Corona-Tests:Kapazitäten sind knapp

Kostenloser Corona-Test am Flughafen München, 2020

Am Flughafen München gibt es bereits ein Corona-Testzentrum. Auch an anderer Stelle soll im Landkreis bis Ende August eines eröffnen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Wenn sich Reiserückkehrer aus Risikogebieten auf Corona testen lassen müssen, bedeutet das zusätzliche Arbeit für die Hausärzte. Sie sind auf Unterstützung angewiesen

Von Renan Marie Halaceli, Erding

Hausarztpraxen fühlen sich auf eine Testpflicht für Reiserückkehrer aus Risikogebieten nicht vorbereitet. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will diese Testpflicht zügig umsetzen. Der Erdinger Lungenfacharzt Markus Marschall, der auch Kreisvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung ist, sagt, dass im Erdinger Kreisverband bei den Hausärzten im Moment "gerade genug Kapazitäten" vorhanden seien, um die eigenen Patienten zu testen, jedoch nicht, um zusätzliche Reihentestungen zu bewältigen. Lediglich zwei bis drei Praxen in Erding könnten diese zusätzlichen Leistung erbringen.

Die Testpflicht sollte eigentlich schon am vergangenen Montag eingeführt werden, jetzt soll die Anordnung noch in dieser Woche in Kraft treten. Viele Rückkehrer nehmen aber bereits das jetzt schon existierende freiwillige Testangebot in Bayern wahr. Testen lassen können sich Reisende aktuell zum Beispiel an Autobahnraststätten, am Hauptbahnhof München, am Flughafen München und in Arztpraxen.

Sollte es eine Testpflicht für Reiserückkehrer aus Risikogebieten geben, dann bauen die Erdinger Hausärzte auf die Unterstützung der Teststellen am Münchner Hauptbahnhof, am Flughafen München und vom Gesundheitsamt Erding, so Petra Grundner, medizinische Fachangestellte in der Hausarztpraxis von Ruth Legler und Michaela Brummer. Ob diese Unterstützung ausreiche, sei im Moment aber noch unklar. "Die niedergelassenen Ärzte sind sehr daran interessiert, dass die Screeningstelle des Landkreises erhalten bleibt, damit nicht noch mehr Kranke in die Praxen kommen und es zum kompletten Ausfall von Praxen führt", sagt auch Marschall.

Hinzu kommt das von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) veranlasste bayerische Testangebot, das auch relativ stark beansprucht wird. Aktuell lassen sich in der Praxis des Internisten Julian Bloch zusätzlich zwei bis fünf Patienten am Tag im Durchschnitt testen. Fünf bis sechs sind es in der Praxis von Ruth Legler und Michaela Brummer. Dazu kommen immer drei bis vier weitere Patienten, die bereits Symptome vorweisen. Dafür ist die Infekt-Sprechstunde von 11.30 bis 12.30 vorgesehen, um andere Patienten nicht zu gefährden.

"Die entsprechenden Patienten warten auf dem Gang und werden dann von der Ärztin in voller Schutzmontur reingeholt", sagt Grundner. Wenn Reihentestungen dazukämen, hätte man eben nur diese Infekt-Sprechstunde zur Verfügung. Bloch sagte, er könne sie noch ans Ende seiner Sprechstunde hängen. Insgesamt wurden von April bis Ende Juli in beiden hausärztlichen Praxen jeweils circa 160 Tests an die Screeningstelle geschickt. Aus diesen Wunschtests hat sich bisher kein bestätigter Fall ergeben. Müssten die Praxen ihre Testkapazitäten erhöhen, wäre das für sie aber schwer umsetzbar. Auch das Risiko einer Ansteckung würde sich erhöhen.

Das Personal in Marschalls Praxis ist bislang nicht getestet worden, wie er sagte, weil die Vorsichtsmaßnahmen bisher eingehalten werden könnten. "Ansonsten, bei Verdacht, würde das unter die epidemiologische Indikation fallen zum Schutz und Interesse der Bevölkerung", so Marschall.

Dies war der Fall in der Praxis von Bloch. Dort gab es Coronafälle, die erst im Nachhinein bekannt wurden, da diese Patienten zuerst wegen anderen Beschwerden in der Praxis erschienen waren. Laut Bloch musste sich anschließend die Hälfte des Teams testen lassen, weil sie Kontakt mit diesem Patienten hatten. Auch er selbst war gezwungen, sich mehrmals testen zu lassen, weil er auch auf der Intensivstation des Klinikums Erding ausgeholfen hatte. In seiner Praxis allein gab es bisher fünf bis zehn bestätigte Coronafälle. Marschall behandelte schon ein bis zwei Dutzend Post-Corona-Patienten mit leichten bis schweren Verläufen, wie zurückgebliebenes Asthma oder Lungenschädigungen.

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