Etablierter Glücksfall

In Dorfen hält man es längst für normal, um Silvester und Neujahr herum im Jakobmayer in eine Operette oder in ein Musical zu gehen. Im April oder Mai wird dann an selber Stelle eine große Oper gegeben. In jedem Fall sind es stets Originalproduktionen, die man entweder ausschließlich in Dorfen erleben kann oder die erst im Anschluss an die Dorfener Aufführungen auch noch in München oder sonst wo zu sehen sind. Natürlich ist das nicht normal, auch wenn das schon seit 2011 so geht. Dass es in Dorfen so professionelles und originelles Musiktheater gibt, ist und bleibt absolut außergewöhnlich.

Die beiden Köpfe von Opera Incognita sind der Dorfener Kirchenmusiker Ernst Bartmann und der freie Regisseur Andreas Wiedermann. Fest zum Team gehören seit Jahren auch der Dorfener Künstler, Kunstpädagoge und Bühnenbildner Anton Empl, Evi Festl als Produktionsleiterin sowie die Erdingerin Barbara Gruber, die sich um Kostüme und Ausstattung sorgt.

Die entscheidenden zwei sind und bleiben jedoch Ernst Bartmann und Andreas Wiedermann. Die beiden haben sich während des Studiums am Mozarteum in Salzburg kennen gelernt. Wiedermann hatte 2005 beim Kulturreferat München mit der Idee überzeugt, eine Barockoper in der Reaktorhalle, einem nüchternen Betonklotz an der Luisenstraße, zu inszenieren. "Aus heutiger Sicht war das ziemlich blauäugig", sagt Wiedermann. Doch zum Glück brachte in ein befreundeter Sänger bei einer Pizza Calzone mit Ernst Bartmann in Kontakt, der sofort begeistert war und die musikalische Leitung übernahm. Ihre erste gemeinsame Arbeit, die Oper "Amide" von Willibald Gluck, lief sehr gut. Viele wollte die ungewöhnliche Inszenierung sehen und auch das Feedback war rundum positiv. Erst für das folgende Projekt - seitdem ist kein Jahr vergangen, in dem Bartmann und Wiedermann nicht wenigstens ein Musiktheater zusammen gemacht haben - suchten und fanden die zwei ihren Markennamen Opera Incognita.

Als der Jakobmayer in Dorfen zum Kulturzentrum renoviert wurde, fragten Mitglieder des Fördervereins "Freunde des Jakobmayer" bei Bartmann an, ob er und Wiedermann zum Auftakt nicht etwas auf die Bühne bringen könnten. "Die Fledermaus" von Johann Strauss war genau der richtige Knaller im Eröffnungsjahr.

"Die Idee war zwar schon, dass wir auch weitermachen", sagt Andreas Wiedermann, "aber wie stark wir uns hier einnisten würden, war vorab nicht klar". Der Jakobmayer-Saal war und bleibt eine stete Herausforderung, denn "er hat einen eigenen Charakter und große Unmittelbarkeit." So klein er ist, so viele Möglichkeiten hat der Regisseur schon gesucht und gefunden, ihn zu bespielen. Auch Bartmann sieht es als Chance, die Musik, die doch eigentlich für große Orchester geschrieben ist, für notwendig kleinere Ensemble neu zu arrangieren. Zum Beispiel für ein Salonorchester, was der ursprünglichen Nutzung des Saals als Ballsaal entspricht. "Es ist musikalisch interessant, das Ganze auf die Substanz runterzufahren."

Das alles sind große Leistungen, die sehr viel Kreativität und Arbeit erfordern. Das Publikum soll und muss davon nichts mitbekommen. Nur eines sollten sich die Zuschauer doch klar machen: Vor allem die Neujahrsstück sind auch Kraftanstrengungen. Bis zum 23. Dezember wird geprobt, nach den Weihnachtstage - an denen Bartmann und die anderen Musiker auch im Einsatz sind - wird durchgehend, meist bis in die Nacht weitergearbeitet. In diesem Jahr wird eine chaotische Verwechslungskomödie gegeben - sie wird sitzen.

Dorfen: Ernst Bartmann und Andreas Wiedermann haben sich während des Studiums in Salzburg kennen gelernt und arbeiten seit 15 Jahren zusammen. — Ernst Bartmann und Andreas Wiedermann haben sich während des Studiums in Salzburg kennen gelernt und arbeiten seit 15 Jahren zusammen.
(Foto: Renate Schmidt)

"Eine Nacht in Venedig", Premiere am 30. Dezember ausverkauft; weitere Termine: Silvester, 31. Dezember, 21 Uhr, Freitag, Samstag, Sonntag, 3. bis 5. Januar, jeweils 20 Uhr, Jakobmayer, Unterer Markt 34, Vorverkauf Ticket Treff Dorfen 08081/13 93.