Volksmusik-Klassik-Crossover-Symphonie:"Überwältigt, glücklich und voller Energie"

Volksmusik-Klassik-Crossover-Symphonie: Andreas Begert komponiert eine "Bayerische Symphonie", nachdem per Crowdfunding 35 000 Euro für die Uraufführung zusammengekommen sind.

Andreas Begert komponiert eine "Bayerische Symphonie", nachdem per Crowdfunding 35 000 Euro für die Uraufführung zusammengekommen sind.

(Foto: Josephine Roy/OH)

Andreas Begerts Crowdfunding-Aktion für eine Bayerische Symphonie ist erfolgreich. Der Dorfener Komponist hat nun genug Geld für eine Uraufführung mit großem Orchester in einem großen Konzertsaal.

Von Florian Tempel, Dorfen

"Heid, ja heid, is a scheena Dog", singt Andreas Begert in einem Youtube-Video, das er vor einer Woche aufgenommen und hochgeladen hat. Man sieht den Dorfener Komponisten zu Hause am Klavier, er spielt und singt und ist bestens gelaunt. Als er sein beschwingtes Video aufgenommen hat, war er noch nicht ganz durchs Ziel, sondern im Endspurt. Er machte sich und seinen Unterstützern noch einmal Mut, dass es klappen würde. Am Sonntag ging dann die Bestätigungs-E-Mail mit einem großen Dankeschön an alle Unterstützer raus: Seine ambitionierte Crowdfunding-Aktion war erfolgreich: "Ich bin total überwältigt und glücklich und werde jetzt voller Energie die Bayerische Symphonie komponieren."

Einen Monat lang hatte er sich und dem Rest der Welt Zeit gegeben, mit einer Spendenzusagen die Verwirklichung seines neuen Projekts möglich zu machen. Nach der erfolgreichen Realisierung seines Bayerischen Oratoriums wird Begert nun eine Symphonie schreiben, die 2024 mit großem Orchester in einem großen Konzertsaal zur Uraufführung kommen soll. Das ebenfalls über Crowdfunding ermöglichte Oratorium hatte seine Premiere im Mai 2022 im Herkulessaal der Münchner Residenz. Die Symphonie soll noch mal eine Spur größer werden, am besten in der Münchner Isarphilharmonie oder im Prinzregententheater erklingen.

Andres Begert sieht im Crowdfunding auch die Möglichkeit, seine Unabhängigkeit zu bewahren. Auf seiner Homepage schreibt er: "Ich möchte meine Bayerische Symphonie ohne Plattenlabel, ohne Musikverlag, völlig unabhängig und mit Eurer Unterstützung komponieren und aufführen. Dabei geht es mir nicht, wie bei vielen Firmen der Musikindustrie, um den kommerziellen Erfolg oder die Interessen von Produzenten, sondern einzig allein um das Erschaffen einer ganz eigenen Musik, die aus meinem Herzen kommt."

Es wird auch diesmal klappen, denn Begert hat Zusagen für 35 600 Euro erhalten. Eine Geldgebergemeinschaft von 240 Einzelunterstützern hat also im Schnitt etwa 150 Euro gespendet. Das Geld wird es jetzt, nachdem die gesetzte Zielsumme von 33 000 Euro erreicht und sogar übertroffen worden ist, bei den Unterstützern abgebucht. Wenn die Sache nicht geklappt hätte, wäre einfach gar nichts passiert. Vielleicht hätte er seine Musik doch komponiert, aber sie wäre womöglich nie oder nicht im großen Rahmen erklungen. So aber wird sein Projekt zu einer richtigen Gemeinschafts-Symphonie. Denn Begert hat mit einem Recht: "Was wäre Musik ohne Zuhörer?"

Volksmusik-Klassik-Crossover-Symphonie: Andreas Begert ist überwältigt, dass er so viel Unterstützung erfahren hat, dass er nun mit dem Komponieren richtig loslegen kann.

Andreas Begert ist überwältigt, dass er so viel Unterstützung erfahren hat, dass er nun mit dem Komponieren richtig loslegen kann.

(Foto: Josephine Roy/oh)

Zwischendrin sah es nicht gut aus. Zur Halbzeit der Crowdfunding-Aktion war weniger als die Hälfte der benötigten Summe beieinander. Er habe schon daran gedacht, alles vorzeitig abzusagen, dann aber doch nicht aufgegeben. Er bekam unerwartet Aufmerksamkeit geschenkt: "Der Bayerische Rundfunk war mit einem Fernsehteam hier in Dorfen bei mir zu Hause und hat ein Portrait über mich gedreht, das letzte Woche in der Abendschau des BR ausgestrahlt wurde."

Begert hat mit 33 000 Euro kalkuliert, da die Aufführung einer Symphonie eine teure Angelegenheit ist. Für die Entlohnung der Musikerinnen und Musiker eines großen Symphonieorchesters rechnet er mit 20 000 bis 30 000 Euro, für die Saalmiete werden wahrscheinlich 10 000 Euro fällig. Dazu kommen noch Ausgaben für Öffentlichkeitsarbeit, Catering für die Musikerinnen und Musiker sowie für ordentlich gedruckte und gebundene Notenbücher. Er selbst, versichert Begert glaubhaft, verdient an seinem Werk erst mal gar nichts. Aber er hofft natürlich auf Aufmerksamkeit und Renommee, was sich vielleicht später einmal für ihn bezahlt macht. In allererster Linie geht es ihm aber darum, seine musikalischen Ideen und Träume zu verwirklichen.

Volksmusik-Klassik-Crossover-Symphonie: Sein geplantes, etwa einstündiges Werk wird sich stilistisch zwischen bayerischer Volksmusik und tonaler Klassik bewegen. Wobei auch "Kuaglockn" oder das "Millikannerl" zu hören sein werden.

Sein geplantes, etwa einstündiges Werk wird sich stilistisch zwischen bayerischer Volksmusik und tonaler Klassik bewegen. Wobei auch "Kuaglockn" oder das "Millikannerl" zu hören sein werden.

(Foto: Josephine Roy/oh)

Inhaltlich schwebt Begert Folgendes vor: Die "Bayerische Symphonie" soll ein etwa einstündiges Werk werden, das sich stilistisch zwischen bayerischer Volksmusik und tonaler Klassik bewegt. Besondere bayerische Instrumente, wie "Kuaglockn" oder das "Millikannerl", und typische Tänze wie der Zwiefache sollen den bayerischen Charakter der Symphonie geben und Grundsteine der Komposition sein. Eine wichtige Inspirationsquelle, die Begert womöglich auch real einbauen wird, sind Texte von Emerenz Meier, Lena Christ, Hedwig Lachmann und Carry Brachvogel, also vier bayerischen Autorinnen.

Die Melodien und Themen für eine Symphonie hat er schon im Kopf. Doch die Musik für ein großes Orchester niederzuschreiben, alles durchdacht auszuarbeiten, das sei schon mit richtig viel Arbeit verbunden, sagt Begert, "das darf man nicht unterschätzen". Bis alles passt, die einzelnen Stimmen für jedes Instrument ausgetüftelt sind, werde er sicher mehrere Monate brauchen.

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