Denkmalschutz:Umzug nach fast vier Jahrhunderten

Denkmalschutz: Das ehemalige landwirtschaftliche Wohn- und Wirtschaftsgebäude aus dem Jahre 1627 in Pesenlern ist das älteste Profangebäude im Landkreis Erding.

Das ehemalige landwirtschaftliche Wohn- und Wirtschaftsgebäude aus dem Jahre 1627 in Pesenlern ist das älteste Profangebäude im Landkreis Erding.

(Foto: Renate Schmidt)

CSU-Kreistagsfraktion will das älteste Profangebäude des Landkreises von Pesenlern ins Bauernhofmuseum versetzen

Von Gerhad Wilhelm, Erding /Wartenberg

Die CSU-Kreistagsfraktion setzt sich dafür ein, das älteste Profangebäude im Landkreis Erding vor dem Zerfall zu retten. Das Gebäude aus dem Jahr 1627 steht in Pesenlern in der Marktgemeinde Wartenberg. Es soll geprüft werden, ob es auf das Gelände des Bauernhausmuseums an der Taufkirchener Straße in Erding versetzt werden kann und ob gleichzeitig die Möglichkeit besteht, zum Beispiel dort dann Veranstaltungsräume und eine behindertengerechte Toilettenanlage zu integrieren. "Wir müssen jetzt die Chance ergreifen, wer weiß, wie es in zehn Jahren aussieht", sagt Fraktionsvorsitzender Thomas Bauer und spielt damit auf den derzeitigen Zustand des Gebäudes an. Für die öffentliche Hand sei es leichter, wirtschaftliche Aspekte weniger zu beachten, als für eine Privatperson, wenn es um den Erhalt von denkmalgeschützten Gebäuden gehe. Zumal wenn sie einen wichtigen Bestandteil der Geschichte Erdings widerspiegeln.

Und der ergebe sich laut Thomas Bauer nicht nur aus dem Alter des Gebäudes. "Es verfügt über eine sogenanntes Frackdach, was eine architektonische Besonderheit ist, die überregionale Beachtung findet. Meines Wissens gibt es so ein Dach nur noch in der Nähe von Landshut." Mit dem Besitzer des Profangebäudes - also eines weltlichen Gebäudes im Gegensatz zu einem kirchlichen, sakralen Gebäude - habe es bereits Gespräche gegeben, sagt der Fraktionsvorsitzende. Eine weitere sinnvolle Nutzung des ehemaligen landwirtschaftlichen Wohn- und Wirtschaftsgebäudes sei für ihn nicht mehr gegeben. Der Eigentümer könne sich aber eine Nutzung durch den Landkreis vorstellen. "Wir können niemanden zwingen, ein denkmalgeschütztes Haus so herzurichten, dass es wieder wir früher genutzt werden kann, das wäre für Privatpersonen aus wirtschaftlichen Gründen nicht machbar. Es sei denn, man ist Idealist", sagt Bauer. Ob der Erhalt und die Umsetzung überhaupt sinnvoll sei, müsse nun erst einmal geprüft werden.

Laut Denkmalschutzliste des Bayerischen Landesamtes für Denkmalschutz handelt es sich bei dem Gebäude um den "ehemaligen Wohnteil eines Bauernhauses mit einem zweigeschossigen Walmdachbau mit übertünchtem Blockbau-Obergeschoss, Traufschrot, Balkenköpfen und altem Türgerüst, bez. 1672". Im Ort Pesenlern steht sogar noch ein wesentlich älteres Bauwerk, diesmal handelt es sich aber um einen Kirchenbau: Es handelt sich um die katholische Filialkirche St. Ulrich. Ein kleiner romanischer Bau mit halbrunder Apsis und barockem Dachreiter aus dem 12. Jahrhundert.

Wartenbergs Bürgermeister Manfred Ranft zeigte sich etwas überrascht vom Vorstoß der CSU-Kreistagsfraktion, "aber grundsätzlich würden wir es schon begrüßen, dass das Gebäude erhalten wird". Er schränkt aber auch ein: "Es ist meines Wissen nach schon in einem maroden Zustand." Denkmalschutz sei manchmal eine kostspielige Sache, die man sich vielleicht als Privatperson nicht immer leisten könne.

Bereits seit 1989 gibt es an der Taufkirchener Straße das Bauernhausmuseum. Auf dem zwei Hektar großen Gelände stehen bereits 13 verlagerte Baudenkmälern aus dem Landkreis, die die historische bäuerliche Wirtschafts- und Lebensweise im 18. und 19. Jahrhundert zeigen. Bei dem ältesten Gebäude handelt es sich um einen zweigeschossigen Getreidekasten aus dem Jahre 1581 aus Niederneuching. Außerdem können dort altertümliche Gebäude wie eine Schmiede, Kapelle, Gartenhaus, Kegelbahn, Schuppen, Torfhütte, Backofen und landwirtschaftliche Arbeitsgeräte besichtigt werden.

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