Süddeutsche Zeitung

Dorfen:Belasteter Schutt auch in Dorfen

Kraillinger Entsorgungsfirma hat krebserregende Abfälle im Landkreis deponiert

Mathias Weber

Eine Entsorgungsfirma aus Krailling, die im Verdacht steht, jahrelang giftigen Bauschutt illegal beseitigt zu haben, hat einen Teil dieses krebserregenden Schuttes in einer Dorfener Deponie abgeladen. Messungen in einer Deponie in Mühldorf haben ergeben, dass die Belastung durch giftige Stoffe ein Vielfaches des zulässigen Grenzwertes übersteigt. Wie das Erdinger Landratsamt mitteilt, sei die Deponie in Dorfen für diese Art von Abfällen grundsätzlich geeignet, solche belasteten Stoffe aufzunehmen, allerdings nicht mit diesen erhöhten Werten. Der zuständige Mitarbeiter wird mit den Worten zitiert: "Da ist Material, das da nicht hingehört." Eine Gefährdung der Bevölkerung und des Grundwassers bestehe allerdings nicht.

Nachdem das Landratsamt Altötting Mitteilung über die Machenschaften der Entsorgungsfirma Technosan erhalten hatten, wurde ermittelt, dass belasteter Schutt in 33 Einrichtungen in ganz Bayern gebracht wurde. Unter ihnen befand sich das Kieswerk Obermaier in Dorfen. Wie die Polizeidirektion Oberbayern-Süd in Rosenheim mitteilt, wurden die Deponie-Betreiber über die Gefährlichkeit des Schuttes getäuscht - über Jahre hinweg. Der Betreiber des Kieswerks, Felix Obermaier zeigt sich erschüttert über die Vorgänge und ist "stinksauer". Das Erdinger Landratsamt wurde über die Sachlage am 28. November informiert und verfolgt sie seitdem. Der Firma Technosan wurde bis heute die Frist gegeben, darzulegen, wie sie den Giftmüll entsorgen will. "Das ist eine Minimalmenge, die die Firma bei uns abgeladen hat", sagt Obermaier, "das muss schnellstens weg." Wann es aber so weit sein wird, konnte er nicht sagen. Das Landratsamt würde eine solche Aktion überwachen und Messungen durchführen. Bei der Polizeidirektion Oberbayern-Süd wurde zur Aufklärung der Vorfälle die Sonderkommission "Entsorgung" eingesetzt, sie startet derzeit mit den Ermittlungsarbeiten und wird alle betroffenen Deponien besichtigen. Die Polizei in Dorfen ist an den Ermittlungen nicht beteiligt. Gegen die Geschäftsführung der Entsorgungsfirma laufen Verfahren wegen Betrugs und Umweltverstößen. Nach Polizei-Informationen hätte die Firma verseuchten Schotter und Bauschutt aufbereiten und ordnungsgemäß entsorgen sollen. Technosan habe den Schutt aber nicht ausreichend entgiftet, sondern falsch ausgezeichnet und gegen geringe Gebühren in zum Teil nicht dafür vorgesehene Deponien gelagert. Der Gewinn durch diese Praktiken sei "enorm" gewesen.

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Quelle:
SZ vom 12.12.2012
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