Dorfen:Dorfens Rathaus hat ausgedient

Dorfen: Im Winter ist es im Dorfener Rathaus kalt und zugig, im Sommer wird es dafür stickig-heiß.

Im Winter ist es im Dorfener Rathaus kalt und zugig, im Sommer wird es dafür stickig-heiß.

(Foto: Renate Schmidt)

15 bis 20 Architekten sollen in den kommenden Monaten Ideen für einen ebenso funktionalen wie formschönen Neubau vorlegen. Nach ersten Berechnungen wird das Projekt etwa 5,2 Millionen Euro kosten

Von Florian Tempel, Dorfen

Die Stadt Dorfen baut ein neues Rathaus. Da ein Rathaus nicht irgendein Gebäude ist und es weiterhin in der denkmalgeschützten Altstadt am seit mehr als 150 Jahren angestammten Platz stehen wird, lobt die Stadt einen Wettbewerb aus: 15 bis 20 Architekten sollen in den kommenden Monaten Ideen für einen ebenso funktionalen wie formschönen Neubau vorlegen. Das neue Rathaus wird aus zwei Häusern bestehen. Eines an derselben Stelle des alten Rathauses und eines links daneben, anstelle eines Gebäudes, in dem sich heute noch ein Optiker- und Uhrengeschäft befindet. Nach ersten überschlägigen Berechnungen wird der Rathaus-Neubau etwa 5,2 Millionen Euro kosten.

Das Dorfener Rathaus ist nicht nur für die mit der Einwohnerzahl gewachsene Verwaltung zu klein geworden. Die Raumnot ist mittlerweile so groß, dass die Stadt derzeit keine Ausbildungsplätze anbieten kann, da es schlicht keinen Platz für Azubis gibt. Einige Rathausmitarbeiter sind dabei eh schon seit Jahren in den benachbarten Marienhof ausgelagert. Die Büros im alten Gebäude bieten darüber hinaus zum Teil äußerst ungute Arbeitsbedingungen: Im Winter ist es kalt und zugig, im Sommer wird es stickig-heiß. Außerdem genügt das Rathaus nicht den geltenden Brandschutzbestimmungen. Der Sitzungssaal im zweiten Stock, der einzig über das zentrale Treppenhaus erreichbar ist, darf schon seit Jahren nicht mehr genutzt werden, da es keinen zweiten Fluchtweg gibt. Der Stadtrat tagt deshalb seit langem im Saal der Sparkassen. Und noch ein Grund, neu zu bauen: Das alte Rathaus ist nicht barrierefrei.

Bauamtleiter Franz Wandinger berichtete dem Stadtrat, dass die ursprüngliche Idee, ein vierstöckiges Gebäude anstelle des alten Rathauses zu bauen, vom Landesamt für Denkmalschutz und der Regierung von Oberbayern abgelehnt werde. Allerdings forderten beide Behörden, das neue Rathaus müsse einen "prägenden Charakter" haben und deshalb ein Stück höher als die angrenzenden Gebäude werde. "Zwangsweise", so Wandinger, sei somit eine "giebelständige" Fassade notwendig. Bürgermeister Heinz Grundner (CSU) sagte, er persönlich finde es sehr schade, dass beide Behörden einen Erhalt der bestehenden Fassade aus den fünfziger Jahren nicht empfehlen. Überhaupt laute deren Rat, alles abzureißen und von Grund auf neu zu bauen - alles andere sei unwirtschaftlich. Der im Stadtrat diskutierte Bau einer Tiefgarage wird ebenfalls abgelehnt: Zu unpraktisch und mit geschätzten Kosten von mindestens einer Million Euro auch viel zu teuer.

Das Raumprogramm der neuen Rathauses entspricht, wie Bauamtleiter Wandinger sagte, der offiziellen Arbeitsstättenverordnung. Einzelbüros sollen demnach zwölf Quadratmeter groß werden, Zweierbüros 20 Quadratmeter. Der Bürgermeister bekommt ein 40 Quadratmeter großes Zimmer. Der neue Sitzungssaal soll etwa 150 Quadratmeter haben und sich mit einem gleich nebenan gelegenen Trauungssaal nochmals vergrößern lassen. Als Vorsorge werden acht Büro-Arbeitsplätze, die vorerst nicht unbedingt gebraucht werden, schon mal in den Neubau eingeplant.

Judith Praxenthaler vom Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München erklärte, wie der Architekten-Wettbewerb nach den geltenden Richtlinien ablaufen wird. Der Wettbewerb wird zunächst im Mai europaweit bekannt gemacht. Allerdings kann sich nicht einfach jeder Architekt aus der EU bewerben. Die Architekten müssen mindestens zwei ähnliche Projekte nachweisen, die sie bereits realisiert haben. Mindestens eines davon muss in einer historischen Altstadt gebaut worden sein. Ein Fachgremium wird anhand der Referenzen und weiterer fachlicher Kriterien 15 bis 20 Architekten auswählen, die letztlich zum Wettbewerb zugelassen werden. Im Oktober wird dann eine mit neun Preisrichtern besetzte Jury die besten Entwürfe küren. Dem Preisgericht gehören fünf Fachleute, Bürgermeister Grundner und seine zwei Stellvertreter sowie der Leiter des Bauamts an. Der Gewinner des Wettbewerbs, mit dem die Stadt noch einmal verhandeln kann, soll den gesamten Bau bis zur Fertigstellung betreuen. Das Wettbewerbsverfahren stellt somit etwas in den Mittelpunkt, was beim öffentlichen Bauen mit Investoren-Modellen zuletzt immer seltener Beachtung gefunden hat: Die Arbeit des Architekten ist von zentraler Wichtigkeit.

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