Covid-19: Stillstand im Landkreis Erding:Zuversichtlich durch die Krise

Die Gaststätten im Landkreis Erding haben wegen des Corona-Virus geschlossen. Auch wenn die Lage schwierig ist, verlieren die Betreiber ihren Optimismus nicht

Von Julia Kainz, Landkreis

Schwimmbäder, Fitnessstudios oder Museen: Freizeiteinrichtungen wie diese haben ebenso wie der Einzelhandel aufgrund des Corona-Virus geschlossen. Das öffentliche Leben ist auf ein Minimum reduziert, auch im Landkreis Erding. Restaurants und Gaststätten wurden so lange wie möglich von diesen Schließungen ausgenommen. Doch um das Virus effektiv bekämpfen zu können, müssen auch Restaurants und Wirtshäuser geschlossen bleiben. Erlaubt sind lediglich Auslieferungen, Drive-In Schalter und Essen zum Mitnehmen. Für die Betreiber der Gaststätten eine Situation, die bis zum Rande der wirtschaftlichen Existenz führen kann.

Anton Müller betreibt den Gasthof Reiter in Wartenberg. "Die Lage ist schwierig", sagt er. Denn durch die Schließung fallen beinahe alle Einnahmen weg, und das auf unbestimmte Zeit. Dazu gehört nicht nur der normale Restaurantbetrieb, sondern auch größere Veranstaltungen wie Firmungen oder Taufen. Auch der Kiosk am Thenner Weiher, den Müller betreibt, bleibt geschlossen. "Ich beliefere ja auch Kindergärten und Schulen mit Essen", sagt der Wirt. Da diese aber ebenfalls geschlossen sind, fällt auch dieser Zweig weg. Bis auf weiteres hat Müller alle Veranstaltungen im April abgesagt, wie lange die Schließung anhält, ist noch ungewiss. Auch die Volksfeste in Wartenberg und Isen im Juni, bei denen Müller Festwirt ist, könnten wegen Corona abgesagt werden, ähnlich wie das Volksfest in Buch am Erlbach Mitte Mai, denn das fällt bereits aus.

Covid-19: Stillstand im Landkreis Erding: Zurzeit stehen im Stadthotel alle 19 Zimmer leer und im Restaurant fehlen im Schnitt etwa 80 Gäste pro Tag.

Zurzeit stehen im Stadthotel alle 19 Zimmer leer und im Restaurant fehlen im Schnitt etwa 80 Gäste pro Tag.

(Foto: Stephan Goerlich)

Auch Rudolf Rauch, Betreiber des Gasthauses Rauch in Grucking, trifft die Maßnahme der Regierung zur Bekämpfung des Corona-Virus. "Die Stimmung ist nicht so gut", sagt er. Das Gasthaus Rauch ist derzeit geschlossen. "Es fallen alle Einnahmen weg", sagt Rauch. Wie auch im Gasthof Reiter sind das neben dem Tagesgeschäft Veranstaltungen wie Geburtstage oder Kommunionen. Ein besonders schwerer Verlust: Die vielen Hochzeiten, die das Gasthaus Rauch um diese Jahreszeit normalerweise bewirtet, fallen nun erstmal aus. Rauch sagt seine Veranstaltungen "relativ kurzfristig" ab, und zwar 14 Tage zuvor. So könne man, wenn es eine Entwarnung gibt, den Betrieb schneller wieder aufnehmen. Der Wirt geht aber davon aus, dass im April eher keine Veranstaltungen mehr stattfinden können.

Auch für das Personal ist das keine einfache Zeit. "Am Anfang waren alle ein bisschen geschockt", sagt Rauch. Allerdings machen sich seine Mitarbeiter keine Sorgen um ihre Existenz, sagt der Wirt. Sie hätten Verständnis für die Situation. Ähnlich ist das beim Gasthof Reiter in Wartenberg. Neben dem Wirtshaus gehört dazu noch ein Hotel. Der Betrieb dort ist nicht ganz eingestellt, läuft jedoch nur sehr eingeschränkt, wie Müller erklärt. Übernachten würden derzeit nur Arbeiter oder Monteure. "Das Essen bringen wir ihnen aufs Zimmer", so Müller. Für den Hotelbetrieb braucht der Wartenberger Wirt noch einige Angestellte, zum Beispiel Zimmermädchen. Anders sieht das beim Servicepersonal aus. Aber auch das hat Verständnis für die Maßnahmen, beispielsweise wenn es um Kurzarbeit geht, erklärt Müller.

Covid-19: Stillstand im Landkreis Erding: Auch für Lorena de Matteis ist das nicht einfach.

Auch für Lorena de Matteis ist das nicht einfach.

(Foto: Stephan Goerlich)

Das Personal des Stadthotels Erding und des dazugehörigen italienischen Restaurants "Trattoria dal Vecchio" befindet sich ebenfalls in Kurzarbeit. Die Arbeiten, die es gerade noch zu erledigen gibt, bewerkstelligt die Inhaberfamilie allein. "Natürlich machen sich unsere Angestellten Gedanken", sagt Loreana De Matteis, Tochter des Inhabers. Aber gleichzeitig hätten sie auch Verständnis. Zurzeit stehen im Stadthotel alle 19 Zimmer leer und im Restaurant fehlen im Schnitt etwa 80 Gäste pro Tag. Die Auswirkungen des Corona-Virus war für das Stadthotel und für die dazugehörige Gaststätte jedoch schon vor der offiziellen Schließung spürbar, erklärt De Matteis: "Es wurde schon im Februar, eigentlich Ende Januar, viel storniert." Das liegt vor allem daran, dass andere Länder zum Teil früher von dem Virus betroffen waren und große Veranstaltungen wie Messen, die dem Stadthotel Übernachtungsgäste liefern, abgesagt wurden.

Die Schließung der Gaststätten ist für die Wirte vor allem deshalb problematisch, weil trotz der fehlenden Einnahmen laufende Kosten gedeckt werden müssen. Ein paar Monate können sie das schon schultern, sagen die Wirte aus Grucking und Wartenberg. Dann werde es aber irgendwann schwierig. Trotz dieser kritischen Situation sind die Betreiber der Gaststätten zuversichtlich, denn sie können die Maßnahmen der Regierung verstehen und halten sie für sinnvoll. "Wir werden die ganze Gaudi schon überstehen", sagt Müller. Er hat auf die derzeitige Situation reagiert und bietet nun einen Liefer- und Abholservice an. Angeboten wird eine kleinere Speisekarte, die wöchentlich wechselt. So versucht der Wartenberger Wirt, die Verluste zu reduzieren. Der Lieferservice sei ein "kleiner Lichtblick", er laufe ganz gut. Auf diese Weise bietet Müller seinen Kunden ein bisschen Normalität. "Die Stammgäste freut das auch", sagt er.

Gasthaus Reiterbraeu

Anton Müller versucht die Krise zu überbrücken.

(Foto: Stephan Görlich)

Auch das Restaurant "Trattoria dal Vecchio" des Stadthotels Erding bietet einen Abholservice an. Der laufe allerdings nicht ganz so gut: "Die Menschen sind jetzt zu Hause und haben zum Teil Angst davor, rauszugehen", vermutet De Matteis. Außerdem glaubt sie, dass die Menschen nun daheim eher selbst kochen, weil sie sowieso so viel Zeit haben. Aber auch De Matteis ist optimistisch. "Wir hoffen, dass wir in vier Wochen wieder aufmachen können", sagt sie. Bis der Alltag aber wieder einkehrt und alles wie gewohnt läuft, werde es vermutlich noch etwas länger dauern. "Wir rechnen da schon bis Juni oder Juli", so De Matteis.

Das Gasthaus Rauch ist für Liefer- oder Abholdienste nicht ausgerichtet, sagt der Gruckinger Wirt. "Wir haben gar keine Warmhaltebehälter", erklärt er. Dennoch geht der Familienvater zuversichtlich mit der derzeitigen Situation um. Er könne nun Arbeiten erledigen, die zuvor häufig liegen geblieben sind, zum Beispiel Büroarbeiten. Und auch für seine Familie habe er nun mehr Zeit. "Wenn es dann wieder weitergeht, werden wir mit Freude weiterarbeiten", so Rauch.

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