Süddeutsche Zeitung

Diskussion hinter verschlossenen Türen:Logistikhallen neben der A 92

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Streit um DHL-Verteilzentrum geht in die nächste Runde

Von Florian Tempel, Langenpreising

Peter Deimel (FW) könnte sich sein letztes Amtsjahr als Langenpreisinger Bürgermeister sicher ruhiger gestalten. Schon vor längerer Zeit hat er angekündigt, dass er 2020 nicht noch einmal kandidieren wird. Doch er hat nun noch einmal ein großes Thema aufgerissen, das für reichlich Diskussionsstoff sorgt: Deimel würde gerne eine riesiges Verteilzentrum des Paketdienstes DHL in seine Gemeinde holen. An der Autobahnauffahrt Moosburg Süd wäre seiner Ansicht ein guter Platz für so ein Logistikzentrum auf geschätzten 16 Hektar, von denen laut Deimel etwa 30 Prozent seit Urzeiten der Gemeinde gehören.

Für andere ist das ein Unding. Toni Wollschläger, Biobauer und Freisinger Grünen-Kreisrat, hat genau dort einige Flächen gepachtet. Er kritisiert die riesige Halle mit Natur- und Landschaftsschutzargumenten. Gemeinsam mit dem Langenpreisinger Gemeinderat Stefan Hoynatzky (CSU) beklagt er auch, dass die erste Diskussion über eine Ansiedlung eines DHL-Verteilzentrums im Gemeinderat in nichtöffentlicher Sitzung stattgefunden hat. Und das, obwohl es eine Stellungnahme der Kommunalaufsicht gab, laut der das Thema öffentlich behandelt werden müsste. Deimel folgte der Kommunalaufsicht jedoch bewusst nicht und ließ den Gemeinderat bisher nur hinter verschlossen Türen diskutieren.

Deimel argumentiert, dass er "die Gemeinderäte nur informieren wollte, um was es sich handelt". Von Bauleitplanung, die öffentlich behandelt werden muss, könne zum jetzigen Zeitpunkt nicht die Rede sein. Außerdem hätten ihn die Vertreter von DHL gebeten, die Sache zunächst nichtöffentlich zu behandeln. Deimel hat die mögliche DHL-Ansiedlung selbst angeleiert. Der Ablauf sei so gewesen: Er habe Ende 2018 in der Süddeutschen Zeitung gelesen, dass DHL Flächen für ein großes neues Logistikzentrum suche. Daraufhin habe er das Unternehmen angeschrieben und den Standort in Langenpreising neben der Autobahn A 92 angeboten. Im Januar seien "hochrangige Vertreter" des Unternehmens zu ihm ins Rathaus gekommen, um ihr Interesse zu bekunden. Er habe ihnen dargelegt, dass man an der gleichen Stelle schon vor 25 Jahren ein Verteilerzentrum für die Post "in ähnlicher Größe" ansiedeln wollte. Das Projekt habe sich damals jedoch in letzter Minute zerschlagen.

Wollschläger und Hoynatzky werfen Deimel in einer aktuellen Presseerklärung vor, seine Idee, DHL nach Langenpreising zu holen, sei nicht mehr zeitgemäß: "Scheinbar sind die großen gesellschaftlichen Diskussionen um die Bedrohung der Artenvielfalt und die Eindämmung des Flächenfraßes, die in den letzten Jahren in Bayern stattgefunden haben, völlig spurlos am Langenpreisinger Bürgermeister vorbeigegangen." Ein so großes Vorhaben müsse in jedem Fall "öffentlich erörtert und unter Beteiligung der betroffenen Menschen nach allen Gesichtspunkten untersucht werden". Sie schreiben weiter, ein "Logistikzentrum mitten in freier Landschaft" wäre "ein Akt von Landschaftszersiedelung schlimmsten Ausmaßes".

Deimel hält dem entgegen, anderswo würden neben der A 92 auch Gewerbehallen gebaut. Und überhaupt: Ein Paketzentrum brächte Arbeitsplätze und Gewerbesteuereinnahmen.

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Quelle:
SZ vom 27.03.2019
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