Dorfen:Auf der Suche nach sich selbst

Dorfen: Andreas Begert ist Komponist, Sänger, Musiker. Nach Abschluss des Filmmusikprojekts widmet sich der Künstler jetzt wieder seinem Bayerischen Oratorium, das im Mai 2022 im Münchener Herkulessaal uraufgeführt wird.

Andreas Begert ist Komponist, Sänger, Musiker. Nach Abschluss des Filmmusikprojekts widmet sich der Künstler jetzt wieder seinem Bayerischen Oratorium, das im Mai 2022 im Münchener Herkulessaal uraufgeführt wird.

(Foto: privat)

Der junge Dorfener Komponist Andreas Begert sorgt für die Musik zum Film "Sehnsucht nach einer unbekannten Heimat". Regisseur Holger Gutt ist ein gebürtiger Erdinger. Sein Werk feiert am 11. Juli im Münchner Arri-Kino Premiere

Von Adam Smoleń, Dorfen

Herkunft und Zugehörigkeit beschäftigen den Komponisten Andreas Begert in seinem vielfältigen Schaffen. Musikalisch schlägt er Brücken zwischen Klassik und Pop, den eigenen Gefühlen und dem gesellschaftlichen Klima. So hat der 30-jährige Künstler aus Dorfen, der als Sänger, Pianist, Komponist, Musikproduzent und Chorleiter arbeitet, nun seine erste Filmmusik vollendet.

Über die gemeinsame Arbeit beim Pop-Rap-Musikprojekt Mundhaarmonika lernten sich Andreas Begert und der Filmemacher Holger Gutt kennen. Gutt hat bei einigen Videoproduktionen der Gruppe gefilmt. Durch gemeinsame Tourneen und Erlebnisse haben sich die beiden "mit der Zeit sehr gut kennengelernt", sagt Begert. Die persönliche Beziehung zwischen Künstlern sei eine gute Voraussetzung für das arbeits- und zeitintensive Vorhaben einer Filmvertonung.

Im Film "Sehnsucht nach einer unbekannten Heimat" geht Regisseur und Protagonist Holger Gutt mit seinem Vater auf Spurensuche nach Siebenbürgen, dem Land ihrer Vorfahren. Vor 40 Jahren kam die siebenbürgisch-sächsische Familie Gutt nach Oberbayern. Für Holger Gutt, der in Erding geboren und in Markt Schwaben aufgewachsen ist, ist die Reise nach Rumänien eine Suche nach seinen kulturellen Wurzeln. Die Mischung aus Roadmovie und Dokumentation stellt dabei Fragen nach dem Wesen von Identität, Heimat und Zugehörigkeit, und behandelt somit universale Themen, die auch Personen ansprechen, "die nichts mit Siebenbürgen zu tun haben", sagt Begert. Die Premiere des Films findet am 11. Juli im Münchener Arri-Kino statt.

Unter der Prämisse, eine dezente und zarte Filmmusik zu schreiben, ist Andreas Begert an das Projekt herangetreten. Leise Klänge seien passend, um sentimentale und traurige Stimmungen zu übermitteln. Für ihn ist es auch wichtig, "sich als Künstler nicht zu verstellen" und eigene Klangvorstellungen in Harmonie zum Film zu bringen. Die Instrumentierung bestehe hauptsächlich aus Klavier, Gesang, etwas Geige und ein wenig Schlagzeug. Der Herausforderung intime Gefühlslagen zu untermalen und die Musik trotz der kleinen Besetzung abwechslungsreich zu gestalten begegnet Andreas Begert mit einfachen Melodien, "die tief ins Herz treffen sollen".

Der Komponist ist froh über den erfolgreichen Abschluss des Filmmusikprojekts, da er sich nun wieder voll und ganz seinem bayerischen Oratorium widmen kann, das im Mai 2022 im Münchener Herkulessaal uraufgeführt wird. Begert hat für sein Werk den deutschen Text des Osteroratoriums von Johann Sebastian Bach ins Bairische übersetzt und hat noch einige Zeilen hinzugefügt. Das Stück für Orchester, Chor, drei Gesangs-Solisten und Akkordeon soll einen Gegenpol zur Angst darstellen, die durch die Corona-Pandemie in der Gesellschaft spürbar gewesen sei, sagt Begert und reflektiert, dass Jesus im Text zwar hadere, "aber er geht seinen Weg und hat keine Angst zu sterben und am Ende wird er durch die Auferstehung belohnt - das kann man, glaube ich, auf die Pandemie übertragen".

Die positive bayerische Musik in Dur harmoniere mit der hoffnungsvollen Botschaft des Werks, sagt Begert. Beim Komponieren habe er immer ein bestimmtes Gefühl, das er aus dem Unterbewusstsein ziehen und ausdrücken will. Dann probiere er es so lange, bis das Gefühl im Notenpapier wiedergefunden und verewigt ist. Seine Stimmung und das gesellschaftliche Klima fließen so in seine Werke ein. Musik soll laut dem Komponisten Sinn stiften und die geistige Gesundheit fördern.

Die filmisch-musische Zusammenarbeit zwischen Holger Gutt und Andreas Begert geht derweil weiter. Seit gut zwei Wochen dokumentieren Holger Gutt und Michaela Smykalla den Schaffungsprozess des außergewöhnlichen und ambitionierten Projekts des Bayerischen Oratoriums. Der Film "Alles ist Anders - Andreas Begert und das erste Bayerische Oratorium" soll nach der Uraufführung des Werks im kommenden Jahr, im Sommer 2022 erscheinen.

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