Die Schachtelwerkstatt:Mit den Clowns kam die Pappe

Die Schachtelwerkstatt: Eduvigues Brand stellt seit 1997 in ihrer Schachtelwerkstatt allerlei Schachteln für jeden Anlass und in vielerlei Größen her.

Eduvigues Brand stellt seit 1997 in ihrer Schachtelwerkstatt allerlei Schachteln für jeden Anlass und in vielerlei Größen her.

(Foto: Archiv Renate Schmidt)

Eduvigues Brand fertigt seit 1997 Behältnisse in vielerlei Größen und Designs. Sie sind der perfekte Aufbewahrungsort und ideal als Verpackung

Von Kathrin Fertl, Erding

Plastikverpackungen werden immer kritischer gesehen, seitdem immer deutlicher wird, wie sehr sie die Umwelt schädigen. Es geht jedoch auch anders: In der Pfendtnergasse stellt Eduvigues Brand seit Mai 1997 in der Schachtelwerkstatt allerlei Verpackungen für jeden Anlass und in vielerlei Größen her. Von drei mal drei Zentimeter bis zu ihrer bisher größten Version von einem Quadratmeter. Dieser Wunsch kam von einer Künstlerin aus Wartenberg, die Porzellanpuppen herstellte. Brand fertigt für alles und jedes Schachteln und überzieht sie mit Papier. Ob es nun die Schaufensterpuppe ist, die in ihrem Geschäft steht oder Ordner. Von Stühlen und Bänken bis zu Straußeneiern überzieht Brand alles mit Papier.

"Schachteln können für alles benutzt werden", findet Brand, "und halten ein ganzes Leben." Zur Geburt schenkt man eine Schachtel mit dem ersten Schnuller und Strampler. Später finden Legosteine ihren Platz darin. Und noch etwas später werden darin keine Spielsachen mehr aufbewahrt, sondern Dessous. In Schachteln sieht die Inhaberin für Kleiderschränke eine Lösung, denn man könne sie maßgenau einpassen und Kleidung optimal damit stapeln.

Die Pappe bekommt Brand von dem Münchener Pappelieferanten Friedrich Römer. Die Papiere stammen von Rossi und Tassoti aus Italien, sowie das Yuzenpapier aus der Rinde des Maulbeerbaumes und den Fasern des Bambus aus Japan. Durch die japanischen Stoffe scheinen die damit überzogenen Schachteln, ganz weich zu sein. Aus den Resten fertigt sie Karten, die sie dann bedruckt, stanzt und verkauft. Sie unterscheiden sich jedoch von denen, die man bei jedem Kauf dazu bekommt. Denn bei jedem Kauf gibt es, wenn der Kunde das will, eine Karte im passenden Muster zu dem Papier oder der Schachtel.

Die Kundschaft ist so vielfältig wie das Angebot. Vom trauernden ehemaligen Wellensittichbesitzer, über frisch zusammen gezogene Pärchen, bis hin zum Hutbesitzer. Hier finden alle die passende Aufbewahrungsmöglichkeit und sie halten auch lange: "Die Schachtel kann man auch beerdigen, wenn sie alt und schrumplig ist", sagt Brand. In ihrem Laden hat sie Schachteln, die schon 28 Jahre alt und immer noch in guter Verfassung sind.

Brand hat zwar mehr als 1000 Motive und Muster und gewisse Grundmaße wie DINA4, DINA5 und Briefkarten im Angebot, jedoch kann jeder Kunde auch sein individuelles Design oder seine eigene Idee mit eigenen Maßvorstellungen mitbringen. Wobei Brand betont, dass sie keine gebrauchten Schachteln mit Papier bezieht, weil sie sich oft dafür nicht eignen und die Ecken dann abgerundet werden.

Kleine Schachteln werden geritzt. Die weiß kaschierten Finnpappen besitzen ein vorgegebenes Schnittmuster, sodass Brand die Ecken herausschneidet, die Schachtel zusammenklappt und mit dem gewünschten Papier überzieht. Die großen Pappen sind aus 2,5 Millimeter dickem maschinengrauen Maschee. Dafür wird Papier in winzige Fasern zerteilt und diese erden dann nach und nach schichtweise aufeinander gelegt, bis am Ende eine vollständige Pappe entsteht. Diese Pappen werden dann nicht geritzt, sondern Stück für Stück zusammengesetzt. Die Pappen schneidet Brand mit einer speziellen Pappschere in die gewünschte Größe und fügt die Teile dann an einer Maschine zusammen, die ihr Sohn gebaut hat.

Die Schachteln waren eigentlich auf den Kunsthandwerkermärkten, die Brand seit 1986 besuchte, nur ein Teil des Inventares. Eigentlich wollte sie Clownspuppen und Teddybären verkaufen. Die Schachteln waren zunächst nur dafür da, die Kunden mit günstigen Artikeln an den Stand zu locken. Brand war ursprünglich gelernte Köchin. Die Kunsthandwerksmärkte suchte sie sich als zweites Standbein, als immer mehr Wirtshäuser durch GmbHs und Fastfoodketten ersetzt wurden. Schließlich kündigte sie, genauso wie ihr Mann, der auch in der Gastronomie tätig war.

Auf Clownspuppen kam Brand durch eine Puppe in einem Kaufhaus, die ihr zwar gut gefiel, aber deren Qualität zu wünschen übrig lies. Ihr Mann fertigte daraufhin selbst eine Clownspuppe und so nahmen die Dinge ihren Lauf.

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