Diamante Hochzeit im Hause Zehetmair:Minister im Glück

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60 gemeinsame Ehejahre liegen hinter Ingrid und Hans Zehetmair, den seine politische Karriere an die Spitze des Kultusministeriums führte. 1993 ernannte ihn Edmund Stoiber zum stellvertretenden Ministerpräsidenten. (Foto: Renate Schmidt)

Seine politische Karriere war ihr nicht so wichtig, sagt Ingrid Zehetmair. Sie sei ein Glücksfall, sagt Hans Zehetmair. Jetzt feiern sie ein besonderes Ehejubiläum

Von Antonia Steiger, Erding

Hart in der Sache, verbindlich im Ton, so lautete eine Devise des Politikers Hans Zehetmair. Was den verbindlichen Ton betrifft, gilt diese Devise auch für den Privatmann Zehetmair, der zudem auch freundlich, witzig und charmant sein kann. Adressatin dieses Charmes ist seit 60 Jahren und noch ein bisschen länger Ingrid Zehetmair. Sie sei "ein Glücksfall" für ihn gewesen, sagt Zehetmair, "weil sie mich immer wieder eingebremst hat". Er machte Karriere, die ihn bis an die Spitze des Unterrichts- und Kultusministeriums führte. Edmund Stoiber ernannte ihn zum stellvertretenden Ministerpräsidenten. Wegen ihr hätte er nicht Minister werden müssen, sagt dazu Ingrid Zehetmair. Sie habe in dieser Zeit viel Geduld gebraucht. "Aber wir haben uns immer gut verstanden." Jetzt feiern sie Diamantene Hochzeit.

Als junge Leute lernten sie sich beim Singen im Chor in Langengeisling kennen, geleitet wurde der Chor von Jakob Kaindl, Lehrer, Landwirt, Alleskönner - und Ingrid Zehetmairs Vater. 1961 zogen Ingrid und Hans Zehetmair von Langengeisling nach Erding, bald zog es ihn in die Junge Union, dann ging es Schlag auf Schlag: 1964 übernahm er die Leitung des CSU-Ortsverbandes, 1966 wurde er Stadtrat, 1972 Kreisrat und stellvertretender Landrat, nachdem er bei seiner ersten Kandidatur als Landrat gleich das Denkmal der Bayernpartei, den Amtsinhaber Simon Weinhuber, ins Wanken gebracht hatte. 1978 wurde Zehetmair dann selbst Landrat, 1984 wurde er wiedergewählt, aber zwei Jahre später rief Franz Josef Strauß an. Er wollte ihn im Kultusministerium haben.

Erstaunt nahmen damals einige zur Kenntnis, dass Zehetmair, der nicht im Landtag saß, sich nicht nur den Staatssekretär, sondern gleich den Minister zutraute, wie er erzählte. Und das wurde er auch. Gefragt nach bitteren Stunden im Laufe seines politischen Lebens sagt der heute 84-Jährige, dass Zeit viele Wunden heilt. "Brutal enttäuscht" habe ihn jedoch die Erkenntnis, dass man im Landtag nie jemanden mit Argumenten habe überzeugen können. Das war im Kreistag noch anders. Doch auch da war es für ihn wohl nicht immer leicht, die angestrebte Verbindlichkeit im Ton aufrecht zu erhalten, zum Beispiel angesichts der "Inkompetenz der Sozis".

Während Hans Zehetmair auf solch verbindliche Art und Weise politische Karriere machte, kümmerte sich seine Frau um die drei Kinder. Und sie fing an zu malen. Mit 23 Jahren bekam sie einen Malkasten, und schon das erste Bild ist ein kleines Meisterwerk: ein nächtlicher Himmel mit dem Mond über dem eigenen Garten. Seitdem hat Ingrid Zehetmair viel gemalt, und zu jedem Bild gibt es eine Geschichte zu erzählen, zu dem Gemälde von der einfachen Brotzeit mit Käse, zu den Bildern vom Apfelbaum im eigenen Garten oder zu der Aussicht auf eine Bucht in Südfrankreich. Sie sei viel alleine gewesen, sagte sie. Ihren Humor hat sie sich über diese vielen Jahre hinweg aber bewahrt, die Fähigkeit zur klaren Aussprache ebenso. Es liegt ein lustiges Lächeln auf ihrem Gesicht, als sie zu ihrem Mann sagt: "Früher warst du viel weg. Jetzt bist du viel da."

© SZ vom 22.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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