Süddeutsche Zeitung

Zuschlag für Konsortium:Bau der A 94 beginnt im Januar

Das Isental wird schon bald zu einer einzigen Großbaustelle. Ende Oktober 2019 müssen die 33 Kilometer vertragsgemäß fertiggestellt sein

Von Florian Tempel, Dorfen

Das Isental wird in den kommenden drei Jahren zu einer einzigen Großbaustelle. Die Autobahndirektion Südbayern hat am Dienstag dem Unternehmenskonsortium "Isentalautobahn GbR" den Zuschlag für den Autobahnneubau in öffentlich-privater Partnerschaft (ÖPP) erteilt. Laut Vertrag muss die Isentalautobahn Ende Oktober 2019 fertig sein, sonst drohen hohe Konventionalstrafen.

Um den ehrgeizigen Zeitplan einzuhalten, will das Firmenkonsortium keine Zeit verschwenden. Der Pressesprecher der Autobahndirektion, Josef Seebacher, sagte, man dürfe davon ausgehen, dass schon im Januar überall zwischen den derzeitigen Autobahnenden bei Pastetten und Heldenstein die Bagger anrücken werden: "Die haben tatsächlich vor, bis März auf ganzer Strecke den Oberboden abzuschieben."

Erdreich wird abgetragen

Das Erdreich auf der gesamten Trasse abzutragen sei wichtig, so Seebacher, da man sonst wegen brütender Vögel womöglich ein halbes Jahr lang nicht baggern und bauen könnte. Nach den ersten Erdarbeiten werde dann auf der Trasse eine Baustraße angelegt. Da mehrere "Schlüsselbauwerke" wie die Lappachtal-Brücke bei Dorfen bereits fertig sind, könne so über viele Kilometer der Baustellenverkehr abgewickelt werden. Die größten Erdarbeiten seien bei Pausenberg notwendig - "da wird ganz tief eingegraben".

Im August 2013 hatte die Autobahndirektion das Vergabeverfahren für das ÖPP-Projekt Isentalautobahn gestartet. Vier Firmenzusammenschlüsse legten Angebote vor, zwei kamen in die engere Auswahl. Nach weiteren Prüfungen und Verhandlungen hat ein internationales Konsortium das Rennen gemacht. Der Firmenzusammenschluss besteht aus dem Passauer Unternehmen Berger Bau, dem französischen Bauunternehmen Eiffage und einer Tochtergesellschaft des niederländischen Baukonzerns Royal BAM Group.

Erfahrene Partner

Alle drei Unternehmen seien renommiert und erfahren, sagte Pressesprecher Seebacher. Berger Bau war unter anderem bereits beim Ausbau der Autobahn A 8 zwischen München und Augsburg beteiligt. Die französischen und niederländischen Partner brächten die notwendige Erfahrung im langfristigen Betrieb von Autobahnen mit.

Das Unternehmenskonsortium übernimmt nicht nur den Neubau der 33 Kilometer zwischen Pastetten und Heldenstein. Es bekommt nach der Fertigstellung der Isentalautobahn für 30 Jahre den Unterhalt des insgesamt 77 Kilometer langen Autobahnstücks zwischen Forstinning und Marktl am Inn komplett übertragen. Eine eigene Straßenmeisterei wird zum Beispiel 30 Jahre lang den Winterdienst leisten. Der Staat bleibt allerdings Eigentümer der Autobahn. Während der Bauarbeiten kontrolliert die Autobahndirektion unter anderem die Einhaltung "der ökologischen Bauauflage", sagte Seebacher.

215 Millionen Euro Anschubfinanzierung

Für den Bau der Isentalautobahn bekommt das Konsortium als so genannte Anschubfinanzierung 215 Millionen Euro vom Bund, die in den kommenden drei Jahren ratenweise nach Baufortschritt ausgezahlt werden. Nach der Fertigstellung des Autobahnabschnitts überweist der Staat dem Firmenzusammenschluss 30 Jahre lang jeden Monat etwa 2,5 Millionen Euro. Die Gesamtzahlungen werden sich somit auf etwa eine Milliarde Euro summieren. Im Gegensatz zu anderen ÖPP-Projekten wie dem Ausbau der A 8 sind die monatlichen Überweisungen unabhängig von der auf der Strecke anfallenden Lkw-Maut.

Laut Vertrag muss das Firmenkonsortium eine eigene Stelle für Kommunikation und Pressearbeit einrichten, so Seebacher, "damit die Bürger, die Kommunen und die Öffentlichkeit bescheid weiß, was sie wann wie machen". Anfang Februar 2016 ist eine erste öffentliche Informationsveranstaltung in Lengdorf geplant, an der auch die bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf (CSU) teilnehmen wird. Bevor die Bauarbeiten richtig losgehen, werde das Konsortium zudem irgendwo an der Isental-Trasse ein großes Baustellenzentrum errichten, sagte Seebacher, "ein richtig großes Baulager mit Hunderten Bürocontainern". Außerdem würden wohl in den kommenden Wochen die Unterkünfte für die Mannschaft gebucht werden.

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SZ vom 25.11.2015
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