Kuehn, Konstantin Riedl, Manuel Kundinger und Franziska Zwink, die fast alle schon aus früheren Opera Incognita-Inszenierungen bekannt sind.

Die Großherzogin von Gerolstein, Premiere Freitag, 30. Dezember, weitere Aufführungen am 31. Dezember, 5., 6. und 7. Januar, jeweils 20 Uhr, Silvester 21 Uhr; Vorverkauf Ticket Treff Dorfen, Tel. 08081/1393.

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