Die Oko Private School, die bereits ein Privatgymnasium mit 100 Schülern in Hamburg-Barmbek betreibt, will ein zweites Standbein in Bayern errichten. München hat man erwogen, ist aber zu teuer. Die Wahl fiel schließlich auf Dorfen, auf das ehemalige Meindl-Areal in Orlfing. Der Antrag beim Kultusministerium ist gestellt, einen Schulleiter hätte man auch schon und ein Großteil des Lehrerkollegiums stehe bereits fest. Zielgruppe sind Schüler mit einem hohen Intelligenzquotienten, die aber aufgrund von Aufmerksamkeitsproblemen, Rechtschreibschwäche, Asperger oder schlechter Schulerfahrungen als "Underachiever", als "Minderleister" gelten.
Die Hamburger Oko Private School wurde von Gabriele und Johann Hartl gegründet. Sie ging aus dem Oko-Lehrinstitut hervor, das die beiden Pädagogen bereits seit 1985 betrieben hatten. Das Institut testete Kinder auf besondere Begabung, beriet Eltern und Schulen und bot Förderung und Lerntherapien an. Die Oko Private School sahen sie als logische Fortführung ihrer bisherigen Arbeit.
Bei der geplanten Ganztagesschule in Dorfen handelt es sich um ein Gymnasium mit wirtschaftswissenschaftlicher Ausrichtung. Geschäftsführerin Gabriele Hartl arbeitet bereits seit 2020 vom Firmensitz in Dietramszell daran, das zweite Standbein in Bayern zu etablieren. Auf das Dorfener Meindl-Areal sei sie durch persönliche Kontakte mit Unternehmer Robert Decker gekommen, dem Eigner der Industriebrache, auf der ein komplett neues Stadtviertel entstehen soll.
Die räumlichen Gegebenheiten sind schon vorhanden: Die Schule hat bereits zwei Räume im Akademie-Gebäude auf dem Meindl-Areal angemietet. Im nächsten Schritt werde das Gymnasium das komplette erste Stockwerk beziehen, sagte Hartl. Bereits dort untergebracht sind eine Beamtenakademie und ein Montessori-Kindergarten. Perspektivisch denkt Gabriele Hartl sogar daran, die Schule später in ein Internat auszubauen.
Zum Einzugsgebiet gehören Erding, Mühldorf und München
Doch zuerst will man klein beginnen: Die Schüler werden in Lerngruppen jahrgangsübergreifend unterrichtet. 35 Kinder in zwei Klassen sollen es beim Start sein. "Wir werden von Anfang an altersgemischte Klassen haben", sagte Hartl, jeweils Fünft- und Sechstklässler sowie Siebt- und Achtklässler zusammen. Geplant seien Klassengrößen von maximal 20 Schülern.
Einzugsgebiet sei Erding, Mühldorf, aber auch München: "Mit dem Zug ist es vom Ostbahnhof nur eine halbe Stunde", sagte Hartl. Aus ihren Hamburger Erfahrungen wisse sie auch, dass manche Familien sogar einen Umzug in Kauf nehmen, damit die Kinder auf diese Schule gehen könnten. Denn für viele Kinder sei ihre bisherige Schule eine Leidensgeschichte. Es handele sich zwar um hochsensible Kinder, aber das bedeute nicht, dass sie auch sozial integriert seien. Und die Eltern seien oftmals verzweifelt über die Diskrepanz zwischen Fähigkeiten und Schwierigkeiten.
Bei der Oko Private School handelt es sich um eine Privatschule mit Schulgeld. Das Schulgeld werde sich auf 550 Euro pro Monat belaufen, sagte Hartl. "Wir bieten aber auch 15 Prozent Freiplätze oder Teil-Freiplätze an." Das werde von der Einkommenssituation der Eltern abhängig gemacht. Diese Modalitäten seien aber noch nicht vom Kultusministerium abgesegnet.
Die Nachfrage nach alternativen Schulmodellen wächst bundesweit
Die Geschäftsführerin ist zuversichtlich, dass das Kultusministerium die Genehmigung erteilen wird. Allerdings war auch schon mal eine Montessori-Schule auf dem Meindl-Areal geplant und hat die Genehmigung dafür nicht erhalten. Hartl kennt den Fall: Dabei sei es um spezifische Gründe für Grundschulen gegangen, für ihr Gymnasium erfülle sie nach ihrer Einschätzung alle Voraussetzungen.
Die Nachfrage nach alternativen Schulmodellen wachse bundesweit, sagte Hartl, die das Unternehmen mit ihrem Sohn Justus leitet. Für viele Familien sei der herkömmliche Schulalltag sehr belastend. Gabriele Hartl hat damit auch eigene Erfahrungen. Auch ihr Sohn habe eine Laufbahn als sogenannter Underachiever, als Minderleister, hinter sich. Er habe dann aber ein Einser-Abitur geschafft und danach Mathematik, IT, Jura und Philosophie studiert.