1250 Jahre Dorfen:Leserbrief

1250 Jahre Dorfen: Ein theatrales Großereignis war Goethes Faust mitten in Dorfen.

Ein theatrales Großereignis war Goethes Faust mitten in Dorfen.

(Foto: Renate Schmidt)

Die Festivitäten sind vorbei

Zu "Zum Feste nur das Beste" vom 12. Juli, "Goethes Faust trifft ins Volle" vom 13. Juli, "Geburtstagsfest fällt ins Wasser" vom 29. August:

Es lässt sich jetzt, aus der zeitlichen Distanz zum Zeitraum der Festspiel-Aktivitäten, besser beurteilen, was großartig und was weniger gut war. Die negativen und skeptischen Beiträge, die den Wagemut der Stadtverwaltung und des Stadtrats von Grund auf ablehnten und den Geist der Stadt auf weniger Aufwand und auf den volkstümlichen "Bierkrieg" einschwören wollten, sind inzwischen verstummt und zeigen keine Wirkung mehr.

Grundsätzlich muss geltend gemacht werden, dass die Bürgerschaft ihr "Gründungsfest" möglichst in vollständiger Zahl und miteinander begehen sollte. Es ist eine ehrenvolle, geradezu eine Pflichtaufgabe der in Dorfen geborenen und der bereits seit langer Zeit hier lebenden Einwohner, den Zugezogenen ihre Stadt zu öffnen. Auf diese Weise werden sich auch die zahlreichen Vereine und die kulturellen Initiativen freuen, Mitgliederzuwachs zu bekommen.

Zu den kommunikationsfördernden Institutionen gehören das Volksfest, aber auch Ausflugsmöglichkeiten mit oder ohne Fahrrad. Eine reizvolle Veranstaltung ist der Belcanto-Freiluft-Abend mit klassischer Musik. Auch im Fasching muss der Neubürger erst reinschmecken. Die immer wieder glänzenden Maschkera-Versammlungen sind typisch für diesen Ort. Den Gipfel der Eigenständigkeit kann man in Dorfen am Unsinnigen Donnerstag erleben, wenn man sich unter die Hemadlenzen mischt und sich dem Treiben hingibt.

Aus der moralischen Pflicht der Einwohner ergibt sich auch das Recht, Anerkennung zu bekommen und das Recht, die Gründung Dorfens zu feiern. Die offiziellen Festivitäten konnten ausnahmslos für eine Menge Leute bei meist gutem Wetter ablaufen. Leider wurde nichts aus dem Vorhaben, am exakten Geburtstagstermin gemeinsam anzustoßen, zu tanzen und zu singen. Die Stadtverwaltung plante, aber mehr als ein Hoffen auf die Einsicht des Wettergottes blieb nicht. Der eigentliche Geburtstag fiel leider ins Wasser.

Dafür hatte der für Wetter Zuständige Einsicht bei den Theaterinszenierungen und mit den großen Konzerten, die an der zentralen Stelle der Stadt im Freien aufgeführt wurden. Das erste war das Freiluftspektakel "Faust in Dorfen", das vor insgesamt fast 6000 Zuschauern am Unteren Markt gespielt wurde. Das Meisterwerk Johann Wolfgang von Goethes bot vielen Einwohnern die Möglichkeit, mitzumachen, sei es in Haupt- oder Nebenrollen, in den Chören, als Statisten, als Tänzer*innen, in Kreativgruppen und anderem mehr. Es war Gelegenheit, andere und neue Menschen kennen zu lernen. Es kann auch mit bescheideneren Erwartungen gutes Theater gemacht werden. Man muss nicht erwarten, dass ein professioneller Regisseur und professionelle Darsteller beschließen, in Dorfen Theater zu machen. Man kann ein Laientheater auch zu ordentlichen Leistungen bringen, obwohl es ein Glücksfall ist, wie es ist. Die gute Beziehung der "Opera Incognita" zu Dorfen lebe lang!

Die von der Managerin des Jakobmayer verpflichteten drei Musikveranstaltungen waren vom Wetter begünstigt und die Aufmachung für den kleinen Ort eine besondere Attraktivität. Die Künstler waren welche, die größere Hallen und Plätze bedienen können, weil sie zu den ganz großen ihres Metiers gehören. Die besondere Persönlichkeit der Managerin und die vielfältigen Kontakte verhelfen ihr bisweilen, die "Hechte aus dem Karpfenteich" zu fischen.

Rudolf Thalmeier, Dorfen

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