Historischer Verein Dorfen:Vom Gefängnis zum Museum

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Ein Blick ins Dachgeschoss des Heimatmuseums Dorfen, wo vor 20 Jahren alles begann. Heute ist das ganze Haus für museale Zwecke genutzt. (Foto: Historischer Kreis Dorfen)

Vor 20 Jahren fand die erste Ausstellung im Dorfener Heimatmuseum statt. Das Jubiläum wird an diesem Sonntag mit Führungen gefeiert.

Von Florian Tempel, Dorfen

Eine so altehrwürdige Stadt wie Dorfen, deren Name schon im 8. Jahrhundert erstmals schriftlich genannt und die im 13. Jahrhundert von bayerischen Herzögen als Planstadt aus dem feuchten Boden des Isentals gestampft wurde, braucht natürlich ein Museum. Das ist ja wohl ganz klar. Erst vor Kurzem hat der Stadtrat das kommunale Denkmalkonzept verabschiedet, das noch einmal eindrücklich darauf hinweist, dass die ganze Dorfener Altstadt in ihrer Gesamtheit ein einzigartiges historisches Erbe darstellt. Und natürlich gibt es ein Museum, das Heimatmuseum, das der Historische Kreis in einem von der Stadt zur Verfügung gestellten Gebäude betreibt.

Und doch ist eines „verwunderlich“, schreibt Wolfgang Lanzinger, der Vorsitzende des Historischen Kreises zum Jubiläum des Heimatmuseums: Es existiert erst seit 20 Jahren. In der sehr langen Geschichte der Stadt gehört also nur ein kleines Kapitel Museumsgeschichte dazu. Die Idee eines Heimatmuseums war freilich „schon früher geboren und durch den Heimat- und Verschönerungsverein immer wieder propagiert worden, zuletzt 1979“, weiß Lanzinger. Doch es scheiterte an geeigneten Räumen. Der Historische Kreis Dorfen wurde 1998 gegründet und erhielt 2004 den Dachboden des alten Amtsgerichtsgefängnisses am Herzoggraben zur Verfügung gestellt. Dieser Dachboden war der Startpunkt, man arbeitete sich in den folgenden Jahren von oben nach unten durch, bis das ganze Haus für den Museumszweck eingenommen war.

Ein altes Gefängnis, das ist ja schon mal interessant an sich. Nutzer des Hauses war nach der Justiz ein Fernmelde-Bautrupp der Bundespost, der dort von 1958 bis 1981 untergebracht war. Fernmelde-Bautrupp der Bundespost, das klingt auch wie aus einer längst vergangenen Zeit. Die erste Ausstellung wurde schließlich am 24. Juli 2004 eröffnet. Der Historische Kreis präsentierte im Dachgeschoss eine „mühevoll erarbeitete Ausstellung ‚Wohnen – Schule – Handwerk‘ in der Nachkriegszeit“, wie Lanzinger erinnert.

Das Gebäude am Herzograben ist das ehemalige Amtsgerichtsgefängnis. (Foto: Historischer Kreis Dorfen)

Nach diesem Auftakt ging es Stück für Stück weiter. Andere Vereine und Gruppen, die Räume in den unteren Geschossen nutzen, zogen nach und nach aus. Der Historische Verein konnte schließlich das ganze Haus nutzen. Die verschiedenen Räume sind thematisch gestaltet, mit Exponaten und Erklärungen zur Vor- und Frühgeschichte, zur Marienwallfahrt oder zum früheren Schulalltag. Herzstück der Sammlung ist das Wohn- und Schlafzimmer der 2014 verstorbenen Dorfenerin Ursula Zistler, das ihre Familie dem Historischen Kreis dauerhaft überlassen hat. „Sehenswert sind auch der kleine Altar mit der Kopie des Gnadenbilds von Maria Dorfen, die Ausrüstung des Fotografen Paul Dubotzki oder die in der hiesigen Fabrik Stiftl hergestellten Skier“, so Wolfgang Lanzinger.

Dorfen hat ein Heimatmuseum, das allerdings in mehrerer Hinsicht nicht zeitgemäßen Anforderungen und Bedingungen entspricht. Es ist in einem baulich unzulänglichen Gebäude untergebracht und hat nur an den Marktsonntagen geöffnet. Also muss etwas Neues her. „Langfristig strebt der Verein die Umsetzung eines neuen, größeren Heimatmuseums an, das sich dann auch nach modernen Kriterien der Museologie gestalten ließe“, teilt Lanzinger mit. Er will aber nicht meckern und betont das Positive: „Zufrieden über das bisher Erreichte begeht der Historische Kreis jetzt erst einmal das Jubiläum.“

20 Jahre Heimatmuseum, Sonntag, 28. Juli, Führungen um 14, 15 und 16 Uhr.

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