Dorfen:Auf hohem Niveau

Dorfen: Der östliche Landkreis will raus aus seinem Nischendasein. Man habe selbst einiges zu bieten, sagt Dorfens Bürgermeister Heinz Grundner. Spaziergänge im Niklholz sind zum Beispiel sehr schön.

Der östliche Landkreis will raus aus seinem Nischendasein. Man habe selbst einiges zu bieten, sagt Dorfens Bürgermeister Heinz Grundner. Spaziergänge im Niklholz sind zum Beispiel sehr schön.

(Foto: Renate Schmidt)

Die Übernachtungszahlen steigen weiter, der Verein Tourismusregion Erding ist dennoch alarmiert. Die finanziellen Mittel sind erschöpft, deswegen sollen mehr Mitglieder geworben werden

Von Philipp Schmitt, Dorfen

Die Zahl der Übernachtungen, der Pensionen und Hotels und des Bettenangebots im Landkreis steigt seit Jahren kontinuierlich an: Im vergangenen Jahr wurde mit mehr als 1,3 Million Übernachtungen im Landkreis ein neues Rekordergebnis erzielt. "Die Kurve geht stetig nach oben. Auch für das erste Halbjahr 2019 wurde bereits ein Zuwachs von 5,5 Prozent ermittelt." Das sagte die Vereinsvorsitzende Margit Aschenbrenner am Donnerstag bei der Versammlung des Vereins Tourismusregion Erding. Ein Selbstläufer sind die vielen Übernachtungen von Touristen und Geschäftsreisenden vor allem in Oberding und Erding nicht: "Wir können uns nicht darauf verlassen, dass es immer so weitergeht."

Die Zahl der tatsächlichen Übernachtungen liegt sogar noch viel höher, weil in der Statistik kleine Betriebe mit weniger als zehn Betten und Gemeinden mit weniger als drei Pensionen oder Hotels nicht erfasst werden. Man dürfe sich auf den Lorbeeren nicht ausruhen, intensive Werbung und Messeauftritte in Deutschland, Österreich und der Schweiz seien erforderlich, damit die Region ein Besuchermagnet bleibe, sagte Aschenbrenner vom Hotel Kastanienhof in Erding, Ihr Stellvertreter Christian Wolf vom Best Western Hotel München-Airport fügte an, dass 2018 und bislang 2019 die Zahl der Touristen "gefühlt leicht rückläufig ist". Durch Großveranstaltung wie der Baumaschinenmesse Bauma seien viele Geschäftsleute und durch den Bau der A94 viele Arbeiter im Landkreis gewesen.

Aus touristischer Sicht sollte die derzeitige durchschnittliche Verweildauer der Besucher von 1,5 Tagen durch attraktivere Angebote erhöht werden, darin waren sich Wolf und Aschenbrenner einig. Neben intensiver Werbung und Messeauftritten sei ihre Vision eine Tourismus-Destination für die Region. Sie sollte von touristischen Akteuren unter Leitung eines hauptamtlichen Tourismusmanagers geführt werden.

Der Tourismus Verein will weiter die Werbetrommel rühren, doch die personellen und finanziellen Mittel des Vereins stoßen an ihre Grenze: Der Verein befindet sich seit 2016 in der Verlustzone, sagte Kassier Manfred Kroha. Messeauftritte, Informationsmaterialien und das Touristenbüro in Erding sind teuer, der Verein braucht neue Mitglieder und Unterstützer. Um dem strukturellen Defizit entgegenzuwirken, wurden neue Beitragspakete beschlossen, die sich unter anderem an Städte und Gemeinden richten. Bei den von den 27 stimmberechtigten Mitgliedern einstimmig beschlossenen Premiumangeboten sollen höhere Mitgliedsbeiträge für spezielle "Pakete" Geld in die leere Kasse spülen. Heinz Grundner aus Dorfen (CSU), Franz Hofstetter aus Taufkirchen (CSU) und Ulli Gaigl aus Sankt Wolfgang (FW) waren die einzigen Bürgermeister, die bei der Versammlung Präsenz zeigten. Grundner würdigte die "gute Arbeit und positive Entwicklung des Tourismusvereins" und dessen wichtige Rolle in der Region. Alle müssten an einem Strang ziehen, auch der östliche Landkreis und die vom Zuzug geprägte Kleinstadt Dorfen wollten "mehr als ein Geheimtipp" sein und Touristen anlocken.

Aschenbrenner und Wolf teilten mit, dass der Tourismusverein 2018 an 89 Messetagen etwa in Mannheim, Innsbruck, Wels, Wien präsent war. 2019 sind 90 Messetage geplant, unter anderem auch in Zürich. Die modifizierte Beitragsordnung, der Wirtschaftsplan und der Haushalt 2020 wurden bei der Versammlung verabschiedet.

Der neu gewählte Vorstand blieb - bis auf den neuen Beisitzer Stefan Tremmel vom Förderverein Dorfen - unverändert. Margit Aschenbrenner als Vorsitzende, Christian Wolf als zweiter Vorsitzenden und Ingrid Renner vom Gästehaus Zehmerhof in Walpertskirchen als dritte Vorsitzende führen den Verein. Schriftführerin und Schatzmeister bleiben Evelin Gerson und Manfred Kroha, Beisitzer sind Franz Scharl, Thomas Albrecht, Franz Hofstetter, Julia Hofstetter und Stefan Tremmel.

Bei der Tourist-Info in Erding musste bereits aus personellen und finanziellen Gründen wegen des Defizits des Vereins die Öffnungszeiten des Büros seit Oktober 2018 reduziert werden, dennoch ist die Zahl der Besucher und der Anfragen gestiegen, hieß es. Vor allem gastronomische Betriebe halten sich derzeit offenbar mit einer Mitgliedschaft zurück, denn unter den 168 Mitgliedern sind nur drei Gastronomiebetriebe. Die meisten Mitglieder (106) sind kleine Pensionen und Hotels, dazu 25 Städte und Gemeinden, Forstern ist neu dazu gekommen. Neun Vereine sind dabei, sieben Privatpersonen, elf Firmen, sechs Einzelhandelsbetriebe und eben nur drei Betriebe aus der Gastronomie.

Im ersten Halbjahr 2019 sind die Übernachtungszahlen um mehr als fünf Prozent auf 653 707 gestiegen. Die Bettenhochburgen Oberding und Erding waren konstant. Zuwächse gab es in Dorfen, Eitting, Finsing, Sankt Wolfgang und Taufkirchen. Nur in Moosinning gab es einen Rückgang um fast drei Prozent. "Die hohen Steigerungen in einigen Gemeinden hängen wohl damit zusammen, dass dort ein Hotel neu eröffnet wurde", sagte Wolf dazu.

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