Dorfen muss aufpassen:Durch Tauwetter droht Hochwasser

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In den kommenden Tagen sollen die Temperaturen bis in den zweistelligen Bereich steigen. Vor allem an der Isen kann der Fluss über die Ufer treten, Regen könnte die Situation verschlimmern

Von Thomas Daller, Dorfen

Mit Besorgnis haben Anwohner von Flüssen und Bächen den Wetterbericht für die nächsten Tage zur Kenntnis genommen: Donnerstag, Freitag und Samstag sollen die Temperaturen bis in den zweistelligen Bereich steigen. Angesichts von reichlich Schnee, den gefrorenen Böden, die kein Wasser aufnehmen können, und des absehbar raschen Tauprozesses könnte es zu Hochwasser kommen. Aufgrund der speziellen Topografie im Isental erwischt es erfahrungsgemäß meist Dorfen und Lengdorf. Allerdings gibt es dort auch erfahrene Feuerwehren, die nicht das erste Mal mit Sandsäcken und Pumpen das Schlimmste verhindern.

Das Isental ist sowohl bei Starkregen im Sommer als auch bei rascher Schneeschmelze im Winter der Hochwasser-Hotspot im Landkreis. Denn es handelt sich um eines der breitesten Flusstäler in Oberbayern. Die sogenannten Hangschultern liegen bis zu 1,8 Kilometer weit auseinander. Dieser große Kessel entwässert die gesamte Fläche über Bäche und Entwässerungsgräben in die Isen, die dadurch schnell anschwellen kann. Isen kommt vom keltischen Wort Isana, was soviel heißt wie "die rasch Fließende". Auch die Isar hat das im Wortstamm.

Dorfen hat in der Vergangenheit schwere Hochwasser erlebt, zuletzt in den 1990er Jahren, als man in der Innenstadt und am Johannisplatz mit dem Schlauchboot fahren konnte. Mit Mitteln der EU in Millionenhöhe wurde daraufhin zwischen 2004 und 2009 der Hochwasserschutz verbessert, mit Senken, Rückhaltebecken und einem neuen Wehr. Ganz aus dem Schneider ist man seither dennoch nicht: 2013 drohte das Regenrückhaltebecken am südlichen Stadtrand überzulaufen. Mehrere Feuerwehren verhinderten mit Schlauchstrecken und Pumpen, dass die Keller in der Isener Siedlung voll liefen. Und auch aktuell ist die Situation ein wenig brenzlig, denn vor dem neuen Wehr mitten in der Stadt hat sich in den vergangenen Jahren viel Schlamm angesammelt, der das Wehr verstopfen könnte. Der Schlamm hätte bereits vor drei Jahren ausgebaggert werden sollen, aber auf die Auftragsausschreibung erfolgte kein Angebot.

Vorausgesetzt, dieser Schlamm macht keine Probleme und es kommt nicht auch noch Regen dazu, geht Stefan Beham, Kommandant der Dorfener Feuerwehr, davon aus, dass man die Situation im Griff haben werde. "Vor 20 Jahren, als wir die Hochwasserschutzmaßnahmen noch nicht hatten, sah das noch anders aus", sagte Beham. Aber damit und mit der entsprechenden Ausstattung der Feuerwehr sieht er sich gut gerüstet. Die Feuerwehr verfüge über genügend Pumpen sowie mehr als 1000 gefüllte und rund 10 000 ungefüllte Sandsäcke, die zum Einsatz kommen könnten. Darüber hinaus stünde im Bauhof der Stadt Dorfen eine weitere Pumpe zur Verfügung, die am Regenrückhaltebecken zum Einsatz komme, wenn sich die Situation von 2013 wiederholen sollte.

Er geht von einem Szenario aus, dass die Isen in der Ortsdurchfahrt Oberdorfen und eventuell in Lengdorf über die Ufer treten könnte. Auch bei Niederham könne man damit rechnen sowie bei Breitwies. In Wasentegernbach, wo es vor den Hochwassermaßnahmen auch immer wieder mal zu Überschwemmungen gekommen sei, habe sich die Lage seither gebessert. In Oberdorfen, wo die Ortsdurchfahrt bei Hochwasser immer gesperrt werde, habe man halt öfter das Problem, dass sich Autofahrer nicht an die Beschilderung halten würden. Die Wagen dieser "Schlauberger", so Beham, müsse man dann mit abgesoffenem Motor bergen, weil sie die Wassertiefe unterschätzt hätten. Ansonsten behalte die Feuerwehr die Pegel im Auge und könne auch auf die Unterstützung weiterer Feuerwehren im Landkreis zählen. Kommandant Beham rät zudem den Anwohnern der Flüsse und Bäche dazu, eventuelle Gullis vor ihrem Haus zu enteisen, damit auch dort das Wasser gut abfließen könne.

Auf Landkreisebene rechnet Kreisbrandrat Willi Vogl nur punktuell mit Überschwemmungen, an der Goldach beispielsweise. Diese lokalen Spots hätten die jeweiligen Ortsfeuerwehren seines Erachtens im Griff. Nur Regen sollte in den kommenden Tagen nicht auch noch hinzukommen, sagte Vogl.

© SZ vom 28.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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