Süddeutsche Zeitung

Der nächste Versuch:Wasser, Wald und Wildnis

Der Montessori-Verein Taufkirchen versucht es noch einmal mit eine Antrag auf eine Grundschule. Unterrichtet wird im Wasserschloss, einmal in der Woche geht es in die Natur. Dem Gemeinderat gefällt es

Von Philipp Schmitt, Taufkirchen

Mit einem Appell hat sich Conny Lenz, Vorsitzende des Montessori-Vereins Taufkirchen, in der Gemeinderatsitzung an Bürgermeister Franz Hofstetter (CSU) und die Gemeinderäte gewandt: Sie warb um Unterstützung für eine Montessori-Schule im Wasserschloss und mit Unterrichtstagen im Wald, zuvor hatte sie ein modifiziertes Konzept zur Gründung einer solchen Schule vorgestellt. Conny Lenz und der Wildnispädagoge Jan Pieper, der zusammen mit einem Lehrer für die Betreuung der Kinder bei den Wildnistage im Wald zuständig wäre, erläuterten das Vorhaben und die bisherigen Gespräche mit Vertretern der für die Genehmigung zuständigen Bezirksregierung. Trotz der bislang abgelehnten Anträge hält der Verein demnach weiter "an der Idee der Schulgründung fest".

Lenz sagte dazu, dass der Verein erneut einen Antrag einreichen und prüfen lassen werde. Das neue Konzept sei durchdacht: "Wir sind keine gspinnerten Hippies, wir haben ein gutes Konzept ausgearbeitet", sagte sie. Der Unterricht würde in zwei Klassen mit maximal 25 Schulkindern zunächst in zwei Klassenzimmern und auf einer Terrasse im Wasserschloss stattfinden. Einmal in der Woche wäre mittwochs ein Wildnistag im Wald geplant. Der Verein hofft nun auf die Genehmigung durch die Regierung von Oberbayern und auch auf Zuschüsse. Dem Finanzkonzept gemäß müsste von den Eltern ein monatliches Schulgeld von 250 Euro gefordert werden. Darüber hinaus müssten die Eltern 3000 Euro Einlage hinterlegen, die aber nach der Grundschulzeit an der Schule wieder zurück geben werden soll. "Wenn es nach der Anfangszeit gut läuft, wollen wir das Schulgeld vielleicht reduzieren", sagte Lenz.

Es gibt demnach derzeit viele Anfragen interessierter Eltern. Deren Kinder würden künftig über ein Anmeldeverfahren nach Gesprächen der Vereinsvertreter und Pädagogen mit den Eltern und Kindern ausgewählt, falls sie zum Schulkonzept und zum Klassenverbund passten. Langfristig ist sogar ein eigenes Schulgebäude geplant, derzeit wäre der Verein aber schon froh, Räume und eine Terrasse im Ostflügel des Wasserschlosses nutzen zu dürfen, das sich im Besitz der Gemeinde Taufkirchen befindet.

Die geplanten Wildnistage einmal pro Woche mit einer Lehrerin und mit Pieper würden auf ausgesuchten Wald- und Wiesenflächen stattfinden. Für den Sportunterricht könnte die Halle des Sportvereins genutzt werden. Conny Lenz fügte an, dass die neue Schule auf Anregung einer Elterninitiative ins Leben gerufen werden soll. Sie teilte mit, dass vergleichbare Anträge etwa auf Montessori-Waldkindergärten in Bayern von der Genehmigungsbehörde bislang abgelehnt worden seien. Auch der erste Antrag aus Taufkirchen im Jahr 2016 für die Schulgründung wurde abgewiesen.

Es müsse "ein besonderes pädagogisches Interesse" nachgewiesen werden, der Verein habe nun beim Konzept nachgebessert: "Wir sind seit vier Jahren an der Schulgründung dran", die Eltern ließen nicht locker, sagte Lenz. Falls die Gründung im nächsten Anlauf mit maximal 50 Kindern von ersten bis zur vierten Klassen im nächsten Anlauf genehmigt würde, sei in der Startphase von den Eltern neben der Einlage und dem Schulgeld weitere Initiative erforderlich. "Die Eltern sollen aktiv mitwirken. Wir sind im Schulleben auf engagierte Eltern angewiesen", hieß es. Deshalb sollen auch einige jährliche Pflichtstunden von den Eltern gefordert werden.

Mit dem neuen Taufkirchner Konzept der Wildnispädagogik als Ergänzung der Ideen der 1952 gestorbenen römischen Ärztin Maria Montessori soll Kindern durch Unterrichtstage im Wald eine "tiefere Verbindung mit der Natur" ermöglicht werden. Die Montessoripädagogik nach dem Motto, dass jedes Kind seinen eigenen Lehrplan in sich trage und Baumeister seines Lebens sei, soll dadurch positiv ergänzt werden. Im Wald sollen unter Anleitung des pädagogischen Personals mit den Kindern Hütten gebaut und Geschichten zur Anregung der Fantasie und Vorstellungskraft erzählt werden. Der Gemeinderat zollte dem von Lenz präsentierten Konzept zustimmenden Applaus: Die neue Schule mit großem Einzugsgebiet wäre dem Zweitem Bürgermeister Christoph Puschmann (CSU) zufolge "grundsätzlich eine Bereicherung". Auch Christian Aigner (FW) und Anneliese Mayer (CSU) fanden das Konzept "gut".

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Quelle:
SZ vom 17.10.2018
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