Die Radsaison beginnt:Mit neuer Schubkraft

Die Radsaison beginnt: E-Bikes, auch Pedelecs genannt, sind so gefragt wie noch nie. Und zunehmend von jüngeren Radlern, wie auch Sebastian Kittlitz aus Erding feststellt.

E-Bikes, auch Pedelecs genannt, sind so gefragt wie noch nie. Und zunehmend von jüngeren Radlern, wie auch Sebastian Kittlitz aus Erding feststellt.

(Foto: Renate Schmidt)

Die E-Bikes sind in diesem Frühling gefragter denn je. Bei einigen Händlern ist schon jedes zweite gekaufte Rad mit dem unterstützenden Motor ausgestattet. Das gefällt nicht nur der älteren Generation

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Wenn die Tage länger werden und die Temperaturen steigen, beginnt wieder die Saison der Zweiräder. Sowohl die der richtigen Motorräder wie auch die der mit Muskelkraft angetriebenen Bikes. Zumindest war dies bis vor ein paar Jahren so. Heuer schickt sich das E-Bike an, das Fahrrad mit einem unterstützenden Motor, das klassische Fahrrad zu verdrängen. Bei allen im Landkreis befragten Händler, die beide Varianten verkaufen, ist der Tenor einhellig: Das Interesse an Pedelecs (Pedal Electric Cycle) ist riesig. Etwa jedes zweite verkaufte Fahrrad wird in diesem Jahr wohl ein Pedelec sein.

"Der Trend geht ganz klar zum E-Bike" sagt Florian Pfeiffer von Radsport Pfeiffer in Erding. "Die Leute sind sehr interessiert. Auch wer vielleicht früher weniger gefahren ist, entdeckt mit einem elektrischen Motor als Unterstützung das Fahrradfahren wieder. Viele nutzen es mittlerweile auch zur Fahrt in die Arbeit." Auch wenn Pedelecs mehr Geld kosten als herkömmliche Räder, seien die Zeiten vorbei, als man dachte, dies seien Räder für 80- bis 100-Jährige, sagt Pfeiffer. "Auch 30-Jährige nehmen gerne mal ein Mountainbike mit E-Motor. Genauso wie über 50-Jährige, die gerne sportlich unterwegs sein wollen." Sobald es die ersten sonnigen Wochenenden gebe, herrscht bei Radsport Pfeiffer Hochbetrieb.

In Deutschland ist ein Pedelec einem Fahrrad rechtlich gleichgestellt, wenn es mit einem maximal 250 Watt starken Motor ausgestattet ist und die Motorunterstützung auf eine Geschwindigkeit von maximal 25 Stundenkilometer begrenzt wird. In diesem Fall besteht keine Kennzeichen-, Haftpflichtversicherungs-, Führerschein- und Helmpflicht. Dagegen ist für Fahrräder mit Elektroantrieb über 25 Stundenkilometer ("S-Pedelec") die rechtliche Gleichstellung mit Kleinkrafträdern vorgesehen, sie benötigen eine Betriebserlaubnis und sind versicherungs-, kennzeichen- und fahrerlaubnispflichtig. Im Schnitt zahlt man aktuell zwischen 2500 und 2800 Euro für ein Marken-Pedelec. Ein bisserl mehr als die Jahre vorher, wie die Branche mitteilt. Dafür seien aber bessere Akkus und Motoren verbaut, und damit steige die Reichweite. Nicht selten werden bis zu 200 Kilometer angegeben - je nachdem, wie stark der Motor unterstützen muss.

Auch Sebastian Kittlitz vom Velo-Mobil-Werk Erding rät, für ein gutes E-Bike mehr als 2000 Euro einzuplanen. Pedelecs machen zwar bei ihm noch nicht das Gros aus, aber die Nachfrage ist "massiv spürbar gestiegen". Vor allem bei den Menschen über 30 Jahren. Oft werde ein Pedelec gekauft, um den Spaß am Fahrradfahren wieder zu erleben, vielleicht auch mit dem leistungsstärkeren Partner. "So ein unterstützender Motor kann dieses Ungleichgewicht aufheben", sagt Kittlitz. Er verkaufe vor allem Tourenräder, weil sie universeller einsetzbar seien für Straße und Gelände.

Auch bei Klaus Schauer von Bike-Sport Schauer in Wartenberg ist der Trend klar: "E-Bikes. Definitiv. Ich würde sagen: Mehr als die Hälfte der Kunden entscheidet sich dafür." Er vermutet: "Wir leben in einer Leistungsgesellschaft, da will man sich nach der Arbeit zwar sportlich betätigen, aber nicht verausgaben. E-Bikes unterstützen das Radfahren nur, sie ersetzen das Treten nicht. Sie lassen sich auf das individuelle Leistungsvermögen einstellen." Und das schätzten inzwischen auch Jüngere, sagt Schauer. Vier von zehn verkauften Pedelecs seien bei ihm Tiefeinsteiger, die würden immer noch von älteren Personen am liebsten gekauft; gefolgt von Trekkingrädern für Radreisen oder Fahrradtouren. Rund 15 Prozent seien Mountainbikes.

Zunehmend setzen sich bei E-Bikes die Modelle mit dem Motor in der Mitte durch und in seiner Nähe der Akku. Bei ihnen ist der Einstieg zwar nicht mehr so bequem, aber es gibt Vorteile: Der Schwerpunkt des Rades liegt in der Mitte, dies trägt zur Stabilität bei. Die E-Bike Kunden würden jünger und die Modelle daher sportlicher.

Bei Markus Stöckl vom Radl-Center-Stöckl in Taufkirchen werden E-Bikes auch schon an 15- bis 16-Jährige verkauft, der Großteil sei aber über 30 Jahre alt. Das laufende Geschäft kann er in wenigen Worten fassen: "Großer Ansturm, großes Interessen an E-Bikes." Bei ihm seien vor allem Mountainbikes mit Motorunterstützung gefragt. "Bei den meisten Käufern geht es ums Spaßhaben und das ohne zu große Kraftaufwendung. Ein positiver Nebeneffekt ist, dass der eigene Radius durch so ein Rad erweitert wird." Aber auch das Pedelec als Alternative für die Fahrt zur Arbeit sei für viele interessant.

Ein wenig älter sind die E-Bike-Kunden bei Gerhard Mayr vom Fahrradhandel Mayr in Isen: "50 plus". Auch er verkauft mittlerweile etwa jedes zweite Fahrrad mit unterstützenden Motor. "Vor allem in einem Hügelland wie bei uns wird der Vorteil von E-Bikes geschätzt", sagt Mayr. Bei ihm gehen Trekkingfahrräder am besten, Mountainbikes seien ebenfalls gefragt.

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