Dorfen:Fußgängerbrücke untersagt

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Landratsamt sperrt sich gegen eine in Dorfen gewünschte Isenquerung

Von Florian Tempel, Dorfen

Durch das Isental hat der Staat eine Autobahn mit riesigen Betonbrücken über die Isen und mehrere ihrer Nebenflüsse bauen lassen. So etwas geht, auch wenn die Isen und ihre Nebenbäche gemeinsam ein FFH-Naturschutzgebiet bilden. Eine kleine Fußgängerbrücke über das Flüsschen Isen, auf halbem Weg zwischen Dorfen und Oberdorfen, ist jedoch nicht genehmigungsfähig. Die Spazierwegeverbindungen im westlichen Naherholungsraum der Stadt hätte man auf diese Weise wunderbar erweitern können. Das Landratsamt Erding hat diesem in Dorfen seit langem gehegten Wunsch nun aber eine Absage erteilt. Im Schreiben der Unteren Naturschutzbehörde, das im Bauausschuss vorgelegt wurde, heißt es: "Das Vorhaben führt zu einer erheblichen Beeinträchtigung geschützter Bereiche und stellt einen erheblichen Eingriff nach dem Bundesnaturschutzgesetz dar." Die Mitglieder des Bauausschusses waren perplex und wussten nicht so recht, wie sie darauf reagieren sollten.

Man kann als Fußgänger in Dorfen die Isen überqueren und dann erst wieder in Oberdorfen. Dazwischen liegen mehr als zwei Kilometer, eine schöne Strecke grüner Landschaft auf beiden Seiten des Flüsschens. Die gewünschte Brücke beim Alten Wehr bei Niederham läge ziemlich genau in der Mitte und würde die Spazierwegeverbindungen im westlichen Naherholungsraum der Stadt wunderbar erweitern. Dass das Landratsamt von Anfang an dagegen war, focht die Dorfener jahrelang nicht an. Keiner wollte glauben, dass das Landratsamt sich letztlich ernsthaft quer stellen würde. Im März 2020 wurde die Ingenieursplanung im Stadtrat genehmigt, in diesem Jahr das nötige Geld im Haushalt bereit gestellt.

Dabei hatte die Untere Naturschutzbehörde ihre Haltung schon 2015 klar zum Ausdruck gebracht. Bauamtsleiter Franz Wandinger berichtete seinerzeit im Dorfener Umweltausschuss, dass Vertreter des Landratsamtes bei einem Ortstermin deutlich gemacht hätten, "dass ihnen das gar nicht gefällt". Als wesentliches Argument gegen eine Isenbrücke an dieser Stelle sei angeführt worden, "wir haben da ein FFH-Gebiet". SPD-Stadtrat Heiner-Müller Ermann reizte dieser Punkt seinerzeit zu einer scharfen Replik: "Wenn jemand diesen Einwand noch einmal bringt, dann nagele ich ihn persönlich an die Lappach-Brücke" - also an die etwa 260 Meter lange A 94-Brücke, die damals gerade über den Isennebenfluss Lappach und somit durch dasselbe FFH-Gebiet gebaut wird.

In der aktuellen Sitzung des Bauausschusses sagte Bürgermeister Heinz Grundner (CSU), es "tut mir leid", aber es sei wie es sei. Stadtrat Martin Heilmeier (Landlisten) nannte die Absage des Landratsamts "schon sehr deprimierend". Er wollte die rechtliche Argumentation der Unteren Naturschutzbehörde nicht akzeptieren: "An dieser Stelle entsteht keine Verschlechterung, das ist kein Rückzugsgebiet für Tiere." Auch Michaela Meister (SPD) sagte, "bei mir stößt diese Stellungnahme auf ein gewisses Unverständnis". Andreas Hartl (GAL) befand hingegen, die klare Position des Landratsamts sei "respektabel".

Und wie geht es weiter? Heilmeiers Antrag, Vertreter der Unteren Naturschutzbehörden zu einem Ortstermin zu bitten, wurde vom Ausschuss abgelehnt. Beschlossen wurde der Antrag von CSU-Stadtrat Ludwig Rudolf, bei der Naturschutzbehörde nachzufragen, ob eine Brücke an einer anderen Stelle ginge.

© SZ vom 17.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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