Süddeutsche Zeitung

Dorfen:Dorfener Skater schöpfen Hoffnung

Die alte Anlage am Schulgelände wird kaum noch genutzt, weil sie ungeeignet und unfallträchtig ist. Nun gibt es eine neue Initiative von Jugendlichen und Stadträten, die sich über einen Neubau Gedanken macht

Von Thomas Daller, Dorfen

Der Dorfener Skaterpark zwischen Grund- und Mittelschule und dem Gymnasium Dorfen ist seit Jahren verwaist. Ab und zu rollt ein Kind mit einem BMX-Rad oder mit einem Skooter über die kleinen Betonhügel, aber die Dorfener Skater schnallen lieber ihr Board auf den Gepäckträger und weichen mit dem Radl auf die Anlagen in Taufkirchen und Isen aus. Dort gibt es die Rampen, Sprungelemente, Geländer und Hindernisse, auf denen man Tricks und Kunststücke machen kann. Die Dorfener Buckelpiste ist in ihrem Konzept nicht nur völlig veraltet, sondern weist auch gefährliche Löcher und Rinnen auf. Der Asphalt ist rau wie eine Raspel, Stürze enden meist mit bösen Abschürfungen, die Unfallgefahr ist beträchtlich.

Es gab in den vergangenen Jahren immer wieder mal Anläufe für einen Neubau, aber sie sind versandet. Nun gibt es allerdings eine neue Initiative, die ihr Anliegen recht professionell in die Hand genommen hat und vielleicht diesmal Aussicht auf Erfolg hat. Vor etwa zwei Wochen haben sich jugendliche und junge erwachsene Skater mit den Stadträten Sven Krage (ÜWG), Martin Heilmeier (Landliste West) und Gerald Forstmaier (GAL) getroffen und ihnen bei einem Ortstermin erläutert, warum niemand die Anlage nutzt. Außerdem hatten sie den Platz vermessen und ein Konzept erstellt, wie man den Park neu anlegen könnte. Dabei hatten sie auch wichtige Aspekte berücksichtigt, wie beispielsweise die Feuerwehrzufahrt, die dabei unangetastet bleiben muss. "Die Jungs waren gut vorbereitet", lobte Krage. "Sie haben ein klares Konzept und waren in ihren Wünschen sehr bescheiden." Bei der weiteren Planung sollen sie "voll mit eingebunden werden", betonte er. Auf ihren Sachverstand wolle man nicht verzichten. Skater und Stadträte wollen bis zum nächsten Treffen nun ein paar Hausaufgaben erledigen: Die Stadträte könnten sich auch eine Verlegung der Anlage vorstellen, weil ohnehin ein neues Freizeitgelände mit einem Volleyballplatz erörtert werde. Da würde auch ein Skaterpark gut dazu passen. Allerdings möchten sie erst noch eine Lärmberechnung in Auftrag geben, ob die Distanz zur Wohnbebauung groß genug sei, dass dort die Rollgeräusche nicht mehr hörbar seien. Die jungen Skater sollen sich mit der Gemeinde Taufkirchen und der Stadt Erding in Verbindung setzen und erfragen, was dort die Skateranlagen gekostet haben. 50 000 Euro, so hatten die Stadträte signalisiert, wären eine Größenordnung, über die man reden könnte; eventuelle Abbruchkosten für die alte Anlage nicht mit eingerechnet.

Einer der Sprecher der Skater ist Chaychi Moghadan Dadar, vielen Dorfenern als "Dadar" gut bekannt. Der 21-jährige Student hat schon vielen Kindern das Skateboardfahren beigebracht, zudem arbeitet er neben dem Studium in der Dorfener Stütz- und Förderklasse. Er erzählt, wie es zu dem Treffen mit den Stadträten gekommen sei: Ein Schüler habe mit seinem Skateboard abseits der Anlage geübt und dabei sei ihm Stadrat Heilmeier über den Weg gelaufen, der ihn gefragt habe, warum er nicht im Skaterpark trainiere. Weil sie ungeeignet und unfallträchtig sei, so der junge Mann und fügte in entwaffnender Offenheit hinzu: "Die ist für den Arsch." Heilmeier hatte sich daraufhin nach einem Ansprechpartner erkundigt, was man denn dagegen unternehmen könne und der Schüler hatte ihn an die Gruppe um Dadar verwiesen. Die jungen Leute waren hocherfreut, dass ein Stadtratsmitglied Interesse zeigte und sie tüftelten ihr Konzept aus, dass sich an den Standards in Taufkirchen und Erding orientierte. "Wir haben Rampen und Stangen zum Rutschen vorgeschlagen und einen Park zusammengestellt. Und wenn wir unten, wo jetzt die Halfpipe steht, eine Bowl bekommen könnten, wäre das das Paradies", sagte Dadar.

Der Student betonte, dass Dorfen im Landkreis diejenige Kommune sei, die den höchsten Anteil an Kindern und Jugendlichen habe; dementsprechend groß sei auch die Skaterszene. Erst vor Kurzem sei ihm eine Gruppe von jungen Mädchen aufgefallen, die ebenfalls mit dem Skaten begonnen hätten. Allerdings treffe man die meisten Dorfener Skater auf den Parks in Taufkirchen und Isen. Manche würden von den Eltern hingefahren und abgeholt, aber viele würden auch die Strecke mit dem Fahrrad auf sich nehmen. Das spreche eigentlich für sich.

Dadar sagte, ein neuer Park solle so konzipiert werden, dass auch jüngere Kinder mit Scootern oder BMX-Rädern Spaß damit hätten. "Ein Skaterpark ist aus Sicht von Kindern und Jugendlichen ein Aushängeschild einer Stadt. Wir wollen beim Konzept alle dabei haben." An der Planung seien bislang etwa sieben Leute beteiligt gewesen. Es stünden aber mindestens weitere 20 dahinter, die sich gerne mit Arbeitsstunden beteiligen würden, wenn ein neuer Park realisiert werden würde. Die Skater wollen sich am 14. Juli um 19 Uhr im Johanniscafé erneut treffen, um ihre To-do-Liste weiter abzuarbeiten. Bis zur Stadtratssitzung im November, so die aktuelle Planung, soll das Konzept hinreichend ausgearbeitet sein, dass man es dem Stadtrat zur Beratung vorlegen könne.

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Quelle:
SZ vom 04.07.2020
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