Wer mit Monika Schwarzenböck in den Gängen des Klinikums Erding unterwegs ist, der kommt nicht weit. Immer wieder kommen Mitarbeiter auf sie zu, fragen, wie es ihr geht oder wollen ihr auf Wiedersehen sagen. Diesen Dienstagabend wird die langjährige Krankenhausseelsorgerin offiziell in den Ruhestand verabschiedet. 20 Jahre war sie in Erding tätig, seit 2007 zusätzlich in der Klinik Dorfen. Die 63-Jährige hat Menschen beim Sterben begleitet, Angehörigen beigestanden und auch immer ein offenes Ohr für die Mitarbeiter gehabt. Der Abschied fällt ihr nicht leicht.
Der große, kreisrunde Wandteppich in der knapp elf Quadratmeter kleinen Krankenhauskapelle ist fast so alt wie das Klinikum selbst. "Also, mir gefällt er", sagt Monika Schwarzenböck. In dem geometrischen Muster sei das Kreuzzeichen nicht gleich zu entdecken, sie mag das, "wenn nicht alles so platt daher kommt" und jeder "sein Eigenes entdecken kann".
Eigentlich hätte Monika Schwarzenböck gerne als Pastoralreferentin weitergearbeitet
Eigenständiges Arbeiten ist ihr wichtig. Als Angestellte der Diözese München-Freising war die katholische Seelsorgerin sozusagen als Gast am Klinikum Erding tätig und somit in der Arbeitseinteilung frei. Monika Schwarzenböck hat in München Theologie und Erwachsenenpädagogik studiert und dann als Pastoralreferentin in verschiedenen Pfarreien in München und Dorfen gearbeitet. Mit ihrem Mann Josef wohnt sie Armstorf bei St. Wolfgang. 1999 bekam sie von der Erzdiözese München Freising die Stelle im Klinikum Erding angeboten. Nicht gerade das, was sie wollte, gibt sie zu. Lieber hätte sie weiter als Pastoralreferentin gearbeitet. Dann nach dem ersten Arbeitstag am Klinikum wusste sie: "Da bin ich richtig."
Es ist keine einfache Aufgabe. Wenn sie zum Beispiel zu jemand gerufen wird, der gerade eine Krebsdiagnose erhalten hat und dessen Gedanken "durcheinander rasen". Da helfe es manchmal "einfach nur da zu sein". Dabei stelle sie immer wieder fest, dass die meisten erst einmal an die anderen denken, daran wie es mit den kleinen Kindern oder den pflegebedürftigen Eltern weitergehen wird. Für viele seien diese Fragen viel belastender als die eigene Krankheit, sagt Schwarzenböck. Sie versuche sich dann im Gespräch heranzutasten, "wo ein Stück Stabilität möglich ist", vielleicht auch ein Stück Hoffnung.
Zu den Aufgaben von Monika Schwarzenböck ihren beiden Kolleginnen Eva Haubenthaler und Lisa Müller gehört auch die Begleitung von Frauen, die während der Schwangerschaft ihr Baby verloren haben. Für die Angehörigen organisiert das Seelsorgerteam Bestattungen. Zwei Mal im Jahr gibt es in der Krankenhauskapelle auch Gedenkgottesdienste für Patienten, die im Krankenhaus verstorben sind.
Auch um die Klinikmitarbeiter kümmert sich die Seelsorgerin
Der Besuch von Sterbenden sei belastend, aber auch sehr bereichernd, sagt Monika Schwarzenböck. Nicht selten würden Patienten ihre Lebensgeschichte erzählen, erstmals Erlebnisse in Kindheit und Jugend ansprechen. Trotz der ständigen Konfrontation mit Krankheit und Tod, Trauer und Verzweiflung glaubt die Seelsorgerin fest daran, dass es Gott gibt "und dieser Gott heiß Jahwe: Ich bin da". Sie habe das feste Vertrauen, "dass er uns nicht ins Nichts fallen lässt." Das wolle sie vermitteln: Ich bin da. Du bist nicht allein.
Im übrigen habe sie als Krankenhausseelsorgerin auch für die Sorgen der Klinikummitarbeiter ein offenes Ohr gehabt. Für das Personal wünsche sie sich, "dass die Menschen, die hier beschäftigt sind, auch gut arbeiten können. Da wäre vielleicht schon noch mehr möglich."
Monika Schwarzenböck gibt nun nach 20 Jahren ihren Seelsorgetätigkeit am Klinikum auf und geht in Altersteilzeit. Sie will - "weil ich jetzt noch die Kraft habe" - mit ihrem Mann Josef unterwegs sein, möglichst viel Zeit mit den drei Töchtern verbringen und sich noch mehr in der Betreuung von Geflüchteten engagieren. Außerdem ist da noch die Geschichte der Shoa-Opfer, die sich nach Kriegsende in Dorfen auf das Leben in Israel vorbereitet haben. Schwarzenböck gehört zum Team, das 2015 dazu ein Buch herausgegeben hat. Seit einem Aufenthalt im Westjordanland kenne sie auch die andere Seite, die der Palästinenser. Sie will an dem Thema dran bleiben.