Süddeutsche Zeitung

Dorfen:Berlinreise im Januar

Bürgerinitiative kämpft weiter für Vieregg-Variante beim Bahnausbau

Von Florian Tempel, Dorfen

Der Anruf aus dem Rathaus kam für Georg Brandhuber wie ein netter Geburtstagsgruß. Denn vor ziemlich genau zehn Jahren hat Brandhuber die Bürgerinitiative (BI) "Für einen Bahnausbau ohne Mauern und Schranken" in Dorfen ins Leben gerufen. Seitdem setzt er sich mit großem Engagement und Hartnäckigkeit für einen städtebaulich verträglichen Ausbau der Bahnstrecke ein. Die Deutsche Bahn plante bislang mit kilometerlangen Lärmschutzwänden und riesigen Straßenbrücken in Dorfen. Am Freitag rief nun Bauamtsleiter Franz Wandinger bei Brandhuber an und teilte ihm mit, dass die schon seit langem beschlossene Fahrt einer Delegation ins Bundesverkehrsministerium, an der auch Brandhuber als BI-Vertreter teilnehmen soll, nunmehr grob terminiert ist. Im Januar, in der dritten oder vierten Kalenderwoche, wollen die Dorfener in Berlin mit ihrer vom Münchner Verkehrsplaner Martin Vieregg ausgearbeiteten Alternativlösung überzeugen. Das Ziel der Mission ist, dass die Deutsche Bahn ihre bisherigen Planungen aufgibt und auf die Vieregg-Variante umschwenkt, die eine Tieferlegung der Bahngleise in einem breiten Graben vorsieht - und so ewig lange Lärmschutzwände und Monsterbrücken überflüssig macht.

Die in Dorfen einhellig favorisierte Planung, die erst vor zwei Wochen vom Stadtrat abschließend und einstimmig gutgeheißen wurde, ist nach Viereggs Berechnungen finanziell um zehn Prozent günstiger als die Pläne der Deutschen Bahn. Sie hat zudem noch weitere Vorteile: Vieregg verlegt auch die Staatsstraße von Isen neben die Bahngleise bis zur Bundesstraße B 15, berücksichtigt den Hochwasserschutz bei Starkregen und macht eine vernünftige Erschließung des Meindl-Geländes möglich, auf dem ein großer neuer Stadtteil entstehen soll.

Dass diese Alternativplanung überhaupt erarbeitet wurde, ist nur dank Georg Brandhuber möglich geworden. Er hatte als Privatmann und BI-Gründer eine Petition beim Bundestag eingereicht, um die drohende "Verschandelung" Dorfens zu verhindern. Im Juni 2017 kamen tatsächlich drei Mitglieder des Petitionsausschusses nach Dorfen, um sich ein Bild zu machen. Auf die Empfehlung und Aufforderung der Abgeordneten, die Stadt sollte eine Alternativlösung vorschlagen, begann Vieregg im Auftrag der Stadt mit immer detaillierteren Planungen. Vieregg zu engagieren war auch eine Idee von Georg Brandhuber gewesen. Der Delegation für die Berlinreise sollen neben Bürgermeister Heinz Grundner (CSU) und Vertretern der Stadtverwaltung auch Vertreter aller Stadtratsfraktionen angehören.

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Quelle:
SZ vom 25.11.2019
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