Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 4,6 Million Euro:Freude über die Zwillinge

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In Notzing und Aufkirchen bauen die Feuerwehren fast identische Feuerwehrhäuser - und ziehen am selben Tag ein. Für die Zukunft haben die Wehren in Oberding unterschiedliche Schwerpunkte

Von Regina Bluhme, Oberding

Es dürfte im Landkreis einmalig sein, dass eine Gemeinde zwei Feuerwehrhäuser gleichzeitig baut. In Oberding ist das geschehen. Die Freiwilligen Wehren der Ortschaften Notzing und Aufkirchen haben Mitte Juni ihre jeweils rund 2,3 Millionen teuren Neubauten bezogen. In Notzing wurde am vorvergangenen Wochenende das Gebäude mit 400 Gästen offiziell eingeweiht, in Aufkirchen wurde vergangenen Sonntag groß gefeiert.

"Alle sind glücklich", lautet der Kommentar von Michael Aigner, Erster Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Notzing. "Zuvor war der Raum bei uns denkbar knapp, das Mehrzweckfahrzeug hatten wir in einem Holzcarport untergestellt." 300 Meter von dem ehemaligen Gebäude entfernt ist das neue Haus errichtet worden. Es bietet nun zwei Stellplätze für Einsatzfahrzeuge. Zugleich habe sich auch die Anfahrt verbessert, betont Aigner. Das neue Feuerwehrhaus liegt jetzt "zentral an der Hauptstraße". Aigner ist sichtlich stolz auf das neue Haus, das im Übrigen auch über eine "tolle Dachterrasse" verfüge, die über eine Wendeltreppe zu einer ebenerdigen Terrasse führt. Das alte Gebäude wird wohl künftig als Lagerplatz von der Gemeinde genutzt.

Wolfgang Hirner, Erster Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Aufkirchen ist ebenfalls mehr als zufrieden. "Wunderbar" sei das neue Gebäude gelungen, schwärmt er. Nun sei auch ausreichend Platz für das neue Löschfahrzeug LF 20, für das laut Bauamt gerade die Ausschreibung durchgeführt wird. Das alte Gefährt habe immerhin schon 27 Jahre auf dem Buckel, betont der Kommandant. "Wir haben den Neubau abgewartet, denn in das alte Haus hätte es gar nicht reingepasst."

Nur wenige Kilometer voneinander entfernt stehen zwei neue Feuerwehrhäuser. (Foto: Renate Schmidt)

Hirner betont, dass die Einsatzbereiche für die Wehr in der Boomregion ständig gewachsen seien. Neue Aufgaben sind hinzugekommen, die für eine so kleine Ortschaft eher ungewöhnlich sind. Zum Einsatzgebiet gehörten zum Beispiel die Montessori-Schule von Aufkirchen und die Flughafentangente Ost. "Wir sind in der Alarmplanung des Münchner Flughafens mit drin und wir fahren auch ins Erdinger Gewerbegebiet West rein", sagt Hirner.

Auf jeweils rund 2,3 Millionen Euro belaufen sich die Gesamtkosten für die Häuser, berichtet Alexander Rott vom Bauamt der Verwaltungsgemeinschaft Oberding. Diese Investition kann sich Oberding dank sprudelnder Steuereinnahmen dank des Flughafens auch leisten. Die Gemeinde sehe die beiden Baumaßnahmen als "Investition in die Zukunft der Feuerwehrstandorte Notzing und Aufkirchen", betont Rott. Die Einsatzkraft der beiden Feuerwehren wären dadurch gestärkt worden. "Die Attraktivität, insbesondere für die junge Generation der Feuerwehr, wurde gesteigert." Entstanden sind Zwillinge, zwei nahezu identische Häuser, von kleineren standortbedingten Abweichungen abgesehen. Beide haben je eine Grundfläche von rund 690 Quadratmetern.

Wie das bei Zwillingen so ist, haben die Feuerwehren zufällig am 17. Juni ihre Häuser bezogen. Die Bilder auf den jeweiligen Homepages belegen, dass der Umzug standesgemäß mit Bulldog und Anhänger vonstatten ging. In Notzing war die Wehr ab 16 Uhr einsatzklar, berichtet Kommandant Aigner. Zehn Minuten später musste die Wehr auch schon ausrücken: Ölspur zwischen Notzing und Oberding. Weil viele der Aktiven gerade dabei waren, ihre Kleidung ins neue Haus zu bringen, radelten sie gleich zur Einsatzstelle weiter. "Das ist ja wie früher", habe sich die Polizei vor Ort nicht verkneifen können, berichtet Aigner.

Sprudelnde Steuereinnahmen machen es möglich: in Notzing und Aufkirchen wurden die beiden Feuerwehrhäuser errichtet. (Foto: Renate Schmidt)

Die Notzinger Wehr hat laut Aigner 44 Aktive und bei der Jugendfeuerwehr nochmals 13 Mitglieder, darunter vier Mädchen. Die Wehren in Oberding haben sich laut Aigner Schwerpunkte gesetzt. In Notzing sei es die Höhensicherung. Das Einzige, was derzeit Probleme bereitet, ist die Telefonanlage. Auch nach monatelangen, mehrmaligen Anläufen funktioniere das Telefon noch immer nicht, ärgert sich Aigner. Die Einsatzbereitschaft sei auf jeden Fall gewährleistet, beruhigt Alexander Rott von der Bauverwaltung. Der Anschluss in Notzing werde "aktuell umgesetzt". Vergangene Woche war laut Aigner ein neuer Termin angesetzt. Wie bei der Verwaltung gestern zu erfahren war, soll laut Telekom heute alles funktionieren.

In Aufkirchen klappt es hingegen einwandfrei mit dem Telefon, teilt Kommandant Hirner mit. Er weiß noch ganz genau, wann das Löschfahrzeug am 17. Juni im neuen Gebäude geparkt wurde: Es war 14.30 Uhr. Die technische Ausstattung mit Bildschirmen und automatischer Toröffnung sei "Stand der Dinge", erklärt Hirner. "Außergewöhnliche Technik ist auf Grundlage des heutigen Standards nicht verbaut worden", teilt Alexander Rott mit.

Mit der personellen Ausstattung der Aufkirchener Wehr ist Wolfgang Hirner sehr zufrieden. Er sei sehr stolz auf die 42 Aktiven sowie die elf Jugendlichen, darunter vier Mädchen. "Wir haben eine gute Anzahl und es kommen jedes Jahr wieder welche dazu." Freilich werde es zunehmend schwieriger für die Feuerwehrler im Alarmfall schnellstmöglich zur Wache zu kommen. Denn immer weniger arbeiteten am Ort. "Wir können uns über Wasser halten, weil bei uns viele Schicht arbeiten", erklärt Hirner.

Die Feuerwehrhäuser der übrigen Ortschaften der Gemeinde, also Oberding, Niederding und Schwaig, werden laut Bauamt "Zug um Zug modernisiert". Für alle Häuser sei eine Erweiterung der EDV-Ausstattung für die Alarmierung geplant. Ebenso sei eine Verwaltungssoftware für alle Feuerwehrstandorte vorgesehen.

Das große Einweihungsfest für das Haus in Notzing hat die Wehr am vergangenen Sonntag mit Gottesdienst und über 400 Gästen gefeiert. In Aufkirchen standen die Einweihung und Festivitäten am vergangenen Sonntag auf dem Programm. Zwei Tage zuvor fand im alten Feuerwehrhaus die Abschiedsparty "Letzter Einsatz" statt. Wolfgang Hirner kann sich noch gut erinnern, wie er als 14-Jähriger bei der Feuerwehr eingetreten ist und wie er damals in einer "kleinen Garage" angefangen hat, sein erstes Feuerwehrhaus. Ende der 80er Jahre ist die Aufkirchener Wehr dann ins "alte" Feuerwehrhaus umgezogen. Und nun der Neubau. "Ich habe ich als Aktiver drei Feuerwehrhäuser erlebt", stellt Hirner fest. Auch das dürfte ziemlich einmalig sein.

© SZ vom 25.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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