Der Künstler Christo ist weltbekannt für seine Verhüllungsprojekte. Bei dem mit einer Plane verkleideten ehemaligen Kaufhaus Schmederer in Dorfen handelt es sich jedoch nicht um eine Kunstaktion. Die eingerüstete Ansicht am Wesner Tor ist der Tatsache geschuldet, dass Unternehmer Georg Scharl bislang für den notwendigen Ankermieter nur Absagen kassiert hat. Bis auf Weiteres bleibt die Baustelle jetzt verwaist und das Gebäude verhüllt. Kein schöner Anblick, da sind sich Scharl und Bürgermeister einig. Eine Lösung ist aktuell nicht in Sicht.
Unternehmer Georg Scharl wollte ursprünglich im ehemaligen Kaufhaus Schmederer ein modernes „Haus der Gesundheit“ einrichten. Der Dorfener Stadtrat hatte einem Abriss des Gebäudes bedenkenlos zugestimmt, das Landesamt für Denkmalschutz, die Regierung von Oberbayern und das Landratsamt sahen das jedoch nicht so locker. Dann zogen mehrere Ärzte in das Nachbarhaus ein, dies habe den restlichen Interessenten „die Grundlage entzogen“, schreibt Georg Scharl von der Wilhelm & Scharl Gewerbegrund GmbH am Montag auf Nachfrage der SZ. Das Konzept für ein „Haus der Gesundheit“ war damit vom Tisch.
„Um die Baustelle ,Schmederer‘ fertigstellen zu können, benötigen wir für das Erdgeschoss einen sogenannten Ankermieter“, erklärt Scharl. „Trotz unserer jahrzehntelangen Kontakte erhalten wir dafür nur Absagen.“ Das Unternehmen hoffe immer noch auf „Ideen/Vormerkungen, die vielleicht aus der Stadt Dorfen kommen oder sich einfach ergeben“, so Scharl weiter. Aktuell könne an der Baustelle in diesem Jahr aber nicht weiter gearbeitet werden. Sollte sich die Nachfrage kurzfristig nicht ändern, werde auch die Baustelleneinrichtung samt meterhohem Kran abgebaut.
„Leider keine schöne Aussicht für die Innenstadt Dorfens“, so Scharl. Auch der Dorfener Bürgermeister Heinz Grundner (CSU) findet die Baustelle mitten in der Stadt „nicht prickelnd“. Dass das Gebäude an einem der drei Stadttore verhüllt bleibe, „halte ich für bedauerlich“. Noch dazu verliere die Stadt durch den aufgestellten meterhohen Kran innenstadtnahe Parkplätze, und grundsätzlich: „Malerisch ist die Ansicht ja nicht.“ Für beide Seiten sei die Situation ärgerlich, erklärt Grundner. Warum sich an dieser prominenten Stelle in Dorfen keine Interessenten finden lassen, könne er nicht beurteilen.

Wie Georg Scharl schreibt, habe sich das Unternehmen bis Ende 2024 auf verschiedene andere Projekte im Landkreis Erding konzentriert. Als Beispiele nennt er die Fertigstellung des Rewe-Markts mit Boardinghouse in Berglern, das Baugebiet im Ortskern von Inning am Holz sowie die Ansiedlung von Firmen „auf unserem Gebiet in Dorfen Süd/West“. Dort werde beispielsweise die Firma Tesla in Kürze mit dem Bau ihrer Anlage beginnen.
In Erding habe das Unternehmen gerade in der Langen Zeile ein Wohn- und Geschäftshaus neu vermietet. Die Grundstücke Roßmayrgasse 1 sowie Anton-Bruckner-Straße, wo 200 Appartements geplant sind, werden laut Scharl nun zum Baubeginn projektiert und zum Verkauf vorbereitet. Die Wohnanlage in Inning sei zum Bezug 2025 fertiggestellt und werde jetzt sehr erfolgreich vermietet. „Unsere Grundstücke in Taufkirchen, Unterhausmehring und Oberdorfen warten auch auf meine Unterstützung.“
In Dorfen Süd/West wird demnächst Tesla eine Anlage errichten
Hinzu kommen viele weitere Immobilien, um die sich die Mitarbeiter permanent zu kümmern hätten, fügt Georg Scharl hinzu. Kurz: „Unsere Manpower ist mit sehr erfolgreichen Objekten somit mehr als erschöpft.“ Heuer, im späten Frühjahr, werde sich das Unternehmen um die „Entwicklung eines tragfähigen und dem außergewöhnlichen Standort geschuldeten neuen Konzepts widmen können“.
Die stillgelegte Baustelle am Wesner Tor ist kein schöner Anblick, sie bedeutet darüber hinaus aber auch den vorläufigen Stopp für den im Zuge des Umbaus geplanten barrierefreien Fußgängerdurchgang neben dem Wesner Tor. Bürgermeister Grundner bedauert die Verzögerung. Auf die Frage, ob nicht ein Provisorium errichtet werden könne, kommt von ihm ein ausdrückliches Nein. Scharl habe die Errichtung der Passage zugesagt, ein Provisorium könne die Stadt aus Gründen der Verkehrssicherheit und der Kosten nicht leisten.