Corona-Tests an Grundschulen in Erding:Bitte alle Nasebohren. Klappt doch!

Eine Nachfrage an fünf Grundschulen ergibt: Die Viertklässler kommen mit den Selbsttests besser zurecht als anfangs gedacht

Von Regina Bluhme

Der freundliche Arzt mit dem bunten Hut auf dem Kopf macht kurzen Prozess und sperrt das grüne, stachelige Kugelwesen in einen Käfig. So, jetzt hat Doktor Kasperl Ruhe vor dem Corona-Virus mit dem giftigen Blick und kann den Kindern erklären, wie ein Selbsttest funktioniert. So beginnt das Erklärvideo des Marionettentheaters der Augsburger Puppenkiste, mit dem die Kinder an der Carl-Orff-Grundschule in Erding arbeiten. Seit Montag herrscht in Bayern Testpflicht für den Präsenzunterricht. Eine Umfrage an fünf Grundschulen im Landkreis, nicht repräsentativ, aber doch erhellend, ergibt: Die Duchführung der Tests bekommen die Viertklässler gut auf die Reihe. Und Stand Donnerstag gibt es an den fünf Schulen keine positiven Fälle zu melden.

Corona-Tests an Grundschulen in Erding: In Isen steht am Mittwoch Klassenlehrerin Patricia Mies vor der 4b und führt ein langes Wattestäbchen zur Nase.

In Isen steht am Mittwoch Klassenlehrerin Patricia Mies vor der 4b und führt ein langes Wattestäbchen zur Nase.

(Foto: Renate Schmidt)

"Es klappt erstaunlicherweise sehr gut", sagt Michael Oberhofer, Schulleiter der Grund- und Mittelschule Isen. Dabei hatte der Kreisvorsitzende des Bayerischen Lehrer und Lehrerinnenverbands (BLLV) große Zweifel, ob die Durchführung der Selbsttests mit Grundschülern funktionieren werde. Freilich seien aufgrund der Inzidenz aktuell nur die "Großen", die Viertklässler, in der Schule. Ein Positiv-Fall habe sich bisher nicht ergeben. "Die Kollegen machen das sehr gut," betont Oberhofer. Allerdings sei jetzt Mehrarbeit nötig, ein "pädagogisches Triple", für Kinder in Präsenz, in Distanzunterricht und nun noch für diejenigen, die aufgrund einer fehlenden Testung zu hause bleiben müssen. Von letzteren gibt es an den fünf befragten Schulen allerdings eine verschwindende Minderheit. An der Grundschule in Langengeisling zum Beispiel schwankt die Zahl zwischen ein bis zwei Kindern, wie dort zu erfahren ist.

Corona-Tests an Grundschulen in Erding: Gemeinsam mit den Schülern und Schülerinnen geht Lehrerin Paricia Mies alle Schritte durch.

Gemeinsam mit den Schülern und Schülerinnen geht Lehrerin Paricia Mies alle Schritte durch.

(Foto: Renate Schmidt)

"Was ich an Rückmeldungen erhalten habe, klappt es mit der Durchführung gut", sagt Thomas Emrich, Schulleiter der Grundschule Am Mühlanger in Dorfen. Dort fanden die Tests sogar unter ärztlicher Aufsicht statt. Wie Emrich erzählt, habe die Mutter eines Drittklässlers, eine Ärztin, ihre Unterstützung angeboten und Testungen begleitet.

An den fünf Grundschulen hat jede Lehrkraft ihre eigenen Ideen, wie die Test-Utensilien am besten für die Kinder zu handhaben sind. Steckwürfel, Knetgummi oder Eierkartons fungieren als Halterungen. Auch Styropor, Plastilin und Holzstückchen mit gebohrten Löchern sind gefragt. Als Klassiker erweist sich die gute alte Wäscheklammer.

Corona-Tests an Grundschulen in Erding: Vorrat an Schnelltests ist ausreichend vorhanden.

Vorrat an Schnelltests ist ausreichend vorhanden.

(Foto: Renate Schmidt)

"Wir waren skeptisch und wir bleiben skeptisch", sagt Thomas Emrich. Als "wirklich ungünstig" empfindet er, dass mit der Nachschublieferung nun Tests eines anderen Herstellers gekommen sind. Die Durchführung sei nun ein wenig anders und zudem aufwendiger. Aber so oder so: "Ein immenser Zeitfresser" seien die Testungen allemal. Eine Stunde Unterricht gehe flöten.

Ingeborg Bruns, Schulleiterin an der Grundschule Klettham in Erding, sagt, "es läuft sehr gut, die Kinder sind sehr geschickt". Auch Klettham hatte fachliche Unterstützung: Am ersten Tag schaute ein Arzt im Ruhestand vorbei, der normalerweise Schach an der Schule unterrichtet. Inzwischen habe sich fast eine gewisse Routine ergeben, so Bruns. Der Hausmeister bereite morgens die Tische vor mit den Testkits inklusive Wäscheklammer als Röhrchenhalter, und los geht's.

Corona-Tests an Grundschulen in Erding: Stäbchen zunächst in der Nase drehen, dann in das Röhrchen stecken, das schon im Wäscheklammer-Halter wartet.

Stäbchen zunächst in der Nase drehen, dann in das Röhrchen stecken, das schon im Wäscheklammer-Halter wartet.

(Foto: Renate Schmidt)

Christine Triska-Kowol, Schulleiterin der Carl-Orff-Grundschule, weiß: Das Video der Augsburger Puppenkiste kommt bei den Kindern sehr gut an. Der Film, der auch auf der Homepage des Kultusministeriums steht, habe "sehr geholfen". Nach nur ein paar Tagen habe sie das Gefühl, dass das Testen für Kinder zum Schulalltag gehöre, nach dem Motto "Das machen wir jetzt einfach". Alle Schulleitungen betonen, dass es auch sehr wichtig sei, die Kinder vorab gut zu informieren. Ein positiver Test müsse nicht automatisch bedeuten: Du bist infiziert. So ein Ergebnis müsste durch einen PCR-Test bestätigt werden.

Weil natürlich die betroffenen Kinder von den Eltern abgeholt oder nach Hause geschickt werden müssen, stellt sich die Frage: Was passiert, wenn ein Ganztagskind positiv ist und die Eltern in systemrelevanten Berufen es nicht zeitnah abholen können? Die Pressestelle des bayerischen Kultusministeriums erklärt auf Nachfrage der SZ: Es gebe dazu keine "generelle Antwort". Für den Einzelfall müsse vor Ort eine Lösung gefunden werden. So wie bei jeder anderen Erkrankung auch. Eine spezielle Regelung sei daher nicht erforderlich. Thomas Emrich bleibt skeptisch. Er sieht das Problem noch nicht gelöst, aber er halte sich an "das Prinzip Hoffnung", dass dieser Fall nicht eintreten werde.

Einig sind sich die Schulleitungen auch: Der Aufwand für die Lehrkräfte ist hoch, die Lehrer sind am Limit. Sie alle würden sich wohl wünschen, dass es im echten Leben so zugeht wie im Video der Augsburger Puppenkiste: Da schießt der Arzt das Virus am Schluss einfach auf den Mond.

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